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Blutgefäße: Ausgeklügeltes Transportnetz
Wie lang ist das Transportnetz des Bluts?
Das Transportnetz, das von Arterien, Venen und ihren kleinsten Verzweigungen, den Kapillaren, gebildet wird, ergibt eine Gesamtlänge von etwa 150 000 Kilometern. Das Blut verteilt sich zu etwa fünf Prozent in den Kapillaren, 75 Prozent in den Venen und 20 Prozent in den Arterien.
Die Blutgefäße sind lebende, elastische Strukturen, durch die der Blutfluss in eine Richtung verläuft. Sie reagieren auf die sich verändernden Anforderungen des Körpers, indem sie die Blutzufuhr zu bestimmten Körperbereichen erhöhen und zu anderen erniedrigen. Arterien und Venen verfügen zwar über die gleiche Struktur, unterscheiden sich aber in Länge und Durchmesser und in der relativen Dicke ihrer Wandungen. Die winzigen Kapillaren sind das Verbindungsglied zwischen Arterien und Venen. Sie sind die kleinsten Blutgefäße des Körpers. Zusammen mit dem Herzen bilden die Blutgefäße den Blutkreislauf, der den ununterbrochenen Blutfluss durch den Körper aufrechterhält.
In welchen Körperbereichen fließt kein Blut?
Die Hornhaut des Auges enthält keine Blutgefäße, ebenso nicht der Zahnschmelz, die äußersten Hautschichten sowie Haare und Nägel. Ansonsten erreicht das Netzwerk der Blutgefäße jeden Körperbereich.
Sind die kleinsten Blutgefäße noch sichtbar?
Für das bloße Auge nicht, denn der Gefäßhohlraum (Lumen) der Kapillaren hat einen Durchmesser von höchstens 0,008 Millimetern und erlaubt gerade die Passage eines einzigen roten Blutkörperchens. Durch die Blutkapillaren wird das von den kleinsten Arterien kommende sauerstoffreiche Blut an die Körpergewebe abgegeben. Die Kapillarwand ist äußerst dünn und besteht nur aus einer einzigen Zellschicht, dem Endothel. Diese Schicht ist durchlässig und erlaubt den Austausch von Flüssigkeit zwischen Blut und Gewebe. Im Rahmen einer Entzündungsreaktion können auch weiße Blutkörperchen durch die endothelialen Zellen hindurch das Blutgefäß verlassen und in das Gewebe eindringen. Die Blutkapillaren bilden ein dichtes, äußerst fein geknüpftes Netz innerhalb der Körpergewebe, das auch als Kapillarbett bezeichnet wird.
Was ist die Aufgabe der Venen?
Sie transportieren das Blut von den Geweben zurück zum Herzen. Mit Ausnahme der Lungenvenen, die sauerstoffreiches Blut aus den Lungen zum linken Vorhof des Herzens befördern, enthalten die Venen sauerstoffarmes Blut, da der Sauerstoff auf dem Weg durch die Kapillaren an das Gewebe abgegeben wurde. Durch Vereinigung der feinsten Kapillarzweige bilden sich die Venolen. Dies sind kleinere Venen, die danach zu Venen zusammenlaufen und mit zunehmender Herznähe immer größer werden. Die größeren Venen aus den Körperorganen führen zu den großen Körpervenen. Dies sind die obere Hohlvene (Vena cava superior), die das Blut aus den Armen und dem oberen Teil des Körpers sammelt, und die untere Hohlvene (Vena cava inferior), bei der das Blut aus den Beinen, dem Rumpf und dem Bauchraum zusammenfließt. Beide Hohlvenen führen das Blut in den rechten Vorhof des Herzens zurück.
Wie kommt das Blut von unten nach oben?
Durch ein besonderes Ventilsystem. In den Venen herrscht ein geringerer Druck als in den Arterien. Stehen wir aufrecht, so muss das aus dem unteren Körperbereich kommende Blut auf seinem Weg zum Herzen die Schwerkraft überwinden. In den Beinvenen wird dies durch ein System von Venenklappen erreicht, die den Rückfluss des Blutes verhindern. Die Arbeit dieses Ventilsystems wird durch die Kontraktion der Skelettmuskulatur unterstützt, die während des Gehens das Blut weiterpresst. In Herznähe unterstützt während der Bauchatmung der dadurch entstehende Druckabfall im Brustkorb den Weitertransport des Blutes aus den unteren Körperbereichen in die untere Hohlvene. Der Druckanstieg beim Ausatmen presst das Blut dann weiter in den rechten Vorhof des Herzens.
Führen alle Venen zum Herzen?
Nein. Einige Venen bilden die so genannten Pfortadersysteme, die Blut aus einem Körperorgan zu einem zweiten führen. Danach erst transportiert eine andere Vene das Blut zurück zum Herzen. So gelangt beispielsweise das nährstoffreiche Blut aus den Venen der Verdauungsorgane über eine Pfortader zunächst zur Leber.
Wozu dienen die Arterien?
Die meisten Arterien transportieren sauerstoffreiches Blut. Arterien sind kräftige, aber dennoch elastische Gefäße, die das Blut unter hohem Druck vom Herzen weg in die Organe und Gewebe des Körpers transportieren. Es gibt Arterien vom so genannten elastischen Typ, vom muskulären Typ und die Arteriolen. Die größten Arterien sind die Herzschlagader (Aorta) und die Lungenarterie (Pulmonalarterie). Ihr Durchmesser beträgt etwa 2,5 Zentimeter.
Über die Aorta wird sauerstoffreiches Blut aus der linken Herzkammer, über die Lungenarterie sauerstoffarmes Blut aus der rechten Herzkammer transportiert. Nachdem die beiden Arterienstämme das Herz verlassen haben, teilen sie sich wiederholt in immer kleinere Gefäße.
