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Geld- und Finanzmärkte – wie sich Kapital vermehrt

»Money makes the world go around« – dieser Songtitel aus dem Musical »Cabaret« von 1966 hat bis heute Gültigkeit. Geld hat eine elementare Funktion: Es hält die Wirtschaft auf Trab. Unter bestimmten Bedingungen kann die Verwendung des Mediums Geld aber auch den Wirtschaftsablauf stören. Eine der wesentlichsten unter ihnen ist ein stark schwankender Geldwert. Diese Schwankungen auszugleichen, damit weder steigende noch fallende Preise für die Wirtschaft zum Problem werden, ist Aufgabe der Geldpolitik.

Aber Geld ist nicht gleich Geld. Die Wirtschaft eines Landes und ihr Außenhandel müssen tagtäglich mit verschiedensten Währungen aus aller Welt umgehen. Ihr Verhältnis untereinander wird durch die Wechselkurse festgelegt, die u. a. durch die zwischenstaatlichen Handelsbeziehungen bestimmt werden. Im größten Teil Europas hat sich das Problem der schwankenden Wechselkurse seit der Schaffung der gemeinsamen europäischen Währung Euro erübrigt.

Nicht nur Staaten, sondern auch Privatpersonen beschäftigen sich mit Geld. Ihnen dient das Geld nicht nur als Zahlungsmittel. Vielmehr ermöglicht Geld den Vergleich des Wertes verschiedener Waren und Dienstleistungen. Zudem kann der Privatmann durch das Sparen von Geld sein Vermögen vergrößern. Er greift dabei auf die Dienstleistungen von Banken zurück. Diese wiederum erhalten ihr Geld von den Zentralbanken. Ändern die Zentralbanken den Leitzins, so betrifft dieses indirekt auch den privaten Kunden.

Neben dem direkten Geld- und Güterkreislauf existieren Märkte, an denen handelbare Vermögenstitel getauscht werden. An diesen Börsen ziehen private und öffentliche Investoren verschiedenste Kriterien heran, wenn sie sich eine Anlagestrategie zurechtlegen. Manche gehen dabei risikoreich, andere eher konservativ vor. Doch am Ende läuft alles auf das gleiche Ziel hinaus: Es soll Gewinn gemacht werden, und das Geld, das dadurch verdient wird, hält die Welt weiter auf Trab.

Geld: Tauschmittel, Wertmaßstab und Wertaufbewahrungsmittel

Wozu braucht die Menschheit Geld?

In allererster Linie dient Geld als Zahlungs- bzw. Tauschmittel. Das heißt, es ist möglich, Geld gegen jede Art von Gütern und Dienstleistungen zu tauschen. Genauso tauscht ein Arbeitnehmer seine Arbeitskraft gegen Geld ein.

Gleichzeitig dient das Geld als Wertmaßstab und Recheneinheit – der Wert aller Waren und Dienstleistungen wird durch Geld vergleichbar, und mit Geld kann man die Summe aller Güterwerte berechnen. Weiterhin ist das Geld ein Mittel, um Vermögenswerte aufzubewahren. Je mehr Geld jemand spart, desto größer ist auch sein Vermögen. Letzteres gilt jedoch nur, wenn das Geld nicht über Gebühr an Wert verliert.

Seit wann gibt es Geld?

Um 4500 v. Chr. wurde in Mesopotamien mit Silber vermutlich erstmals ein »allgemein gültiges« Zahlungsmittel verwendet. Bevor das Geld erfunden wurde, tauschten die Menschen Waren gegen Waren.

Naturalgeld in Form seltener Muscheln oder Steine wurde in verschiedenen Kulturen ebenfalls als Zahlungsmittel verwendet. Die – soweit bisher bekannt – ersten Münzen wurden um 700 v. Chr. auf dem Gebiet der heutigen Türkei geprägt. Um 550 v. Chr. sollen bereits alle großen Handelszentren Europas eigene »Münzprägeanstalten« besessen haben. Zur Münzprägung wurden überwiegend Edelmetalle verwendet.

Wann wurde erstmals Papiergeld verwendet?

Das war wahrscheinlich im 9. Jahrhundert in China. Heute sind alle Banknoten Papiergeld bzw. Zeichengeld. Doch bis das Papiergeld in Europa eingeführt wurde, dauerte es noch bis zum 17. Jahrhundert. Schweden war der erste Staat, der Papiergeld drucken ließ; das Edelmetall war knapp geworden.

Ist Gold ein offizielles Zahlungsmittel?

Nein, im Gegensatz zu vergangenen Jahrhunderten ist Gold Anfang des 21. Jahrhunderts kein offizielles Zahlungsmittel mehr. Dennoch ist es nach wie vor ein Edelmetall mit hohem Wert, aus dem – für Liebhaber – auch noch Goldmünzen geprägt werden.

1844 wurde von der Bank of England der Goldstandard eingeführt. Er garantierte jedem Bürger, dass er sein Papiergeld zu einem festen Kurs in Gold umtauschen konnte. Diese Garantie wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts von allen Notenbanken der Industrieländer übernommen. Das bedeutete, dass nur so viel Geld in Umlauf gebracht werden durfte, wie Goldreserven in den jeweiligen Notenbanken vorhanden waren. Der Goldstandard war damit auch die Basis für internationale Währungsangelegenheiten. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 verlor er jedoch seine Gültigkeit, da die Goldreserven der Länder zu Kriegszwecken gebraucht wurden.

Welche Arten von Geld gibt es heute?

Man unterscheidet zwischen Bargeld und Buchgeld, auch Giralgeld genannt.

Bargeld ist das Geld, das man in die Hand nehmen kann. Dazu gehören Münzen und Banknoten. Die auch als Hartgeld bezeichneten Münzen werden in Kurant- und Scheidemünzen untergliedert. Bei der Kurantmünze entspricht der Materialwert genau dem Wert, welcher der Münze zugeschrieben wird (Nennwert). Bei der Scheidemünze dagegen ist der Materialwert geringer als der Nennwert. Die Euromünzen etwa sind Scheidemünzen. Im Gegensatz zu manchen Münzen sind Banknoten in der Regel nahezu ohne Materialwert.

Als Buchgeld wird das Geld bezeichnet, das z. B. auf einem Girokonto als Guthaben verbucht wird. Auch Kredite und Überziehungen gehören dazu. Dieses Geld läuft so lange unter dem Namen Buchgeld, wie es im bargeldlosen Zahlungsverkehr (z. B. per Überweisung oder im Lastschriftverfahren) genutzt wird. Neben Bar- und Buchgeld gibt es Geldersatzmittel; dazu gehören u. a. Scheck- und Kreditkarten.

Seit wann gibt es die Scheck- und Geldkarte?

