Lexikon
Strauß, Botho: Ithaka
- Erscheinungsjahr: 1996
- Veröffentlicht: Deutschland
- Verfasser:
- Deutscher Titel: Ithaka
- Genre: Theaterstück
In enger Anlehnung an die Heimkehr-Gesänge der Homerschen »Odyssee« hat Botho Strauß sein neuestes Drama »Ithaka« verfasst, das am 17. Juli in der Inszenierung von Dieter Dorn an den Münchener Kammerspielen uraufgeführt wird. Odysseus kehrt nach 20-jähriger Abwesenheit – zehn Jahre lang kämpfte er im Trojanischen Krieg, zehn Jahre lang irrte er über die Meere – wieder ins heimische Ithaka zurück. Verkleidet als kretischer Bettler, kommt er zum eigenen Königshof und muss erleben, wie seine Frau Penelope von einer Schar Freier umworben wird, die es auf ihre Hand und auf die Macht abgesehen haben. Odysseus richtet im Bund mit der Göttin Pallas Athene unter den Freiern ein Blutbad an und nimmt seinen legitimen Platz als Herrscher und Ehemann wieder ein. Athene jedoch befiehlt – in Abweichung von der antiken Vorlage –, Odysseus' Blutgericht mit dem Schleier des Vergessens zu bedecken: »Wir aber verfügen, was recht ist: aus dem Gedächtnis des Volkes wird Mord und Verbrechen des Königs getilgt. Herrscher und Untertanen lieben einander wie früher.« – Strauß hat die Homerschen Verse in Prosa übertragen, sie durch »Abschweifungen, Nebengedanken, Assoziationen« – meist gegen das Profitstreben, den Medienwahn und die Aufklärungswut der modernen Gesellschaft gerichtete Spitzen – unterbrochen und die Figuren dreier »fragmentarischer Frauen« hinzugefügt. So ist ein Drama in der Tradition der »politischen Romantik« entstanden, in der die Wiederherstellung der Ordnung zwar auf Gewalt gegründet, aber dennoch legitimiert erscheint.
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