Lexikon

PLO

Abkürzung für englisch Palestine Liberation Organization, „Organisation zur Befreiung Palästinas“, eine 1964 gegründete Organisation, die die Errichtung eines unabhängigen arabischen Staates auf dem Boden des ehemaligen britischen Mandatsgebietes Palästina anstrebt und sich als legitime Interessenvertreterin der Palästinenser versteht. Das Programm der PLO, der „Palästinensische Nationalvertrag“ von 1968, bezeichnete die Balfour-Deklaration und das Palästina-Mandat als „null und nichtig“, die Teilung Palästinas 1947 und die Schaffung des Staates Israel als „völlig illegal“ und den bewaffneten Kampf als „einzigen Weg zur Befreiung Palästinas“. Daraus ergab sich als Ziel der PLO die Beseitigung Israels.
Die PLO konstituierte sich als loser Dachverband zahlreicher Gruppen von unterschiedlicher Orientierung. Die stärkste Gruppe, Al Fatah, stellte das Ziel der nationalen Unabhängigkeit in den Vordergrund, während andere Gruppen, z. B. die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) und die Demokratische Volksfront zur Befreiung Palästinas (PDFLP), zugleich sozialrevolutionäre Ziele proklamierten. Die aktiven Mitglieder der Kampfverbände gaben sich die Bezeichnung Fedaiyin („Opferbereite“).
Unter dem Vorsitz von Ahmed Schukeiry (19641969) und Yahya Hammouda (19671969) war die PLO praktisch ein Werkzeug der ägyptischen Politik. 1969 übernahm Jassir Arafat, Führer der Al Fatah, den Vorsitz. Die arabischen Staaten erkannten die PLO 1974 auf einer Konferenz in Rabat als alleinige Vertreterin der Palästinenser an.
Es gelang der PLO nicht, die beabsichtigte „bewaffnete Volksrevolution“ in den 1967 von Israel besetzten Gebieten zu entfesseln. Sie vermochte auch keine nennenswerten militärischen Aktionen gegen Israel durchzuführen. Ihre Aktivität beschränkte sich auf Terroranschläge, häufig gegen Zivilpersonen, und auf Aktionen im Ausland gegen Unbeteiligte (Flugzeugentführungen, Geiselnahmen). Derartige Unternehmen wurden später von der Führung offiziell abgelehnt. 1974 erhielt die PLO Beobachterstatus bei den UN. 1976 erfolgte die Aufnahme in die Arabische Liga.
Das wichtigste Operationsgebiet der PLO war zunächst Jordanien. 1970/71 kam es dort zu einem Konflikt zwischen ihr und der Regierung, der zu bürgerkriegsähnlichen Kämpfen führte und mit der Vertreibung der PLO-Kampfverbände aus dem Land endete. Daraufhin verlegte die PLO ihr Tätigkeitsfeld nach Libanon. Sie schuf sich im Süden des Landes eine von der libanesischen Regierung unabhängige Operationsbasis, von der aus sie Aktionen gegen den Norden Israels unternahm. Im libanesischen Bürgerkrieg 1975/76 ergriff sie Partei gegen die christlichen Milizen, wobei sie schwere Verluste erlitt. 1982 erzwang Israel durch einen militärischen Vorstoß bis Beirut den Abzug größerer PLO-Verbände. Die PLO-Zentrale wurde nach Tunis verlegt.
In der palästinensischen Aufstandsbewegung (Intifada), die 1987 in den besetzten Gebieten ausbrach, spielte die PLO keine leitende Rolle. Teile ihrer Führung rückten allmählich von Maximalforderungen ab. Nach Geheimverhandlungen schlossen die PLO und Israel 1993 als ersten Schritt zu einer umfassenden Friedensregelung ein Abkommen über den Abzug der israelischen Truppen aus Jericho und dem Gazastreifen und eine palästinensische Teilautonomie in diesen Gebieten. Radikale Palästinensergruppen bekämpften die Verständigungspolitik. 1996 fanden Wahlen zum palästinensischen Rat statt, die Arafats Richtung stärkten; er selbst wurde zum Präsidenten der Exekutivbehörde des Rates gewählt. 1998 strichen die palästinensischen Führungsgremien die gegen Israel gerichteten Artikel endgültig aus dem PLO-Programm. Durch eine neue Eskalation der Gewalt im Nahostkonflikt geriet Arafat 2001 zunehmend unter politischen Druck und in schroffen Gegensatz zur israelischen Regierung Scharon. Nach Arafats Tod 2004 wurde der frühere palästinensische Ministerpräsident Mahmud Abbas neuer PLO-Vorsitzender.
Nahostkonflikt: Friedensabkommen von 1993
Clinton, Arafat und Begin
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