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Drei-Generationen-Haus

Die Wohnform, die noch zu Zeiten der Großeltern und teilweise auch der Eltern Tradition war, kommt langsam wieder: Das Drei-Generationen-Haus. Großeltern, Eltern und Kinder wohnen unter einem Dach. Immer mehr Menschen sehen dies als eine attraktive Alternative zum eigenen Hausbau an - entweder, weil das Haus der eigenen Eltern nicht genug Platz für alle bietet, oder weil diese wegen Krankheit oder einfach nur dem Alter nicht mehr alleine leben sollen.
In früheren Zeiten wurde dieses Wohnkonzept aus rein praktischen Gründen in Erwägung gezogen: Es war günstiger, mit den Eltern unter einem Dach zu wohnen, vor allem da das Haus, zumindest im ländlichen Bereich, meist schon vorhanden war. Heutzutage ist es eine bewusste Entscheidung, da ein Zusammenleben nicht zwingend nötig ist. Dieses Zusammenleben kann jungen Familien einige Vorteile bieten - allerdings auch ebenso einige Nachteile.
 
Vorteile
  • Kostenersparnis beim Kauf oder Bau
  • Gegenseitige Hilfe
  • Pflege der Großeltern zu Hause möglich
  • Teilen der Erfahrungen und Erlebnisse

Nachteile

  • Eventuell fehlende Privatsphäre
  • Konflikte können auftreten
  • Kindererziehung sorgt für Streitpotenzial
  • Die ältere Generation ist nicht mehr der Hausvorstand - Umgewöhnung fällt oft schwer

Drei-Generationen-Haus

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1. Vorteile des Dreigenerationenhauses
 
1.1 Kostenersparnis beim Kauf oder Bau
Wer mit seinen Eltern zusammen ein Haus baut, kann mit zwei Ersparnistöpfen den Hausbau beginnen. Die Aufnahme eines Kredits beim Hausbau ist trotz der derzeit günstigen Zinsen immer noch einer der schwerwiegendsten Gründe, die für oder gegen den Kauf oder Bau entscheiden. Zusammen mit den Eltern ist es aber möglich, einen geringeren aufnehmen zu können, der schneller zurückgezahlt ist. Trotzdem ist es ratsam, eine Schutzversicherung abzuschließen, falls der tragische Fall eintritt, dass der Kreditnehmer oder Hauptverdiener stirbt und die Schulden von den anderen Familienmitgliedern alleine nicht getragen werden können. Eine Risikolebensversicherung kann diesbezüglich eine sinnvolle Maßnahme sein – mitunter wird diese von den Banken sogar erwartet und gefordert, da diese sichergehen wollen, dass sie ihr Geld im Fall der Fälle zurückgezahlt bekommen. 
 
Eine weitere Kostenersparnis beim Hausbau bzw. der Finanzierung geht außerdem damit einher, was für ein Gebäude es letztendlich sein soll und wie die individuellen Anforderungen aussehen. So ist ein Fertighaus sicherlich eine der günstigsten und schnellsten Varianten. Langfristig betrachtet ist aber nur das wirklich günstig, was bei entsprechender Qualität auch nur geringe laufende Kosten verursacht – Wärmedämmung, Rückgewinnungsanlage und Photovoltaik sind diesbezüglich wichtige Stichworte, die es zu berücksichtigen gilt (die Investitionskosten kann aber vermutlich nicht jeder stemmen). Eine andere Variante, auf die auch heute noch viele Bauherren setzen, ist das klassische Massivhaus. Entgegen vieler Behauptungen zeigt sich diesbezüglich immer wieder, dass das Bauen von Stein auf Stein keineswegs teurer sein muss als die Holz- und Stahlständerbauweise eines Fertighauses, unter Massivhaus.de werden die einzelnen Kostenpunkte nochmals detailliert beleuchtet. Auch die Vor- und Nachteile der verschiedenen Gebäudetypen gilt es in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen – wie verhält es sich mit dem Raumklima und der Wärmespeicherung, wie lange dauert der Bau und was ist bei der individuellen Planung alles möglich? Alles in allem ist der Hausbau also vor allem eine langfristige Investition, bei der keineswegs nur die Baukosten berücksichtigt werden sollten, sondern auch folgende laufende Kosten oder mögliche auftretende Mängel, die behoben werden müssen.
 
Drei-Generationen-Haus

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1.2 Gegenseitige Hilfe
Das Kind ist krank, die Mutter muss aber dringend zu einem wichtigen Meeting und der Vater ist auf Geschäftsreise - Was nach einem unlösbaren Problem klingt, bei dem meist der Job leidet, aber nicht die Familie, bedarf mit den Großeltern im Haus nur eines schnellen Telefonats zur Lösung: Diese können auf das kranke Kind aufpassen, während die Eltern bei der Arbeit sind. Eine Konstellation, die sehr gut funktioniert - vor allem, wenn die Familie auf beide Elternteile als Verdiener angewiesen ist. Dieser Punkt ist es meist, der zu der bewussten Entscheidung hin zu einem Mehrgenerationenhaus führt. Die Großeltern verbringen mehr Zeit mit ihren Enkeln und die Eltern können sich besser auf die Arbeit konzentrieren - wissen sie ihren Nachwuchs doch in vertrauten Händen.
 
