Lexikon
Suezkanal
[
arabisch Qanat As Suwaysˈzu:ɛs-
]einer der wichtigsten Schifffahrtswege der Erde; quert die Wüstengebiete am Westrand der Halbinsel Sinai in Ägypten und verbindet das Mittelländische Meer mit dem Roten Meer. Der Suezkanal verkürzt die Seewege z. B. von London nach Abadan (Iran) oder nach Mumbai (Indien) um 42%, nach Mombasa (Kenia) oder nach Singapur um etwa 30%, von Neapel nach Mitsiwa (Eritrea) sogar um 80%. Die Durchfahrt durch den Suezkanal dauert durchschnittlich nur 15 Stunden, da keine Schleusen zu passieren sind. Der Suezkanal ist 162,5 km lang, 38 km entfallen auf dazwischenliegende Binnenseen. An der Oberfläche ist er 300–365 m (Fahrrinne 180 m), an der Sohle durchschnittlich 107 m breit und 21 m tief. Bei seiner Eröffnung 1869 war der Kanal nur 22 m breit und 8 m tief. Heute ist er für Seeschiffe bis 270 000 t befahrbar. Während der Stilllegung des Kanals 1967–1975 musste sich die internationale Schifffahrt auf die Kaproute umstellen und entwickelte die Großtanker, für die der Kanal nicht befahrbar war. Der Anteil der Ölfracht an den Gesamtladungen fiel deshalb von 73% (1966) auf rund 29% (1976); durch den Ausbau des Pipelinenetzes verringerte sich dieser Anteil weiter auf 25% (2000). Ägypten plant die Untertunnelung des Suezkanals bei Isma’iliyah und Qantarah; bei Suez wurde der erste Straßentunnel 1980 fertig gestellt.
Geschichte
Die verkehrstechnischen und handelspolitischen Chancen eines Mittelmeer und Rotes Meer verbindenden Wasserwegs wurden schon im Altertum erkannt. Im 13. Jahrhundert v. Chr. bauten Ägyptens Pharaonen den ersten Kanal vom Nildelta zum Golf von Suez, der nach mehreren Erneuerungen erst im 8. Jahrhundert versandete. Napoleons Kanalprojekt (1798) wurde nicht verwirklicht. 1854 wurde ein Konzessionsvertrag zwischen dem ägyptischen Vizekönig Said und F. de Lesseps geschlossen, unter dessen Leitung der Kanal zwischen 1859 und 1869 nach den Plänen des Österreichers A. Negrelli mit 16,6 Mio. Pfund Kosten errichtet wurde. Am 17. 11. 1869 erfolgte die feierliche Eröffnung.
Lesseps, Ferdinand Vicomte de
Ferdinand Vicomte de Lesseps
© wissenmedia
Die Aktien der Suezkanal-Gesellschaft (Compagnie Universelle du Canal Maritime de Suez), die einen bis 1968 befristeten Konzessionsvertrag besaß, waren ursprünglich zwischen Frankreich und Ägypten aufgeteilt. Großbritannien erwarb 1875 den Aktienbesitz des ägyptischen Vizekönigs und besetzte 1882 Ägypten und die Kanalzone. 1888 wurde die Internationale Suezkanal-Konvention geschlossen, die die Freiheit der Schifffahrt im Suezkanal sicherte. Nach der Gründung des Staats Israel 1948 sperrte Ägypten den Suezkanal für alle israelischen Schiffe und zeitweilig auch für Lieferungen nach Israel unter anderer Flagge. Die letzten britischen Truppen hatten die Suezkanalzone im Juni 1956 verlassen. Kurz darauf, am 26. 7. 1956, verkündete Ägypten die Nationalisierung des Suezkanals. Daraufhin griffen am 29. 10. 1956 israelische, britische und französische Truppen Ägypten an (Suezkrise). Das Eingreifen der UN und besonders der USA und der Sowjetunion führte rasch zur Feuereinstellung und bis zum 22. 12. 1956 zur Räumung der Kanalzone. Der Suezkanal war bis April 1957 durch versenkte Schiffe gesperrt.
Suezkanal: Abkommen (1954)
Unterzeichnung eines Abkommens 1954
© Corbis/Bettmann/UPI
Im Juni 1967 legte der 3. israelisch-arabische Krieg (Sechstagekrieg) den Suezkanal erneut still. Seit 9. 6. 1967 war das ganze Ostufer zwischen Suez und Port Said in israelischer Hand. Die von den UN angeordnete Feuereinstellung wurde in der Folgezeit immer wieder gebrochen. Im August 1970 trat durch Vermittlung des US-amerikanischen Außenministers Rogers erneut Waffenruhe ein.
Israel: Sechstagekrieg
Gefangene Soldaten
© Corbis/Bettmann/UPI
Die im 4. israelisch-arabischen Krieg im Oktober 1973 auf dem Westufer gewonnenen Brückenköpfe wurden von den Israelis wieder geräumt. UN-Truppen besetzten eine Pufferzone östlich des Kanals. Seit Mitte 1975 ist der Suezkanal wieder befahrbar.
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