1972 wurde in Deutschland die Eurocheque-Karte eingeführt. Sie machte zusammen mit den Euroschecks die bargeldlose Zahlung möglich. Die bundesweite Einführung von Geldautomaten und die Ausrüstung der Scheckkarten mit einem maschinenlesbaren Magnetstreifen erfolgte jedoch erst Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre. Seitdem kann jeder Kartenbesitzer am Geldautomaten eigenhändig Geld abheben.

1997 wurden die Scheckkarten mit einem Mikrochip ausgerüstet, der an einem Terminal bei der Bank mit einem – begrenzten – Geldwert aufgeladen werden kann. Von diesem Chip, durch den die Scheckkarte zur Geldkarte wurde, können in Geschäften, die entsprechende Lesegeräte besitzen, kleinere Geldbeträge abgebucht werden. Dagegen haben die Euroschecks heute praktisch keine Bedeutung mehr; ihre früher übliche Deckungsgarantie in Höhe von 400 DM fiel mit der Einführung des Euro Anfang 2002 weg.

Wie funktioniert der Geld- und Güterkreislauf?

Der Geld- und Güterkreislauf (auch Wirtschaftskreislauf) umfasst sämtliche Vorgänge, bei denen Waren, Dienstleistungen oder Forderungen (Wirtschaftsobjekte) den Besitzer wechseln.

Ein stark vereinfachtes Modell erklärt einen Wirtschaftskreislauf, an dem ausschließlich Unternehmen und private Haushalte teilnehmen; der staatliche Sektor und die Wirtschaftsbeziehungen zum Ausland werden dabei außer Acht gelassen. Ein Teil der Personen aus den Privathaushalten ist in irgendeiner Form an den Unternehmen beteiligt, z. B. durch den Erwerb von Aktien oder durch den Erhalt von privaten Krediten. Zudem arbeitet ein Teil der Privatpersonen in den Unternehmen.

Die Privatpersonen überlassen den Unternehmen sowohl Geldleistungen als auch Güter (vor allem ihre Arbeitskraft). Dafür erhalten sie im Gegenzug Zinsen und Arbeitsentgelt. Damit wiederum erwerben sie Güter, die von den Unternehmen produziert werden. Auf diese Weise schließt sich der Geld- und Güterstrom zwischen den Privatpersonen und den Unternehmen.

Was ist Inflation?

Inflation ist ein andauernder Prozess der Geldentwertung, der sich durch den stetigen Anstieg des Preisniveaus (Inflationsrate) bemerkbar macht. Inflation führt dazu, dass Vermögensbesitzer Geld durch andere, knappere Vermögensformen wie Gold, inflationsfreie ausländische Währungen oder Grundvermögen ersetzen und dass Geld im Extremfall gänzlich nutzlos wird.

Wie entsteht Inflation?

Eine Ursache für Inflation ist eine zu starke Erhöhung der Geldmenge durch den Staat im Vergleich zur Gütermenge. Als Geldmenge bezeichnet man die umlaufende Menge an inländischen Zahlungsmitteln, die nicht in der Hand von Banken ist. Das Verhältnis der Geldmenge zum gehandelten Volumen an Gütern und Diensten ist entscheidend für das gesamtwirtschaftliche Preisniveau.

Steigt die Geldmenge, so sind zwei Effekte denkbar: Entweder steigen die Preise oder die Unternehmen weiten ihre Produktion aus. Letzteres setzt natürlich voraus, dass es noch freie Produktionskapazitäten gibt. Andernfalls kommt es zur Inflation – es sei denn, die Menschen verwenden das zusätzliche Geld zu Käufen im Ausland, oder sie legen es einfach in ihrem Sparstrumpf still.

Lässt sich Geldentwertung verhindern?

Ja, durch stabile Preise. Dafür sorgt eine Geldpolitik, die die Wirtschaft angemessen mit Geld versorgt. Der »Geldmantel« darf weder zu eng noch zu weit geschnitten sein.

Die Geldmenge muss dazu im Gleichschritt mit den Produktionsmöglichkeiten der Wirtschaft zunehmen. In den meisten Industrienationen sind heutzutage Zentralbanken (z. B. die Europäische Zentralbank für die Europäische Währungsunion) für diese Steuerung verantwortlich. Sie sorgen durch ihre restriktive Geldpolitik für geringe Inflationsraten und weitgehend stabile Preise.

Beeinflusst die Inflation unseren Alltag?

Eine hohe Inflation wirkt sich unvermeidlich auf unser tägliches Leben aus. Ein Beispiel dafür ist die Zeit in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Damals baute sich eine Inflation auf, die sich von Jahr zu Jahr beschleunigte und 1923 ihren Höhepunkt erreichte. Der durchschnittliche Wochenlohn eines gelernten Arbeiters stieg zwischen Oktober und November 1923 um das 68fache auf 16,55 Billionen Mark.

Die Preise nahmen in unvorstellbarem Ausmaß zu. Die Menschen gaben ihre Löhne so schnell wie möglich aus, da sie schon am nächsten Tag praktisch nichts mehr dafür bekommen hätten. Die Mark war als Zahlungsmittel, vor allem aber zur Wertaufbewahrung untauglich geworden. Sie wurde abgeschafft und durch die Rentenmark bzw. später durch die Reichsmark ersetzt.

Wussten Sie, dass …

es schon im 8. Jahrhundert Pfennige gab? Als Karl der Große das Münzwesen vereinheitlichte, erhielt eine Silbermünze mit dem Gewicht von 1,7 g den Namen Pfennig, abgeleitet vom Wort Pfand.

im Süden des Deutschen Reiches der Begriff Kreuzer im 13. Jahrhundert für eine Münze, die etwa vier Pfennige wert war, geläufig war? Auf der Vorderseite des Kreuzers war ein Doppelkreuz abgebildet, daher leitete sich der Name ab.

die erste in Europa verbreitete Goldmünze der Gulden war? Die Mitte des 13. Jahrhunderts in Florenz eingeführte Münze hieß dort Fiorino und wurde daher auch Floren (Florin) genannt.

die Bezeichnung Mark auf eine im Mittelalter gebräuchliche Münzeinheit zurückgeht? Die Währung vieler Städte und Gebiete Deutschlands hieß ab dem 16. Jahrhundert Mark. 1873 wurde die Goldmark zur Währung des Deutschen Reiches, 1948 die Deutsche Mark zur Währung der westlichen Besatzungszonen und West-Berlins erklärt.

der Name Dollar sich vom Taler ableitet? Diese europäische Silbermünze wurde erstmals Ende des 15. Jahrhunderts in Tirol geprägt und war bis ins frühe 20. Jahrhundert in Gebrauch. Ihr Name ist ein Kurzwort für Joachimstaler, nach einer ab 1520 aus dem Silber des böhmischen Sankt Joachimsthal geprägten Münze.

