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Fincas – der Traum vieler Urlauber und Rentner

Eine mallorquinische Finca im traditionellen Stil weckt romantische Gefühle.

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Zu den bekanntesten Mallorquinern gehört wahrscheinlich der Tennisspieler Rafael Nadal, der es sich natürlich auf „seiner“ Insel häuslich eingerichtet hat. Aber nicht nur einheimische Prominente, sondern auch Stars wie Boris Becker, Catherine Zeta-Jones und Herbert Grönemeyer nennen oder nannten ein Anwesen auf Mallorca ihr Eigen. Der Wunsch, in einer Immobilie auf Mallorca kurz- oder langfristig heimisch zu werden, treibt auch viele weniger bekannte Leute um. Alle Welt redet von einer Finca entweder für den Urlaub oder als Altersruhesitz. Aber was ist das nun genau, eine Finca? Eine einheitliche Definition gibt es nämlich nicht.

Die begrifflichen Ursprünge der Finca

Wenn in Deutschland über eine Finca geredet wird, haben die meisten Leute wahrscheinlich ein helles, bäuerliches Steinhaus vor Augen, das sich in einer eher ländlichen Gegend auf Mallorca – oder allgemein in Spanien – befindet. Dabei drückt der Begriff in der wörtlichen Übersetzung zunächst etwas anderes aus. „Finca“ heißt nichts anderes als Grundstück und wird im spanischen Immobilienrecht synonym mit „Liegenschaft“ verwendet. In früherer Zeit wurden damit Landparzellen bezeichnet, die von Bauern aus dörflichen Gemeinschaften bewirtschaftet wurden. Die Wege zu den im Privatbesitz befindlichen Parzellen waren teilweise lang und umständlich. Deshalb wurden bereits nach kurzer Zeit kleine Hütten errichtet, die als Lagerstätten dienten. Diese wurden in arbeitsintensiven Phasen zusätzlich als Übernachtungsmöglichkeit genutzt, um sich die langen Wege zu sparen und effizient arbeiten zu können. Als Baumaterial wurden Steine von den Feldern aufgesammelt. So wurde ein Baustil geprägt, der sich speziell durch dicke und kühl haltende Steinwände auszeichnet.

Aus Hütten werden Häuser

Bei den simplen Steinhütten blieb es nicht. Die Entwicklung in Richtung größerer Gebäude war nicht aufzuhalten. Es entstanden Steinhäuser mit Küche und mehreren Zimmern, auf die sich die Bewohner aufteilten. Die Wasserversorgung wurde über Brunnen gewährleistet und die Nutzung erweiterte sich. Die Menschen teilten sich ihren Lebensraum mit Nutztieren wie Schweinen, Ziegen oder Hühnern. Dies ist die Zeit, in der das Bild der typisch mallorquinisch geprägten Finca geprägt wurde, welches im heutigen deutschen Sprachgebrauch vorherrscht. Fincas waren Grundstücke mit einer Wohn- und Nutzbebauung, die permanent als Bauernhöfe bewirtschaftet wurden. Der weitere technische Fortschritt sorgte dafür, dass die Infrastruktur der Strom- und Wasserversorgung ausgebaut wurde. Die Fincas erhielten modernere Einrichtungen und wurden komfortabler.

Mallorca als Urlaubsziel hat nicht nur Strände und den Ballermann zu bieten.

