Lexikon
ägyptische Musik
Ihre erste klassische Blütezeit erlebte die ägyptische Musik unter den Herrschern des Alten Reichs (2682–2191 v. Chr.). Aus dieser Zeit stammen Instrumente wie Bogenharfe, Langflöte und Doppelklarinette. Die ersten Namen von höfischen Berufsmusikern erschienen in den hieroglyphischen Inschriften der Gräber. Das Berufsmusikertum hatte sich bereits der damals gültigen Gesellschaftsordnung angepasst.
Solistische Darbietungen mit Instrumentalbegleitung wechselten mit chorischen, auch antiphonal oder responsorial vorgetragenen Gesängen, weltliche mit kultischen Musik- und Tanzdarbietungen. Das gemischt vokal und instrumental besetzte Ensemble wurde durch den Cheironomen geleitet, der durch Zeichen seiner Hände den melodischen Ablauf und die rhythmische Gestaltung der Darbietungen anzeigte.
Zu den erwähnten Instrumenten traten im Lauf der Jahrhunderte die heilige Priesterrassel (Sistrum), verzierte Klappern aus Holz oder Elfenbein und die Trompete. Seit dem Mittleren Reich (2025–1794 v. Chr.) waren in Ägypten auch Röhrentrommel und Leier bekannt. Aus der Zeit des Neuen Reichs stammen die erste historisch nachweisbare Laute der Weltmusikgeschichte, die im Grab eines Musikers namens Harmose aufgefunden wurde, und die ersten Trompeten aus Gold und Silber, im Grab des Tutanchamun entdeckt. Hauptform vokalen und instrumentalen Musizierens war ein Vorläufer des orientalischen Dor, einer Art primitiven Rondos. In der Spätzeit und im griechisch-römischen Ägypten erlag die Musik immer mehr ausländischen Einflüssen, was sich auch im Instrumentarium bemerkbar machte. An neuen Instrumenten kamen hinzu: Glöckchen, Becken, Panflöte, Aulos, Querflöte, hydraulische Orgel. Die pharaonische Musik hat im koptischen Kirchengesang (koptische Musik) und im Lied der Landbevölkerung weitergelebt.
Im 20. Jahrhundert ist die Volksmusik noch stark vertreten, hier finden sich u. a. Einflüsse der Beduinen und der Nubier. Ab den 1930er Jahren bis über ihren Tod 1975 hinaus erlangte die klassische Sängerin Umm Kalthum enorme Popularität, auch im gesamten arabischen Raum. Ab etwa 1970 entwickelte sich eine moderne ägyptische Popmusik, deren bedeutendste Richtungen die an westlichem Pop orientierte Tanzmusik Al-jil und der eher von sozialkritischen Texten geprägte Sha’abi (ein wichtiger Vertreter war hier Ahmed Adaweyah) heute die bestimmende Jugendmusik sind. Großen Erfolg, auch in Europa, haben z. B. Mohamed Mounir, der nubische Volksmusik mit Pop kombiniert, und Hakim.
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