Wie können die Arterien den ständigen Blutdruck aushalten?
Die Arterien können dem durch die Herzkontraktionen erzeugten hohen Blutdruck nur durch ihren besonderen Aufbau standhalten. Ihre mittlere Wandschicht (Tunica media), enthält mehr elastische Fasern als glatte Muskulatur. Dieser so genannte elastische Bautyp ist charakteristisch für die großen herznahen Arterien.
Die Wand dieser Arterien dehnt sich bei der Kontraktion des Herzens und speichert Blut. Entspannt sich der Herzmuskel, zieht sich die Gefäßwand zusammen und drückt das Blut weiter vorwärts. Durch das Ausdehnen und Zusammenziehen wird die Wirkung der extremen Druckunterschiede durch Kontraktion und Entspannung des Herzens gemildert und das Blut kann mit gleichmäßiger Geschwindigkeit durch die Arterien fließen (Windkesselfunktion).
Was ist der Puls?
Das ist die Druckwelle, die durch das Ausdehnen und Zusammenziehen der Arterienwand entsteht. Verläuft eine Arterie nahe an der Körperoberfläche über einen Knochen oder eine andere härtere Körperstruktur, so kann man diesen Puls fühlen. Am häufigsten wird der Puls über einer kleinen Vertiefung an der Daumenseite des Handgelenks gemessen, wo die Speichenarterie (Arteria radialis) über den Knochen verläuft.
Was leisten Arterien vom muskulären Bautyp?
Die Arterien vom muskulären Bautyp sind eigentlich Verzweigungen der elastischen Arterien, die Blut zu den Geweben und Organen transportieren. Bei den Arterien vom muskulären Typ überwiegt die glatte Muskulatur in der Tunica media. Durch Kontraktion oder Entspannung dieser Muskelschicht verengt oder erweitert sich das Gefäß. Die kleinsten Arterien vom muskulären Typ teilen sich in die Arteriolen auf, deren Durchmesser weniger als 0,3 Millimeter beträgt. Bei den kleinsten Arteriolen fehlt der dreischichtige Wandaufbau der größeren Gefäße. Ihre Wand besteht nur aus einer Schicht von glatten Muskelzellen. Die Arteriolen verzweigen sich wiederum in die haardünnen Kapillaren.
Wie sind die Blutgefäße aufgebaut?
Venen und Arterien sind beinahe gleich aufgebaut. Ihre Gefäßwände sind aus jeweils drei Schichten zusammengesetzt. Die innere Schicht, die Tunica interna, besteht aus einer feinen Endothelschicht aus dünnen, flachen Zellen und einer dickeren, stützenden Gewebeschicht. Die Endothelschicht kleidet den Gefäßhohlraum (Lumen) aus und gewährleistet einen reibungslosen Durchfluss des Bluts.
Die mittlere Schicht besteht aus glatten Muskelzellen, die kreisförmig um das Gefäß verlaufen, sowie aus elastischen Fasern. Befehle aus dem vegetativen Nervensystem führen zur Kontraktion oder Entspannung der glatten Muskelschicht und somit zur Weiterstellung (Vasodilatation) oder Engerstellung (Vasokonstriktion) des Gefäßes. Dadurch kann die Durchblutung in einem bestimmten Gewebe erhöht oder verringert werden.
Die dritte und äußerste Schicht heißt Tunica adventitia oder Tunica externa. Sie besteht aus kräftigen Kollagenfasern. Zu ihren Aufgaben zählen der Schutz des Blutgefäßes und seine Anhaftung an benachbarte Strukturen. In der Tunica externa verlaufen Nerven zur Versorgung der glatten Muskulatur der mittleren Wandschicht sowie winzige Blutgefäße, die Vasa vasorum, die die größeren Blutgefäße selbst mit Blut versorgen.
Worin unterscheidet sich der Aufbau von Venen und Arterien?
Die innere Wandschicht der Venen besteht aus einem geringeren Anteil an glatten Muskeln oder elastischen Fasern. Außerdem verfügen sie über ein größeres Gefäßlumen als Arterien. Der zu den Arterien unterschiedliche Aufbau der Venen ist dadurch begründet, dass venöses Blut unter geringerem Druck steht als arterielles.
Was bezeichnet der Mediziner als …
Arteriosklerose? Die weit verbreitete »Arterienverkalkung« geht mit einer Verdickung, Verhärtung und Verengung der Gefäße einher und führt zu einer schlechteren Durchblutung des von der erkrankten Arterie versorgten Gebiets. Die Krankheit wird durch Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Blutfetterhöhung, Nikotinmissbrauch und psychischen Stress begünstigt.
Hypertonie? Ein »Bluthochdruck« liegt bei wiederholt gemessenen erhöhten Blutdruckwerten vor. Er kann zu erheblichen Organschäden und einer verminderten Lebenserwartung führen.
Thrombose? So wird der durch ein »Blutgerinnsel« verursachte, vollständige oder teilweise Verschluss eines Blutgefäßes genannt, der zur Behinderung des Blutstroms und eingeschränkter Sauerstoffversorgung des Gewebes führt.
Varikose? Das »Krampfaderleiden« stellt sich meist an den Beinen mit zahlreichen verdickten und schlängelnd verlaufenden Venen dar. Begünstigt wird es durch Bindegewebsschwäche oder mangelnden Schluss der Venenklappen.
Hämorrhoiden? Dies sind knotenförmige, krampfaderartige Erweiterungen der Arterien und Venen des Enddarms meist aufgrund einer Bindegewebsschwäche.
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