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Verfall und Tourismus

Große Teile der jüngeren Generationen verloren das Interesse an der Weiterführung der Landwirtschaft und gaben die Fincas auf, um wieder in die Dörfer oder Städte zurückzuziehen. Auf ganz Mallorca war eine unselige Entwicklung des Verfalls eingeläutet. Um diesem Prozess Einhalt zu gebieten, wurde von der Provinzregierung ein umfangreiches Förderprogramm gestartet. Mit Zuschüssen in Millionenhöhe wurden Bauern ermuntert, ihre Fincas als Urlaubsunterkünfte herzurichten. Die renovierten und modernisierten Landgüter hatten eine ungemeine Strahlkraft. Bezaubert vom romantischen Charme der Anwesen fanden sich viele Prominente, die sich eine Finca als Rückzugsort leisteten. Aufgrund ihrer Bekanntheit traten sie eine Welle los, die den Run auf die Fincas nur noch steigerte, sei es als Kaufobjekt oder als Mietobjekt für die Ferien. Mit einem Bauernhof hat ein Großteil der Anwesen nicht mehr viel gemein. Es gibt zwar etliche liebevoll mit uralten landwirtschaftlichen Accessoires geschmückte Steinwände und auch Brunnen und Ställe aus alter Zeit. Ebenso sind landwirtschaftliche Geräte wie alte Pflüge noch vorhanden, aber der vorherrschende Zweck ist natürlich dekorativer Art. Das gilt jedoch nicht für die moderneren Annehmlichkeiten wie Swimming Pools, Gartenanlagen und neue Einbauküchen. Hier sollen ganz klar die Aspekte der Erholung und des Luxus bedient werden. Darüber hinaus ist eine Urlaubsfinca heutzutage der ideale Ausgangspunkt, um nicht nur die Strände, sondern auch die fantastische Natur Mallorcas zu erkunden.

Der Begriff in heutiger Zeit

Die aus der historischen Nutzung als Bauernhof entstandenen Landhäuser, die vornehmlich privat genutzt werden, werden in Spanien „Finca rústica“ genannt. Aber da im Immobilienrecht der Wortsinn der Liegenschaft vorherrschend ist, gibt es auch andere Typen wie die „Fincas industriales“ (in Industriegebieten) und die „Fincas urbanas“ (in der Stadt). Die „Fincas rústicas“ lassen sich wiederum in weitere Subtypen klassifizieren, deren Einordnung sich am Verwendungszweck orientiert. Dabei ist die „Finca agrícola“ die klassische landwirtschaftlich genutzte Finca, die sich bei Urlaubern zunehmender Beliebtheit erfreut. Den Touristen bieten sich mehrere Möglichkeiten zur Urlaubsgestaltung auf einer Finca.

Beim Urlaub auf dem Bauernhof ist der Kontakt zu Tieren gerade für Kinder wichtig.

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Agriturismo und Ferienhäuser

Den Urlaub auf dem Bauernhof, bei dem die Touristen direkt mit dem Landleben in Kontakt kommen, gibt es auf Mallorca genauso wie in Deutschland. Er heißt auf der Balearen-Insel „Agriturismo“ oder auch „turismo rural“. Die Urlauber werden oft in einer Einliegerwohnung oder einem Anbau untergebracht und von den Besitzern der aktiv bewirtschafteten Finca persönlich unter die Fittiche genommen. Gerade Familien mit Kindern bevorzugen diese Art des Urlaubs, weil der Kontakt zu Tieren immer noch ein hochbeliebtes Element ist. In Zeiten der Massentierhaltung erleben viele Kinder oft das erste Mal, wie Nutztiere wie Ziegen oder Hühner auch mit Respekt behandelt werden können. Die anderen Urlaubsvarianten sind geprägt von der Nutzung als Ferienhaus. Dabei kann es sich um eine historische Finca handeln, die zumeist aufwändig restauriert wurde. Aber es gibt auch den Urlaub in einem hochmodernen Ferienhaus, das lediglich nach dem Vorbild der traditionellen Fincas neu gebaut wurde.

Finca: Eine Geschichte von schwerer Arbeit und Erholung

Die Gebäude, die im Mittelalter die bäuerlichen Anwesen prägten, waren praktischer Natur. Die Menschen arbeiteten hart, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Heutzutage ist die Finca auf Mallorca ein Synonym für Entspannung und Erholung im romantischen und natürlich-ländlichen Ambiente.

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