Seit man sich wissenschaftlich mit → Lawinen beschäftigt, hat man versucht, ihre unterschiedlichen Erscheinungsformen zu typisieren. Heute unterscheidet man Lawinen nach der Form des Anrisses, der Form der Bewegung, der Lage der Gleitfläche, der Form der Bahn, der Feuchtigkeit der abgehenden Schneemassen, der Bahnlänge, der Art des Schadens und nach der Art des anbrechenden Materials.
Form des Anrisses:
Nach der Form des Anrisses werden → Schneebrettlawinen und Lockerschneelawinen unterschieden. Schneebrettlawinen brechen entlang einer scharfen Linie ab und bewegen sich auf einer vorgeformten Gleitfläche, die aus einer schwachen Schneeschicht wie → “Schwimmschnee“ oder Oberflächenreif gebildet wird. Auch die Bodenoberfläche kann als Gleitbahn dienen. Bei Schneebrettlawinen ist eine gewisse Festigkeit im Schneeverband Voraussetzung, um Spannungen großflächig übertragen zu können. Der Schnee setzt sich dann nahezu gleichzeitig über die gesamte Breite des Anrisses in Bewegung und zerbricht dabei in einzelne Schollen. Die Geschwindigkeiten von Schneebrettlawinen liegen zumeist bei Beträgen von bis zu 50 km/h. Im Gegensatz zu ihnen haben Lockerschneelawinen einen punktförmigen Anriss. Schneebrettlawinen sind von Skifahrern besonders gefürchtet. 90 % der Lawinenunglücke werden von diesem Lawinentyp verursacht, denn sie sind die gefährlichsten Lawinen. Innerhalb weniger Sekunden rutscht durch Belastungszunahme oder durch Abnahme der Festigkeit eine ganze Schneeschicht ab. Ein Entkommen ist für den Skifahrer kaum möglich. Lockerschneelawinen beginnen punktförmig in größeren Ansammlungen von locker gelagerten Schneemassen.