Kann man Inflation messen?

Ja, mithilfe eines zuvor festgelegten Preisindex. Unterschieden wird dabei zwischen schleichender Inflation (jährliche Inflationsrate unter 2 %), trabender Inflation (Inflationsrate bis zu 10 %) und galoppierender Inflation (Teuerung über 10 %). Von einer Hyperinflation ist die Rede, wenn die Inflationsrate in einem Land auf mehr als 50 % im Jahr steigt.

Die Währungen der Welt: Euro & Co.

Welche Währungen sind die wichtigsten?

Der US-amerikanische Dollar, der Euro, der japanische Yen und das britische Pfund Sterling geben an den Finanz- und Devisenmärkten der Welt den Ton an.

Die Bedeutung einer Währung bemisst sich nach der Wirtschaftskraft des Staates, in dem sie gesetzliches Zahlungsmittel ist. Die Spitzenposition des US-Dollar ist allerdings ein Spiegelbild nicht nur der Größe und Wirtschaftskraft der Vereinigten Staaten, sondern auch der im internationalen Vergleich sehr hohen Auslandsverschuldung der USA. Dadurch verfügt das Ausland über hohe Guthaben an US-Dollar.

Wie wird der Wechselkurs bestimmt?

Der Wechselkurs einer Währung wird auf dem Devisenmarkt (Devisen = ausländische Zahlungsmittel) ermittelt. Er bezieht sich auf die Kaufkraft, also die Menge an Gütern, die für eine bestimmte Geldsumme in einem anderen Land erworben werden kann.

Je höher die Nachfrage nach der inländischen Währung ist, desto höher ist auch ihr Wechselkurs im Vergleich zu einer ausländischen Währung. Ebenso gilt: Je größer das Angebot der inländischen Währung am Devisenmarkt ist, desto stärker wird sie im Vergleich zu einer ausländischen Währung abgewertet – es gibt also weniger ausländisches Geld für eine bestimmte Summe der inländischen Währung.

Beeinflussen Im- und Export den Wechselkurs?

Ja, denn die wirtschaftlichen Vorgänge zwischen In- und Ausland zählen zu den wichtigsten Kriterien, welche die Auf- oder Abwertung einer Währung beeinflussen. Exportiert ein Land z. B. viel mehr Güter als es importiert, verknappt sich seine Währung auf den Devisenmärkten und der Wechselkurs steigt.

Wechselkurse ändern sich, wenn die Geldentwertung und damit die Inflationsraten in den betrachteten Ländern auseinanderdriftet – aber auch dann, wenn Defizite oder Überschüsse in ihren Zahlungsbilanzen wachsen oder schrumpfen.

Wer steuert das internationale Währungssystem?

Das internationale Währungssystem wird durch den Internationalen Währungsfonds (IWF oder IMF) und dessen Schwesterorganisation, die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) – bekannter als Weltbank – gesteuert. Beide wurden 1944 von den Vereinten Nationen in Bretton Woods (USA) gegründet.

Der IWF stellt Kredite zur Verfügung, die dazu dienen, Defizite in der Handelsbilanz eines Landes auszugleichen. Auch die Weltbank vergibt ärmeren Ländern der Erde Kredite, um diese Länder in das Weltwirtschaftssystem zu integrieren. Besonders der IWF musste in den letzten Jahren Kritik einstecken, weil er seine Kreditvergabe an die Entwicklungs- und Schwellenländer an umstrittene wirtschaftspolitische Auflagen knüpfte.

Wer ist für die Geldpolitik in Europa verantwortlich?

Innerhalb des Gebiets der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist die zentrale Notenbank, die Europäische Zentralbank (EZB), für die Geldpolitik zuständig. Sie legt die Maßnahmen für eine einheitliche Geld- und Währungspolitik fest. Kernziel ist die Sicherung des Wertes des Euro.

Die Europäische Zentralbank wurde 1998 gegründet und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Sie steht an der Spitze des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB), das auf der nächsten Ebene die nationalen Zentralbanken umfasst. Die Europäische Zentralbank ist in ihrer Geldpolitik von den Organen der Europäischen Union und von den nationalen Regierungen unabhängig.

Welche Aufgabe hat der Leitzins?

Der Leitzins bestimmt die Bedingungen, nach denen sich die Geschäftsbanken, also die Banken, mit denen Privatkunden und Unternehmen Geschäfte machen, mit zusätzlichem Geld bei der EZB versorgen können.

Die Geschäftsbanken geben Änderungen der Leitzinsen in der Regel an ihre Kunden weiter. Hohe Leitzinsen sorgen für ein vergleichsweise schlechtes Investitionsklima, da sie das Geld verteuern. Gleichzeitig tragen sie jedoch zu einer niedrigen Inflation bei. Niedrige Leitzinsen kurbeln durch das Vorhandensein von »billigem Geld« die Wirtschaft an, können aber zur Verringerung der Preisstabilität beitragen.

Warum wurde der Euro eingeführt?

Der Euro sollte die Schwierigkeiten im zwischenstaatlichen Handel abbauen, die sich seit den 1970er Jahren durch die schwankenden Wechselkurse der verschiedenen Währungen in den Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) ergeben hatten. 1979 trat zunächst das Europäische Währungssystem (EWS) zwischen den Ländern der EG in Kraft. Es sollte für ein stabiles Wechselkursverhältnis der nationalen Währungen sorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, schufen die EG-Staaten die Europäische Währungseinheit (ECU) als künstliche Rechengröße. Der 1993 in Kraft getretene Maastrichter Vertrag sah die Schaffung einer Wirtschafts- und Währungsunion bis 1999 vor.

Wann kam der Euro ins Portemonnaie?

Ab dem 1. Januar 2002 wurden Euro-Banknoten und -Münzen ausgegeben. Die alten Währungen galten jedoch noch für eine kurze Übergangszeit parallel zum Euro.

Zwischen 1999 und Ende 2001 war der Euro nur an den Wertpapiermärkten und im bargeldlosen Zahlungsverkehr genutzt worden. Bezahlt wurde während dieser Zeit weiterhin mit den alten nationalen Währungen, deren Wert am Vorabend der Währungsunion durch einen festen Umtauschkurs zum Euro festgelegt wurde.

Zunächst nahmen elf der damals 15 EU-Staaten an der Währungsunion ab 1. Januar 1999 teil: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien. Griechenland erfüllte die Konvergenzkriterien nicht und kam erst 2001 als zwölfter Staat hinzu. Großbritannien, Dänemark und Schweden verzichteten zunächst auf die neue Währung.

