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Schneebrettlawine

 

Schneebrettlawinen reißen entlang einer scharfen Linie ab und bewegen sich auf einer vorgeformten Gleitfläche, die aus einer schwachen Schneeschicht gebildet wird (s. a. → Lawinentypen). Das kann eine millimeterdünne Schicht aus → Schwimmschnee oder aus eingeschneitem Oberflächenreif sein. Auch die grasbewachsene Bodenoberfläche kann als Gleitbahn für Schneebretter dienen.

Die Festigkeit zwischen zwei Schneeschichten, die darüber entscheidet, ob eine Schneebrettlawine abbricht, nennt man Scherfestigkeit. Sie beruht auf Kohäsion zwischen den einzelnen Schneekörnern und auf der Reibung zwischen ihnen. Hinzu kommt der senkrechte Auflagedruck auf den Hang, der mit steigendem Neigungswinkel abnimmt. Daraus ergibt sich eine zunehmende Lawinengefahr mit steigender Hangneigung bei zugleich anwachsender Schneedecke, da dann die Scherspannung als gewichtsabhängige und abschiebende Größe zwischen zwei Schneeschichten zunimmt. Bei Schneebrettlawinen ist eine gewisse Festigkeit im oberflächennahen Schneeverband Voraussetzung, um Spannungen großflächig übertragen zu können. Der → Schnee setzt sich dann beim Abbruch nahezu gleichzeitig über die gesamte Breite des Anrisses in Bewegung und zerfällt dabei in einzelne Schollen.

 

Die Ergebnisse einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Edinburgh, des Karlsruher Instituts für Werkstofftechnik und des Fraunhofer Instituts für Werkstoffmechanik aus dem Jahr 2008 liefern eine neue Sicht auf die Verursachung von Lawinen. Die Forscher erklären, dass Schneebrettlawinen nicht nur durch Scherkräfte, sondern auch durch Fernauslösung verursacht werden können. Und zwar sind Schneefelder aufgrund von Niederschlag und Wärmefluss meistens aus mehreren Schneelagen aufgebaut. Diese sind unterschiedlich fest. Außerdem besteht das Material Schnee aus Eiskristallen und Hohlräumen. Die Forscher haben untersucht, wie Risse im Schnee entstehen und sich flächig ausbreiten. Ihre Erklärung: Eiskristalle, die in einer tiefer gelegenen Schicht abbrechen, rücken enger zusammen. Ein Hohlraum vergrößert sich, die Schneedecke sackt zusammen. Reibungskräfte wirken an der Stelle, wo die frisch entstandenen Kontaktflächen aufeinander treffen. Die Ausbreitung des Hohlraumes trennt die vormals gebundenen Schneeschichten ab. Bei diesem Phänomen kommt es zur so genannten Fernauslösung einer Lawine.

 

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