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Electric Marathon 2018 - elektrisch quer durch Europa

Von Finnland bis nach Monaco: Zurzeit läuft eine Europa-Rallye der besonderen Art. Denn auf der 2.600 Kilometer langen Strecke sind nur Elektroautos am Start. Der Electric Marathon 2018 will damit die Elektromobilität bekanntmachen und fördern – und demonstrieren, dass E-Fahrzeuge auch lange Strecken durchhalten. Zuschauen und anfeuern kann man die Teilnehmer ab 22. September auch bei uns. Denn dann absolvieren die E-Autos ihre acht deutschen Etappen – von Peenemünde bis Trier.
NPO, 21.09.2018

Die Wurzeln der Europa-Rallye liegen fast 90 Jahre zurück: Bereits 1929 machten sich die ersten tollkühnen Fahrer auf, Europa einmal von Norden nach Süden zu durchqueren. Ziel der damals noch Monte Carlo Star genannten Rallye war das Mittelmeer-Fürstentum Monaco. Gestartet wurde teils in Riga, teils in Talinn – und gefahren wurde mit harten Bandagen.

Damals: Sabotage und fiese Tricks

Im Rivalen auszustechen, schreckten die Fahrer der Rallye und ihre Teams weder vor Sabotage, noch vor ebenso spektakulären wie illegalen Aktionen zurück.  So gerieten zwei der Fahrer, Rudolf Caracciola und Julius Johanson, in einem Schneesturm aneinander. Als das Service-Team von Caracciola – eigentlich für die Schneeräumung der Straße zuständig – den Wagen von Johanson sah, rannten sie auf diesen zu und schoben in kurzerhand in den Graben.

Bei der Rallye im Jahr 1930 wurde das estnische Fahrerteam erst von absichtlich langsamen Streckenbeamten in Königsberg aufgehalten. In Berlin dann führten man sie mit einem Pilotwagen in die Irre, der sie dreimal die gleiche Straße entlang führte, statt auf kürzestem Weg durch die Stadt. Bei einen Rennen im Jahr 1938 sorge das estnische Team dagegen selbst für spektakuläre Unfälle: Einer der Fahrer rammte die Mauer einer Burg im französischen Avignon, ein anderer entkam nur knapp den Flammen, als beim Tanken ein anderer Wagen neben ihm Feuer fing.

Teilnehmer des Electric Marathon 2013 in Warschau.

 Triin Viljasaar

Heute: Alles fährt mit Strom

Nicht ganz so rabiat geht es bei der Renaissance dieser historischen Ralley zu: Im Jahr 2011 griff Prinz Albert II von Monaco gemeinsam mit estnischen Partnern die Idee einer europäischen Nord-Süd-Rallye auf - mit einer entscheidenden Veränderung gegenüber damals: Ausschließlich Elektrofahrzeuge dürfen heute an den Start gehen. Die Idee hinter dem Electric Marathon getauften Ereignis: Die Entwicklung ressourcenschonender und umweltverträglicher Technologien in Europa voranzutreiben und das Bewusstsein für die Verlässlichkeit moderner Elektrofahrzeuge zu stärken.

Dass Estland neben Prinz Albert der Hauptveranstalter der Rallye ist, ist dabei kein Zufall: Estland gilt als europäischer Vorreiter bei digitalen Technologien, aber auch in der Elektromobilität. So führte Estland als erstes Land eine vom Staat in Auftrag gegebene landesweite Infrastruktur für Elektrofahrzeuge ein. Als Folge gibt es dort heute mindestens alle 60 Kilometer eine Ladestation - dies ist das größte nationale Ladenetz Europas.

Die Bandbreite der teilnehmenden Elektro-Fahrzeuge ist riesig. Hier bei einem Etappenstart in Maribor.

Triin Viljasaar

Fahrende Stromtankstellen und ein Taktgeber-Auto

Insgesamt legen die Ektroautos bei der Elektro-Rallye rund 2.600 Kilometer auf jährlich leicht variierenden Routen zurück. Während ihrer Etappen fahren die teilnehmenden Elektroautos bis zu 400 Kilometer ohne Ladestopp. Weil entlang der Strecken längst nicht genügend Ladestationen stehen, fahren mobile Stromtankstellen im Rennen mit. Sie sorgen dafür, dass die Teilnehmer jederzeit ihre Akkus wiederaufladen können.

Ungewöhnlich bei der Rallye: Im Gegensatz zu den meisten Renne geht es hier nicht darum, wer als schnellster fährt oder als erster ankommt. Stattdessen ist eine Punktlandung gefragt: Ein Taktgeber-Fahrzeug fährt die Strecke im Vorhinein ab und setzt damit die Referenzzeit. Bei der Rallye gewinnt dann das Team, das dieser Zeit am nächste kommt. Wer früher oder später am Ziel eintrifft, bekommt dagegen Strafpunkte.

Ziel der Rallye ist die Place du Palais vor dem Fürstenpalast in Monaco.

 Triin Viljasaar

Ab 22. September geht es quer durch Deutschland

Start der diesjährigen Elektro-Rallye war am 17. September in den Städten Helsinki und Talinn. Von dort aus geht es durch Lettland, Litauen, Russland, Polen, Deutschland, Luxemburg, Frankreich bis zum Ziel in Monaco. Deutschland erreichen die Fahrerteams am 22. September. Die acht deutschen Etappen beginnen in Peenemünde und führen dann über Greifswald, Rostock, Hamburg, Göttingen, Kassel, Bad Homburg und Trier nach Südwesten.

In den Etappenstädten wird die Rallye von unterschiedlichen Veranstaltungen begleitet – vom Musikfestival bis zum Straßenfest. Auch Gelegenheit, die Fahrer und ihre Vehikel zu bejubeln und anzufeuern, gibt es dabei reichlich. Die Fahrzeug-Palette ist dabei sehr vielfältig: Vom Elektrobuggy bis zum luxuriösen Sportwagen ist alles dabei.

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