Kann sich der Euro gegenüber dem US-Dollar behaupten?

Mittlerweile ja. Der Euro startete Anfang 1999 mit einem Kurs von 1,1789 gegenüber dem US-Dollar. Doch am 26. Oktober 2000 war der Euro nur noch 0,8225 US-Dollar wert. Seitdem geht es mit dem Euro-Kurs wieder bergauf. Ihr absolutes Rekordhoch erreichte die europäische Währung am 30. Dezember 2004 mit 1,3668 US-Dollar.

Wie viele verschiedene Euromünzen gibt es?

Durch die national unterschiedlich gestalteten Rückseiten gibt es insgesamt 96 verschiedene Münzen mit 45 unterschiedlichen Motiven.

Die von dem belgischen Designer Luc Luycx gestaltete einheitliche Vorderseite der Münzen weist mehrere Besonderheiten auf: Die beiden Münzen im Wert von einem bzw. zwei Euro sind gold- und silberfarben, der Rand ist fein (2 Euro) bzw. gebrochen geriffelt (1 Euro), um die Münzen auch für Blinde unterscheidbar zu machen. Auch die »goldenen« 10-, 20- und 50-Cent-Münzen haben eine unterschiedliche Riffelung. Die dritte Münzgruppe bilden die kupferfarbenen Werte 1 Cent, 2 Cent und 5 Cent.

Was war die Asienkrise?

Als Asienkrise wird die Währungskrise in Südostasien in den Jahren 1997 und 1998 bezeichnet. Damals zogen ausländische Kapitalgeber ihr Geld aus Thailand zurück. Die thailändische Währung, der Baht, verlor zunehmend an Wert und zog die Währungen der anderen Schwellenländer Südostasiens wie der Philippinen, Indonesiens, Malaysias und Südkoreas mit nach unten.

Was führte zur asiatischen Währungskrise?

Spekulationen. In Thailand hatte sich während der frühen 1990er Jahre aufgrund eines reichlichen Zustroms ausländischen Kapitals eine Spekulationsblase an den Immobilienmärkten gebildet. Die thailändische Zentralbank befand sich angesichts der drastisch steigenden Preise in einer Zwickmühle. Sollte sie die Inflation bekämpfen oder den Außenwert des Baht verteidigen? Sie entschied sich dazu, den Wechselkurs des Baht im Verhältnis zum US-Dollar zu stabilisieren.

Um bei steigender Nachfrage nach Baht den Kurs stabil zu halten, musste die thailändische Zentralbank Devisen gegen Baht ankaufen. Die Unternehmen in Thailand konnten sich in der Folge ungebremst verschulden. Zu hoch, wie sich herausstellte, als etliche von ihnen mit ihren Tilgungs- und Zinszahlungen in Rückstand gerieten. Den ersten Firmenzusammenbrüchen folgten der Anstieg der Arbeitslosigkeit und schließlich eine schwere Wirtschaftskrise.

Hat der IWF versagt?

Nein, auch gigantische Beistandskredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) reichten nicht aus, um die Währungen nachhaltig zu stützen und den Einbruch von Produktion und Handel aufzuhalten. Stattdessen wurden die Kredite benutzt, um die privaten Schulden gegenüber dem Ausland abzutragen. Zudem nutzten vermögende Inländer die Gunst des noch immer zu hohen Baht-Kurses, um ihr Geld in großen Mengen ins Ausland zu transferieren.

Anstelle des erhofften Zustroms kam es zu einem massiven Abfluss ausländischen Kapitals. Damit einher gingen zwischen Sommer 1997 und Frühjahr 1998 Abwertungen mehrerer asiatischer Währungen um Werte zwischen 35 % und 50 %.

Ist der Euro ein »Teuro«?

Das zumindest behaupten viele Verbraucher. Sie beklagen gestiegene Preise und falsche Umrechnungen. Experten konnten jedoch nur in einigen wenigen Bereichen (u. a. Gastronomie- und Freizeitsektor) Preiserhöhungen feststellen. Dagegen blieben die Lebenshaltungskosten weitgehend stabil.

Was war die Pfundkrise?

Eine Krise des Britischen Pfund im September 1992. Großspekulanten wie George Soros schwächten damals das Britische Pfund durch gezielte Spekulationen. Die europäischen Notenbanken konnten die Währung nicht mehr stützen, das Pfund schied aus dem Europäischen Währungssystem aus. Die Pfundkrise brachte das Europäische Währungssystem fast zum Einsturz. Dagegen konnten die Spekulanten größte Gewinne einstreichen.

Das Bankwesen: Das Geschäft mit dem Geld

Durften im Mittelalter Zinsen verlangt werden?

Eigentlich nicht, denn es bestand ein kirchliches Zinsverbot. Das konnte aber auf verschiedenen Wegen umgangen werden: etwa durch Grundstückskauf mit anschließendem Rückkauf – in der Zwischenzeit kassierte der Käufer (Kreditgeber) eine Pacht. Erfolgten Kreditauszahlung und Kreditrückzahlung in verschiedenen Währungen, konnte der Kreditgeber einen versteckten Zins als Vergütung für das Währungsrisiko deklarieren. Zudem bestand die Möglichkeit, einen jüdischen Geldverleiher aufzusuchen, für den das Zinsverbot nicht galt.

Warum entstanden viele Banken in Oberitalien?

Weil in der Lombardei (Oberitalien) ein besonders reger Handel herrschte und der Bedarf an Krediten in den Handelsknotenpunkten besonders hoch war. Hier mussten Fremdwährungen gewechselt werden, und aus den Geldwechslern wurden Bankiers, die Kredite vergaben, Einlagen annahmen und ihren Kunden den örtlichen und überregionalen Zahlungsverkehr durch Kontobuchungen und Wechselbriefe erleichterten. Lombardische Kaufleute erhielten schließlich das Privileg, Geld gegen Zinsen zu verleihen. Bald wurden Geldwechsler unabhängig von ihrer Herkunft »Lombarden« genannt.

Seit wann gibt es den Kapitalismus?

Die Hochphase des Kapitalismus begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als durch die Industrielle Revolution Massenproduktion in einem zuvor nicht möglichen Ausmaß verwirklicht werden konnte. Gewerbliche und industrielle Produktion überflügelten die landwirtschaftliche, der Grad der Arbeitsteilung nahm zu, und die Gesetze des Marktes wurden zur maßgeblichen Steuerungsinstanz des Wirtschaftsgeschehens.

