Lexikon
Schneider, Robert: Schlafes Bruder
- Erscheinungsjahr: 1992
- Veröffentlicht: Österreich
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Schlafes Bruder
- Genre: Roman
Als »literarische Entdeckung des Jahres 1992« wird der erst 31-jährige Robert Schneider gefeiert, als sein Debütroman »Schlafes Bruder«, nachdem das Manuskript von zahlreichen renommierten Verlagen abgelehnt worden ist, bei Reclam Leipzig erscheint. Schneiders Held Johannes Elias Alder, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in dem abgeschiedenen Bergdorf Eschberg aufwächst, ist ein mit übernatürlichen Kräften begabtes musikalisches Genie. Die Dorfgemeinschaft lehnt den auch äußerlich auffälligen Jungen ab, so dass er keine seinen Fähigkeiten entsprechende Ausbildung erhält und sich schließlich als Lehrer im Ort niederlässt. Als Alder einsieht, dass seine Liebe zur Cousine Elsbeth unerwidert bleiben wird, beschließt er seinem Leben ein Ende zu bereiten. Er begeht Selbstmord, indem er den Schlaf verweigert, denn »wer schläft, liebt nicht«. – Alders Biografie und das Leben im Dorf, das von Inzest, Torheit, Missgunst und Gewalt geprägt ist, wird in einem altertümelnden, von Regionalismen und Neuschöpfungen nicht freien, aber durchweg hohen Ton von einem Erzähler vorgetragen, der auch die unerhörtesten Ereignissen immer noch zu kommentieren und einzuordnen weiß. – In der Kritik werden Vergleiche zu Patrick Süskinds »Das Parfum« (1985) gezogen, und Martin Doerry schreibt in seiner Besprechung im »Spiegel« resümierend: »Alles ist maßlos: Johannes Elias Alder, sein Genie, seine Liebe zu Elsbeth, zur Natur und Musik. Nur eine so geniale Fantasiegestalt löst offenbar noch die Hoffnung vieler Leser auf das besondere, das einzigartige Leben ein.«
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