Drei-Generationen-Haus

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1.3 Pflege der Großeltern zu Hause möglich
Kein Kind gibt seine Eltern gerne in ein Heim, wenn auch eine andere Pflege möglich ist. Bei einem Haus, das groß genug für zwei oder mehr Familien ist, ist dies auch nicht nötig. Mittels ambulanter oder familiärer Pflege können die Senioren zu Hause und im Kreis ihrer Familie bleiben. Dadurch werden sie außerdem nicht aus ihrem sozialen Umfeld gerissen und müssen sich nicht noch zusätzlich zu ihrer Krankheit in einem neuen Zuhause zurechtfinden - bei einigen Beschwerden kann dies für eine bessere Genesung sorgen.
 
1.4 Teilen der Erfahrungen und Erlebnisse
Die Kinder und Eltern erzählen von ihrem Problemen und die Großeltern können mit ihrer Lebenserfahrung Problemlösungen anbieten - ein gutes Konzept, das oft, aber nicht immer funktioniert. Außerdem hören sich Enkelkinder gerne die Erzählungen der Großeltern an und lernen dadurch vor allem auch, dass die Daten und Fakten, die sie im Geschichtsunterricht lernen, wirklich so passiert sind und sie Zeitzeugen sogar mit im Haus wohnen haben. Das abstrakte Konstrukt der Geschichte gewinnt dadurch an Form.
 
2. Nachteile des Mehrgenerationenhauses
 
2.1 Eventuell fehlende Privatsphäre
Wer in einem Haus mit seinen Eltern wohnt, lebt meist nicht in komplett abgeschlossenen Wohnungen, wie dies in einem Mehrparteienhaus in der Großstadt der Fall ist. Die Folge ist, dass die Privatsphäre darunter leiden kann. Hier hilft es aber, Grenzen zu ziehen: Es muss beispielsweise nicht jedes Mal ein Gespräch geführt werden, nur weil sich jemand über den Weg läuft. Auch sollten geschlossene Türen Beachtung finden und keiner der Bewohner einfach in die Zimmer der anderen eindringen - auch den Kindern sollte dies beigebracht werden.
 
2.2 Konflikte können auftreten
Wie der vorherige Punkt schon angedeutet hat, können Konflikte auftreten, die bei einem getrennten Wohnen nicht entstehen. Hier ist es wichtig, dass die Großeltern und Eltern wie erwachsene mit den aufkommenden Streitigkeiten umgehen. Jeder Konflikt lässt sich schließlich lösen. Wenn die Ursache nicht zu beseitigen ist, so ist zumindest ein Kompromiss zu finden: Toleranz ist von allen Bewohnern des Dreigenerationenhauses zu erwarten - ist diese nicht vorhanden, wird das Zusammenleben schwer.
 
Drei-Generationen-Haus

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2.3 Kindererziehung sorgt für Streitpotenzial
Nirgends gibt es so viele unterschiedliche Meinungen wie bei der Kindererziehung. Einige schwören auf eine antiautoritäre Erziehung, wieder andere verwöhnen ihre Kinder, ohne es zu merken, und einige versuchen durch liebevolle Strenge, verantwortungsbewusste Erwachsene heranzuziehen. Die Großeltern sind auf jeden Fall andere Erziehungsmaßnahmen gewöhnt als ihre Eltern - hier kann es daher zu Streitigkeiten kommen. Am besten ist es, wenn die Großeltern sich zurückhalten und ihren Kindern vertrauen, dass diese ihren Nachwuchs erziehen können.
 
2.4 Die ältere Generation ist nicht mehr der Hausvorstand - Umgewöhnung fällt oft schwer
Die Großeltern sind es seit einigen Jahren gewöhnt, ihren eigenen Haushalt zu führen und die Verantwortung zu tragen. Mit dem Umzug in das Mehrgeneartionenhaus geben sie die Führung aber ab an ihre Kinder - sie sind nun noch Mitglieder des Haushalts, aber nicht mehr dessen Oberhaupt. Die Umgewöhnung fällt vielen schwer - aber sie ist zu schaffen. Wichtig ist nur, dass die mittlere Generation diese Umgewöhnung berücksichtigt und so eventuelles Konfliktpotenzial gar nicht erst aufkommen lässt.
 
3. Fazit
Die Vor- und Nachteile eines Dreigenerationenhauses sollten vor dem Kauf oder Bau gut abgewogen werden. Ob sich diese Konstellation für eine Familie eignet, ist aber nur individuell herauszufinden und nicht pauschal zu beantworten; auch zu Zeiten der Eltern und Großeltern gab es immer Haushalte, in denen dies wunderbar funktioniert hat, und andere, in denen es eine Katastrophe war.

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