Als »Frühkapitalismus« gilt die Zeit des Merkantilismus, also die Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, als die Handels- und Finanzkraft der europäischen Staaten von den jeweiligen Herrschern gelenkt wurde. Sie benötigten Geld, um die stehenden Heere, die wachsende Zahl an Beamten und auch die repräsentativen Bauten finanzieren zu können. Wichtige frühkapitalistische Entwicklungen hatten bereits lange zuvor im Mittelalter eingesetzt, als – zunächst in einigen norditalienischen Städten – Banken und Versicherungen reichen Bürgern die Möglichkeit boten, ihr Kapital durch Zinsen bzw. Versicherungsprämien zu vermehren.

Wie kommt das Geld unters Volk?

Die Geldversorgung liegt in der Hand der Zentralbank eines Währungsraumes – in den USA also in der Hand der »Fed« (Federal Reserve System), in der Eurozone in der Hand der Europäischen Zentralbank (EZB).

Auch die Geschäftsbanken spielen für die in der Wirtschaft umlaufende Geldmenge eine wichtige Rolle. Sie sind nicht nur Mittler zwischen Angebot und Nachfrage auf den Finanzmärkten, sondern können auch selbst Geld schöpfen, indem sie Kredite vergeben.

Welche Dienstleistungen bieten Banken an?

Die meisten Banken in Deutschland sind Universalbanken, die als Kreditinstitute eine große Bandbreite von Geschäften betreiben. Sie wickeln den laufenden Zahlungsverkehr ihrer Kunden ab, nehmen Spareinlagen entgegen, vergeben Kredite und handeln im Auftrag ihrer Kunden mit Wertpapieren. Daneben gibt es Hypothekenbanken, die Bauvorhaben finanzieren, und verschiedene Spezialbanken wie solche, die nichts weiter tun, als die Wertpapierdepots der Kunden anderer Banken zu verwalten.

Welche Arten von Finanzmärkten gibt es?

Nach der Form des Kapitals unterscheidet man den Kreditmarkt, den Anleihenmarkt und die Märkte für Unternehmensbeteiligungen, unter ihnen insbesondere der Aktienmarkt.

Sofort fällige Geschäfte werden auf dem sog. Kassamarkt abgeschlossen, auf dem Terminmarkt hingegen solche, bei denen eine Transaktion mit den zugehörigen Konditionen heute vereinbart, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt vollzogen wird. Auf dem Markt für Finanzderivate werden u. a. Kaufoptionsscheine gehandelt. Beispielsweise geben Kaufoptionsscheine auf VW-Aktien dem Inhaber das Recht, an einem zukünftigen Zeitpunkt eine bestimmte Zahl von VW-Aktien zu einem bestimmten Kurs zu erwerben. Die Märkte, auf denen ausländische Währungen gehandelt werden, bezeichnet man als Devisenmärkte.

Warum ist Geldpolitik schwierig?

Die Geldpolitik dient dazu, Preise stabil zu halten. Das Problem dabei ist, dass die Geldmenge, also alles sich im Umlauf befindende Geld, nicht direkt gesteuert werden kann. Doch gerade diese Geldmenge trägt entscheidend zur Stabilität der Preise bei. Leicht zu steuern sind dagegen die Zentralbankgeldmenge, das heißt das Bargeld außerhalb des Bankensystems, sowie die Sichtguthaben, die die Geschäftsbanken bei der Zentralbank unterhalten müssen. Dagegen umfasst die Geldmenge auch alle Vermögenspositionen der privaten Nichtbanken, die sich ohne große Schwierigkeiten oder Verluste in Bargeld umwandeln lassen – z. B. Sparguthaben. Den Umfang dieser Positionen kann die Notenbank nur indirekt, etwa über eine Änderung der Leitzinsen für die Geschäfte der privaten Banken, beeinflussen.

Welche sind die größten deutschen Banken?

Die Deutsche Bank AG nimmt unter den größten Kreditinstituten in Deutschland mit einer Bilanzsumme von 840 Mrd. Euro (2004) den Spitzenplatz ein. Auf Rang zwei folgt die Dresdner Bank mit 524 Mrd. Euro. Im Kreis der genossenschaftlichen Institute ist die DZ Bank AG auf Platz fünf die größte, gefolgt von der größten Bank des öffentlich-rechtlichen Sektors, der Landesbank Baden-Württemberg. Erst auf Rang 42 ist die größte Sparkasse, die Hamburger Sparkasse, zu finden.

Worauf fußt das Kreditwesen?

Grundlage des Kredit- und Bankwesens ist das Kapital, insbesondere dessen Fähigkeit, durch Zinsen, Gewinne oder Pacht Einkommen zu erzielen.

Wussten Sie, dass …

der Begriff »Bank« von »banca«, dem Wort für den Tisch der italienischen Geldwechsler stammt? Der zerbrochene Tisch, »banca rotta«, gab dem Bankrott seinen Namen.

der erste bargeldlose Zahlungsverkehr mit Wechseln bereits im 12. Jahrhundert auf den Messen der Champagne stattfand? Die Händler konnten so Waren auf Kredit kaufen und die Menge Bargeld reduzieren, die sie auf ihrer häufig gefährlichen Anreise mit sich führen mussten.

Wer war der reichste Italiener des Mittelalters?

Cosimo de' Medici (1389–1464), der von seinem Vater Giovanni di Bicci (1360–1429) das Bankhaus Medici in Florenz übernahm, stieg im 15. Jahrhundert zum wohl reichsten Mann Italiens auf. Ab 1434 hielt er faktisch die Macht in der Stadt in den Händen, ohne dass er ein Amt bekleidete. Seine guten Geschäftsbeziehungen zum Papst wusste er beim Aufbau eines internationalen Filialnetzes zu nutzen, das neben dem Geldgeschäft auch im Handel und im Alaunabbau große Profite erwirtschaftete. An seinem Reichtum ließ er auch seine Heimatstadt teilhaben: Er erweiterte die florentinische Bibliothek, förderte Künstler und Gelehrte und bezahlte Prachtbauten wie den Stadtpalast. Bis zu ihrem Erlöschen 1737 beherrschten die Medici (mit Unterbrechungen) Florenz bzw. die Toskana.

Wer war der erste »Mr. Euro«?

Der Niederländer Willem Frederik (Wim) Duisenberg (1935–2005). Vor seiner Wahl zum Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) 1998 konnte Duisenberg auf eine glänzende Karriere als Bankmanager und Finanzexperte im niederländischen und internationalen Finanzwesen zurückblicken: 15 Jahre lang war der Wirtschaftswissenschaftler und Währungsfachmann Chef der niederländischen Notenbank gewesen. Nach Abschluss seines Studiums 1961 arbeitete er an der Universität Groningen, 1966 ging er zum Internationalen Währungsfonds nach Washington. Nach einer Zwischenstation an der Universität Amsterdam (1970–1973 Professor für Makroökonomie) wechselte er 1973 in die Politik und bekleidete vier Jahre lang den Posten des niederländischen Finanzministers. Schon während dieser Zeit machte er sich einen Namen als konsequenter Stabilitätspolitiker. Bei seiner Wahl zum Präsidenten der EZB verzichtete er von Anfang an auf die gesamte achtjährige Dienstzeit; 2003 löst ihn der Franzose Jean-Claude Trichet ab.

