Lexikon
Hein
Christoph, deutscher Schriftsteller, * 8. 4. 1944 Heinzendorf, Schlesien; Verfasser zahlreicher Theaterstücke („Die wahre Geschichte des Ah Q“ 1983; „Passage“ 1987; „Bruch“ 1999). Der Großteil seiner Novellen („Drachenblut“ 1983) und Romane („Der Tangospieler“ 1989; „Das Napoleon-Spiel“ 1993; „Landnahme“ 2004) spielt in der DDR und zeichnet ein kritisches Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse. Sein autobiografisch geprägter Roman „Von allem Anfang an“ 1997 schildert eine ostdeutsche Kindheit in den 1950er Jahren. Oktober 1998 bis Mai 2000 Präsident des deutschen PEN-Clubs. Weitere Werke: „Willenbrock“ (2000); „Über die Schädlichkeit des Tabaks“ (2010); „Weiskerns Nachlass“ (2011).
- Erscheinungsjahr: 1987
- Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Passage
- Genre: Schauspiel
Das Stück »Passage« von Christoph Hein (* 1944) wird am 25. Oktober im Essener Schauspielhaus uraufgeführt. Es zeigt deutlich den Einfluss Walter Benjamins auf das Geschichtsdenken Heins. Wie auch andere Werke Heins kreist das Stück um die Frage, wie Intellektuelle den revolutionären Prozess wieder beleben und die Gesellschaft weiterentwickeln können.
- Erscheinungsjahr: 1982
- Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Der fremde Freund
- Original-Titel: Drachenblut
- Genre: Novelle
Eines in der Bundesrepublik Deutschland meistrezensierten Bücher der DDR-Literatur wird die Novelle »Der fremde Freund« von Christoph Hein (* 1944), erschienen im Aufbau-Verlag in Berlin (Ost). Die bundesdeutsche Lizenzausgabe erscheint 1983 unter dem Titel »Drachenblut«. In einem völlig unbeteiligten Tonfall lässt Hein eine erfolgreiche Ärztin, die mit sich selbst zufrieden ist, ihren Weg im Sozialismus erzählen. Nichts rückt nah an diese Frau heran, grundlegende Änderungen ihrer Lebenssituation erwartet sie nicht mehr, Arbeit und Beziehungen lassen sie gleichgültig, auch ihre Freundschaft zu dem Architekten Henry wird rasch vergessen, als »der fremde Freund« bei einer Schlägerei zu Tode kommt.
- Erscheinungsjahr: 1989
- Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Der Tangospieler
- Genre: Roman
Hauptfigur des Romans »Der Tangospieler« von Christoph Hein (* 1944), erschienen im Verlag Luchterhand, ist ein regimekritischer Historiker, der im Februar 1968 aus dem Gefängnis entlassen wird und beschließt, sich von allem politischen Engagement zurückzuhalten und nur noch seinen privaten Genüssen zu leben. Zwei Herren von der Staatssicherheit, die ihm eine Rückkehr auf seine Universitätsstelle für den Fall in Aussicht stellen, dass er Informationen an sie weitergibt, auch Begegnungen mit Frauen, Ansprüche der Eltern und nicht zuletzt die Ereignisse des Prager Frühlings konfrontieren ihn mit der Erkenntnis, dass ein Rückzug ins Private nicht davor schützt, negative Erfahrungen noch einmal zu machen.
- Erscheinungsjahr: 1997
- Veröffentlicht: Deutschland
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Von allem Anfang an
- Genre: Prosa
Mit seiner offenbar autobiografisch beeinflussten längeren Erzählung »Von allem Anfang an« widmet sich Christoph Hein (»Der fremde Freund«/»Drachenblut«, 1982; »Der Tangospieler«, 1989) dem Provinzalltag in den Anfangsjahren der DDR. Icherzähler ist der Junge Daniel, der mit seiner im Krieg aus Schlesien vertriebenen und nun unter den Repressionen des SED-Regimes leidenden Familie in einer sächsischen Kleinstadt lebt: Der Großvater hat, da er nicht der Partei beigetreten ist, seine Stellung als Gutsverwalter verloren, der Vater gilt der Obrigkeit schon wegen seines Berufs – Pastor – als verdächtig, der Bruder darf trotz guter Schulleistungen nicht die DDR-Oberschule besuchen und wird in einem Internat in Westberlin untergebracht. Ihm gilt ein Besuch der Familie im November 1956, in den Tagen des Volksaufstands in Ungarn; mit der Schilderung der als verstörend erlebten Konfrontation mit der libertären Konsum- und Nachrichtenwelt einer westlichen Metropole endet das unaufdringlich und unprätentiös geschriebene Buch, in dem es Hein nach dem Urteil der Kritik meisterhaft gelingt, den Prozess des Heranwachsens eines Jugendlichen in der DDR in einen gesellschaftlichen Kontext einzubetten.
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