Lexikon

Kartoffel

[italienisch tartuffulo, Trüffel]
Erdapfel; Erdbirne; Grundbirne; Solanum tuberosum
Kartoffel
Kartoffel
Kartoffelpflanze
Kartoffel: Ernte (Ländervergleich)
Statist. Jb. 2007
Kartoffel-Ernte in den wichtigsten Ländern (in 1000 t)
Land 1985 1990 2005
China26 79332 03173 462
Deutschland7 90517 233111 624
Frankreich7 8146 0006 681
Großbritannien6 8906 5045 815
Indien12 57114 77125 000
Polen36 54636 31310 369
Russland73 000263 700237 280
Spanien5 7815 3992 604
Ukraine19 462
USA18 33117 86619 091
Weißrussland8 185
1 alte Bundesländer; 2 UdSSR
ein Nachtschattengewächs, dessen Heimat in den Kordilleren von Peru und Chile liegt. Dort wurde die Kartoffel als Kulturpflanze bereits von den Spaniern vorgefunden. Auf zwei verschiedenen Wegen (über Spanien und Irland) gelangte sie 1565 und 1586 nach Europa. In Preußen wurde sie in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch Friedrich den Großen eingeführt. Ihr Anbau hat sich besonders auf den sandigen Böden Nord- und Nordostdeutschlands durchgesetzt, so dass diese Gebiete die besten deutschen Kartoffelgebiete sind. Die heutige Gesamternte reicht zur Deckung des Speise- und Pflanzkartoffelbedarfs aus, doch werden auch Früh- und Industriekartoffeln eingeführt.
Die Kultur der Kartoffel beginnt im Frühjahr mit dem Auslegen der Knollen in Reihen. Die Knollen entwickeln sowohl oberirdische Triebe als auch unterirdische Ausläufer (Stolonen), deren Ausbildung durch wiederholtes Anhäufeln gefördert wird. Das oberirdische gefiederte Laub trägt trugdoldig angeordnete weiße, rosa, blaue oder blassviolette Blüten. Die grünen Beerenfrüchte sind ungenießbar, da alle oberirdischen Pflanzenteile, aber auch grün gewordene Kartoffeln das giftige Alkaloid Solanin enthalten. An den Enden der unterirdischen Ausläufer entwickeln sich als Anschwellungen die mit „Augen“ versehenen Knollen, die eigentlichen Kartoffeln.
Kartoffelfeld
Kartoffelfeld
Kartoffellegemaschine

Inhaltsstoffe und Verwendung

Die im Spätsommer geernteten Kartoffelknollen sind ernährungsphysiologisch sehr hochwertig, da sie wertvolle Proteine mit einem hohen Anteil essenzieller Aminosäuren, Vitamine (besonders Vitamin C) und wichtige Mineralstoffe (vor allem Kalium) liefern. Gleichzeitig sind sie kalorienarm, denn sie bestehen zu rd. 80 % aus Wasser und enthalten kaum Fett, aber ca. 15 % Stärke als Energielieferanten. Da Kartoffelstärke roh nur schwer verdaulich ist, müssen Kartoffeln vor dem Verzehr gekocht werden.
Nur noch etwa 1/4 der Ernte dient in Europa der menschlichen Ernährung. Außerdem werden Kartoffeln als wichtiges Futtermittel in der Schweinemast eingesetzt. Große Mengen an Kartoffeln werden technisch verarbeitet. Sie dienen als Rohstoff für die Herstellung von Stärke und Alkohol. Weitere zehn Prozent der Ernte gelangen als Saatkartoffeln auf den Markt.

Sorten

Die Zahl der Kartoffelsorten ist zwar seit den 1950er Jahren im Zuge von Massenproduktion und fortschreitender Uniformierung erheblich eingeschränkt worden, doch gibt es auch jetzt noch zahlreiche Sorten, um die verschiedenen Wünsche der Verbraucher zu erfüllen, in Deutschland ca. 150, archiviert sind jedoch über 5000 Sorten. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen nach dem Gehalt an Stärke (danach Speise-, Futter- oder Industriekartoffel), nach dem Reifetermin (früh, mittelfrüh, mittelspät, spät), nach Schalenfarben (gelb, weiß, rot, blau), Fleischfarbe (weiß, gelb, blau), Knollenform (lang, nierenförmig, halboval, oval, rund) und Resistenz gegen bestimmte Kartoffelkrankheiten. Unterschiede bestehen auch in den Kocheigenschaften; es gibt die Typen festkochend, vorwiegend festkochend und mehligkochend. Bekannte Sorten sind u. a.: Hansa, Cilena, Datura, Clivia, Grata, Sieglinde, Nicola, Bintje. Eine neue gentechnisch veränderte Sorte ist Amflora, die durch eine eingeschleuste Gensequenz eine sehr hohe Stärkekonzentration aufweist, die sie für die industrielle Nutzung in der Papier-, Textil- und Klebstoffindustrie interessant macht. Als Speisekartoffel ist sie hingegen ungeeignet.
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