Versicherungen: Profit durch Haftung

Was ist eine Versicherung?

Als Versicherung bezeichnet man zum einen ein Versicherungsunternehmen, zum anderen den in diesem Unternehmen erstellten Versicherungsschutz.

Die private Individualversicherung deckt einen durch ein zufälliges Ereignis hervorgerufenen Bedarf ab. Das Risiko wird dabei auf zahlreiche, gleichartig bedrohte Personen verteilt. Dagegen versichert die Sozialversicherung als gesetzliche Pflichtversicherung breite Bevölkerungsschichten gegen Schäden, die die soziale Existenzgrundlage der Versicherungsmitglieder und der Versicherungsgemeinschaft gefährden. Zur Sozialversicherung zählen Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Unfallversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung.

Worauf bezogen sich die ersten Versicherungen?

Die im 14. Jahrhundert in Italien aufgekommenen Seeversicherungsverträge gaben die Möglichkeit, durch den Einsatz von Kapital zusätzliches Einkommen zu erzielen. Die Händler, die das große finanzielle Risiko des Seehandels (etwa durch den Untergang eines Schiffes) nicht allein tragen konnten, beteiligten einen kapitalkräftigen Versicherer an ihrem Gewinn oder zahlten ihm vorab eine Prämie. Mit den Banken stehen die Versicherungen damit am Anfang der Entwicklung zu kapitalistischen Wirtschaftsformen.

Wer springt bei Naturkatastrophen ein?

Rückversicherungen. Neben Naturkatastrophen werden auch Risiken wie sie z. B. Ölplattformen und Satelliten bergen, aber auch die beim Einsatz von Gentechnik und Informationstechnologie entstehenden Gefahren versichert. Eine Rückversicherung übernimmt dabei einen Teil des vom Versicherer, dem sog. Erstversicherer, übernommenen Risikos gegen eine Rückversicherungsprämie. Dadurch können auch große Risiken ohne Überlastung des Erstversicherers versichert werden. Eine der weltweit größten Rückversicherungen ist die Münchener-Rück-Gruppe mit 22,3 Mrd. Euro Bruttobeiträgen 2005.

Wozu dient eine Lebensversicherung?

Die Lebensversicherung dient der Deckung eines beim Versicherungsnehmer entstehenden Geldbedarfs. Der Versicherungsfall tritt meistens beim Tod der versicherten Person oder beim Ablauf eines vereinbarten Termins ein. Bei der Kapitalversicherung wird die versicherte Summe als einmalige Leistung, bei der Rentenversicherung als regelmäßig wiederkehrende Leistung ausgezahlt.

Kann man sich gegen Berufsrisiken versichern?

Nein, nur für den Fall, dass man seinen Beruf nicht mehr ausüben kann; hier setzt die Berufsunfähigkeitsversicherung an. Sie zahlt dann eine Berufsunfähigkeitsrente, wenn der Versicherte aus Gesundheitsgründen den vereinbarten Beruf vor Rentenbeginn nicht mehr ausüben kann. Logischerweise darf eine solche Versicherung nur bis zum Eintritt in das Rentenalter abgeschlossen werden.

Für alle Personen, die vor dem 1. Januar 1961 geboren wurden, zahlt die gesetzliche Rentenversicherung eine solche Rente. Alle anderen Personen müssen eine entsprechende Versicherung abschließen, um im Bedarfsfall in den Genuss einer Berufsunfähigkeitsrente zu kommen.

Was deckt die Privathaft-pflichtversicherung ab?

Die Privathaftpflichtversicherung ersetzt alle Aufwendungen, die einer anderen Person durch einen durch den Versicherten verschuldeten Schaden entstanden sind. Abgedeckt sind Tod, Verletzung oder Gesundheitsschäden von Personen sowie Beschädigung oder Vernichtung von Gegenständen. Der Versicherungsschutz greift jedoch nicht bei vorsätzlichem Handeln.

Übrigens: Auch für Hunde ist eine Haftpflichtversicherung sinnvoll. Laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) ist nämlich der Halter eines Hundes für alle Schäden haftbar, die sein Hund Menschen, Tieren oder Gegenständen zufügt. Als Tierhalter haftet er auch dann für seinen Hund, wenn dieser alleine durch sein Verhalten einen Schaden herbeiführt. Wenn der Hund beispielsweise einen Autounfall verursacht, können die Sach- und Personenschäden schnell die Finanzkraft des Hundehalters übersteigen.

Was unterscheidet die Hausrat- von der Gebäudeversicherung?

Die Hausratversicherung versichert Schäden an allen Sachen, die im Haushalt der Einrichtung, dem Gebrauch und dem Verbrauch dienen. Die Schäden können z. B. durch Feuer, Einbruchdiebstahl, Raub, Leitungswasser, Vandalismus oder Sturm verursacht sein.

Dagegen deckt die Wohngebäudeversicherung die Schäden an Gebäuden ab, die beispielsweise durch Brand, Blitzschlag, Explosionen und Flugzeugabstürze, aber auch durch Folgeschäden durch Löschen, Ruß und Rauch sowie durch Rohrbruch an Wasserleitungen und Heizungsrohren entstehen. Auch Sturm- und Hagelschäden an Gebäuden sind Gegenstand dieser Versicherung.

Welche Autoversicherungen gibt es?

Zu den Autoversicherungen zählen die Kfz-Haftpflichtversicherung, die Fahrzeugversicherung bzw. Kfz-Kaskoversicherung sowie die Kraftfahrt-Unfallversicherung bzw. Insassen-Unfallversicherung. Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist für jeden Fahrzeughalter obligatorisch. Sie ersetzt Schäden, die ein Autofahrer anderen Personen oder deren Sachen zufügt.

Dagegen ersetzt die Kfz-Kaskoversicherung Schäden, die durch Beschädigung oder Verlust des eigenen Fahrzeuges entstehen. Während die Teilkaskoversicherung u. a. Schäden durch Brand, Diebstahl, Sturm, Hagel und Überschwemmung abdeckt, versichert die Vollkaskoversicherung darüber hinaus Schäden durch Unfall oder durch mut- und böswillige Handlungen fremder Personen. Die Insassen-Unfallversicherung versichert Schäden, die bei der Nutzung des Fahrzeuges bzw. bei Unfällen beim Ein- und Aussteigen oder Be- und Entladen geschehen. Diese Versicherung bezieht sich immer auf nur ein Fahrzeug und gilt in der Regel für alle Fahrzeuginsassen.

Erfasst eine private Unfallversicherung alle Unfälle?

Nein. Die private Unfallversicherung gilt zwar weltweit und rund um die Uhr, aber einige Unfälle sind ausgeschlossen: Nicht versichert sind beispielsweise Unfälle durch Geistes- oder Bewusstseinsstörungen wie auch Trunkenheit. Ebenso wenig versichert sind Unfälle, die bei einer vorsätzlichen Straftat des Versicherten entstehen.

Die private Unfallversicherung leistet bei Invalidität, also einer dauerhaften Beeinträchtigung der körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit, eine finanzielle Absicherung in Form einer einmaligen Kapitalzahlung oder als lebenslange Unfallrente. Zudem können zusätzliche Vereinbarungen wie Krankenhaustagegeld und Todesfallleistungen abgeschlossen werden. Arbeitsunfälle und Wegeunfälle werden durch die gesetzliche Unfallversicherung abgedeckt.

Wussten Sie, dass …

es eine Computermissbrauchsversicherung gibt? Sie deckt Vermögensschäden ab, die durch die Herstellung, die Abwandlung oder die Zerstörung von Computerprogrammen, Datenträgern oder Daten entstehen.

die 670 Versicherungsunternehmen in Deutschland im Jahr 2005 insgesamt 154,5 Mrd. Euro an Beiträgen eingenommen haben? Von den 135,6 Mrd. Euro, die an Leistungen ausgezahlt wurden, entfiel fast die Hälfte auf Lebensversicherungen.

Die Börse: Spielwiese für Spekulanten?

Was sind Börsen?

Börsen sind Märkte, auf denen in einem gesetzlich geregelten Rahmen handelbare Vermögenstitel getauscht werden. Neben Aktien sind dies festverzinsliche Wertpapiere – auch Rentenwerte genannt –, Rohstoffe und Derivate. Letztere umfassen zum einen Optionen, das heißt Rechte auf den Erwerb oder Verkauf von Wertpapieren. Zum anderen zählen auch Terminkontrakte dazu, also Verträge über die Lieferung von Wertpapieren oder Rohstoffen zu einem künftigen Zeitpunkt. An Börsen werden in der Regel sowohl nationale als auch internationale Papiere gehandelt.

Aktienbörsen schaffen über ihre Handelstätigkeit ständig Transparenz über den Wert der Anteile der in den Handel einbezogenen Unternehmen, denn in den Börsenkursen spiegeln sich die Erwartungen der Marktteilnehmer über die künftigen Erträge der Unternehmen wider. An den Rentenmärkten wird der Zins bestimmt, zu dem Staat und Unternehmen Fremdkapital aufnehmen können, indem sie Anleihen ausgeben, die verzinst und zurückgezahlt werden müssen.

Wo werden die meisten ausländischen Papiere gehandelt?

An der London Stock Exchange (LSE). Sie ist die Aktienbörse mit dem höchsten Prozentsatz ausländischer Titel.

Die US-Technologiebörse NASDAQ hält mittlerweile einen Anteil von über 25 % an der LSE. Weltweit größter Handelsplatz für Wertpapiere wird in Zukunft der NYSE Euronext sein, der Zusammenschluss der New York Stock Exchange (NYSE) mit der Euronext. Der 2000 gegründete Euronext ist die größte grenzüberschreitende Börse Europas, der die Börsen in Amsterdam, Brüssel, Lissabon, Paris sowie ein Terminmarkt in London angehören. Die Fusion zur NYSE Euronext wurde im Juni 2006 bekannt gegeben.

Welche Folgen hat ein fallender Aktienkurs?

Langfristig fallende Kurse deuten darauf hin, dass die Anleger schrumpfende Unternehmensgewinne erwarten – sie sind ein Vorbote für nachlassende Umsätze, Gewinne und Investitionen in Produktion und Handel.

Wenn Aktien preiswerter werden, so heißt dies aber zugleich, dass die Anleger Ansprüche auf die zukünftigen Gewinne der Unternehmen nunmehr günstiger erwerben können. Sinkende Kurse verlocken somit zu verstärkten Käufen, was den Kurs stabilisieren oder sogar wieder steigen lassen kann.

Was unterscheidet Aktien von Anleihen?

Aktien sind Anteils- oder Teilhaberpapiere, die die Mitgliedschaftsrechte eines Aktionärs an einer Aktiengesellschaft verbriefen. Dazu wird das Grundkapital der Gesellschaft in kleine Anteile unterteilt. Der Wert einer Aktie wird regelmäßig durch Angebot und Nachfrage neu bestimmt.

Dagegen haben Anleihen einen festen Zinssatz und eine bestimmte Laufzeit. Sie werden vom Bund, den Ländern, bestimmten öffentlichen Körperschaften, Sonderkreditinstituten sowie Aktiengesellschaften zur Beschaffung von Finanzierungsmitteln ausgegeben und über Banken verkauft. Jede Anleihe hat einen festen Gesamtbetrag, der in Teilbeträge unterteilt ist. Der Sparer kann einen Teil dieser Anleihe kaufen.

Gibt es einen gemeinsamen Markt für alle Aktien?

Nein, der Aktienhandel findet auf verschiedenen Teilmärkten statt. Sie unterscheiden sich durch Umfang und Strenge der Bedingungen (z. B. Alter, Grundkapital, Publikationspflichten), unter denen die Aktien zum Handel zugelassen werden.

In Deutschland besteht eine Einteilung in General Standard und Prime Standard. Im erstgenannten Segment, das für kleine und mittlere Unternehmen gedacht ist, gelten die gesetzlichen Anforderungen für den Amtlichen und den Geregelten Markt. Im Prime Standard gelten darüber hinaus weitere Anforderungen. Der Prime Standard ist auf Aktiengesellschaften zugeschnitten, die aufgrund internationaler Investoren eine hohe Transparenz aufweisen müssen.

Welche Anleger verfolgen welche Strategie?

Der Trader versucht, durch Kursschwankungen innerhalb weniger Stunden und Tage Gewinne zu erzielen, während der Spekulant in einem Zeitrahmen von oft mehreren Wochen agiert. Er macht seinen Gewinn mit den Kursveränderungen stark schwankender Werte, die er beim Anstieg verkauft. Der spekulativ orientierte Anleger setzt ebenso auf spekulative Werte, verfolgt allerdings eine längerfristige Strategie, die ihm auf längere Sicht gesehen gute Renditen bei geringem bis mittlerem Risiko abwerfen sollen. Dagegen setzt der konservative Anleger auf Werte, die langfristig gute Renditen bei hoher Sicherheit versprechen.

Wie kam es zum Schwarzen Freitag?

In den Wilden Zwanzigern (Roaring Twenties) hatten in den USA eine Phase ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwungs und ein breites Spekulationsfieber eingesetzt. Mit der am tatsächlichen Bedarf vorbeigehenden Produktionsausweitung kam es zur Überproduktion und zu Aktienkursen, die nicht mehr die reale Situation in der Wirtschaft spiegelten. Aufgrund der Neubewertung sanken die Aktienkurse, und darauf folgende Massenverkäufe ließen die Wertpapiere in der Woche zwischen dem 23. und 29. Oktober 1929 (mit dem größten Kurssturz am 25. Oktober, dem Schwarzen Freitag), an der New Yorker Börse ins Bodenlose fallen.

Welche Folgen hatte der Börsencrash?

Die gesamte US-Wirtschaft brach zusammen, Banken und Unternehmen gingen in Konkurs, Millionen Amerikaner verloren ihre Ersparnisse. 1932 gab es in den USA 12 Mio. Arbeitslose, die Quote war 1929–32 von 3,2 % auf 23,6 % gestiegen. Durch die Zahlungsunfähigkeit amerikanischer Großbanken und deren weltweiten Kreditverbindungen weitete sich die nationale Wirtschaftskrise schnell zur Weltwirtschaftskrise aus.

Besonders verheerend wirkte sich die Krise auf Deutschland aus, wo der wirtschaftliche Aufschwung der Jahre 1924 bis 1929 wesentlich durch kurzfristige amerikanische Kredite finanziert worden war, welche die Banken vielfach langfristig weitergegeben hatten. Die Großbanken waren in ihrer expansiven Kreditpolitik oft riskante Spekulationen mit Wertpapieren eingegangen, die nicht ausreichend durch Eigenkapital und liquide Mittel abgesichert waren. Im Januar 1932 erreichte die Rezession ihren Höhepunkt; erstmals gab es über 6 Mio. Arbeitslose.

Wie wurde die Weltwirtschaftskrise überwunden?

Die meisten Staaten versuchten, der Weltwirtschaftskrise durch wirtschaftlichen Nationalismus, protektionistische Maßnahmen wie Drosselung der Einfuhr sowie Steigerung der Ausfuhr und Beschränkung der Staatsausgaben beizukommen.

Eine zurückgefahrene Produktion sollte wieder der vorhandenen Kaufkraft angeglichen und damit die Voraussetzungen für einen neuen Aufschwung geschaffen werden. Auch der republikanische US-Präsident Herbert Clark Hoover (1929–33) setzte auf diese Strategie und unternahm nur wenig gegen Arbeitslosigkeit und soziale Not im Land. Sein Nachfolger, der Demokrat Franklin D. Roosevelt (1933–45), überzeugte die Amerikaner mit einem Reformprogramm unter dem Schlagwort New Deal, das eine radikale Neuorientierung der Wirtschaftspolitik bedeutete.

War der Neue Markt nur heiße Luft?

Der Neue Markt, ein 1997 an der Frankfurter Wertpapierbörse eingeführter Aktienhandel von Hightech-Unternehmen, wurde nach Kursstürzen und mehreren strafrechtlichen Ermittlungsverfahren im Juni 2003 wieder eingestellt.

Junge, rasch wachsende Hightech-Unternehmen sollten über das neue Börsensegment einen leichteren Zugang zu Risikokapital erhalten. In den Anfangsjahren kam es zu einem regelrechten Börsenboom. Doch dieses Umfeld erwies sich als ideale Spielwiese für clevere Geschäftsleute. Durch gefälschte Ertragsprognosen wurde der Erstverkaufskurs vieler Aktien zu hoch festgesetzt. Die Nachfrage nach den Papieren am Ausgabetag übertraf das Angebot, im Folgehandel schoss der Kurs in die Höhe. Doch irgendwann platzte die schillernde Seifenblase, und die Kurse fielen in den Keller.

Was ist eigentlich ...

ein Aktienindex? Eine Kennzahl zur Darstellung der Entwicklung des Aktienmarkts insgesamt oder einzelner Aktiengruppen. Er wird auf einen bestimmten zurückliegenden Zeitpunkt bezogen.

der DAX? Der Deutsche Aktienindex, dem die 30 größten an der Frankfurter Wertpapierbörse gelisteten deutschen Aktiengesellschaften angehören.

der Dow-Jones-Index? Der Durchschnitt aus den Aktienkursen ausgewählter, umsatzstarker Unternehmen an der New Yorker Börse, der seit 1897 von der Firma Dow, Jones & Co. ermittelt wird.

Going Public? Der Gang einer Aktiengesellschaft an die Börse.

der Xetra? Ein 1997 in Deutschland eingeführtes vollelektronisches Börsenhandelssystem, das alle Kauf- und Verkaufsaufträge einander gegenüberstellt und bei Übereinstimmung von Stückzahl und Preis die Aufträge automatisch ausführt.

Haben die Deutschen Angst vor Aktien?

Zumindest ist im angelsächsischen Raum die Beteiligung der Bevölkerung am Börsenhandel traditionell weit höher als in Deutschland. In den für die Finanzmärkte weltweit tonangebenden USA besitzt ein Viertel der Bevölkerung Anteile an Aktiengesellschaften. In Großbritannien sind es 23 %, in Deutschland hingegen weniger als 10 %. Die Bedeutung der Aktienbörsen für die effiziente Übertragung von Kapital und somit für die Finanzierung von Investitionen ist allerdings in den letzten Jahren auch in Deutschland stark gewachsen: Zwischen 1997 und 2001 wuchs der Kreis der Aktienbesitzer von rd. 5,6 Mio. auf 13,4 Mio. an. Diese Zahl umfasst allerdings auch diejenigen Personen, die Aktien lediglich indirekt, das heißt über Einlagen in Investmentfonds von Kapitalanlagegesellschaften halten.

Wussten Sie, dass …

es bereits 1720 in Großbritannien einen Aktiencrash gab? Die Aktien der South Sea Company erreichten durch Spekulation astronomische Höhen (»South Sea Bubble«; deutsch Südseeblase, auch Südseeschwindel). Ihr Absturz löste eine wirtschaftliche Rezession und eine Regierungskrise aus.

1869 durch einige Goldspekulanten der erste »Schwarze Freitag« der Börsengeschichte ausgelöst wurde und diese Bezeichnung inzwischen für einen Börsencrash auch unabhängig vom tatsächlichen Wochentag gebraucht wird?

1873 der »Wiener Börsenkrach« die »Große Depression« auslöste, eine etwa 20 Jahre währende Weltwirtschaftskrise?

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