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Nachhaltig unterwegs auf Teneriffa
Die Kanaren sind ein beliebtes Urlaubsziel. Vor allem die größte der insgesamt sieben Inseln wird jedes Jahr von etlichen Touristen besucht: Teneriffa. Die Vulkaninsel vor der Küste Afrikas gehört zu den sonnigsten Orten der Welt, doch sie ist längst nicht nur Anlaufstelle für klassische Pool- und Strandurlauber. In der abwechslungsreichen Landschaft Teneriffas bieten sich vielfältige Möglichkeiten für aktive Unternehmungen.
Auch umweltbewusste Reisende kommen dabei voll auf ihre Kosten, denn in Sachen Tourismus wird auf Teneriffa seit Jahren zunehmend auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit gesetzt. So ist fast die Hälfte der Inselfläche Naturschutzgebiet und gleich mehrere Strände und Küstenabschnitte sind mit dem Ökolabel "Blaue Flagge" ausgezeichnet. Dieses Gütesiegel wird jährlich von der Stiftung Umwelterziehung (FEE) vergeben und berücksichtigt Faktoren wie die Wasserqualität, das Umweltmanagement und Aktivitäten im Bereich der Umweltbildung.
Darüber hinaus haben sich einige Tourismusunternehmen der Charta für Umweltschutz verschrieben. Diese von der Inselregierung unterstützte Initiative soll die Einhaltung von Umweltschutzrichtlinien bei Outdoor-Aktivitäten gewährleisten - ob beim Klettern oder Wale beobachten. Die Teilnehmenden verpflichten sich zu einer Reihe von Maßnahmen und Aktionen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit. Dazu gehört das Sauberhalten der Umwelt, aber auch das Wecken des Kundenbewusstseins für den respektvollen Umgang mit der Umgebung.
Doch was können Touristen, die Wert auf Naturerlebnisse und Umweltschutz legen, konkret auf der Insel unternehmen und erleben? Wir stellen fünf Ziele für Naturfreunde vor.
1. Granadilla - ein CO2-neutrales Dorf
Die ganze Welt spricht davon, dass die CO2-Emissionen dringend sinken müssen - in einem kleinen Dorf im Süden Teneriffas ist man bereits einen Schritt weiter: Granadilla ist das erste komplett CO2-neutrale Dorf der Welt. In der 2010 eröffneten Siedlung mit Besucherzentrum stehen 24 bioklimatische, aus ökologischen Werkstoffen gebaute Häuser, die mittlerweile an Feriengäste vermietet werden.
Jedes dieser Gebäude funktioniert vollkommen autark und ist unabhängig von externen Energielieferanten. Die spezielle Bauweise sorgt dafür, dass es auch ohne Klimaanlage immer angenehm kühl bleibt. Die Stromversorgung wird mit der Kraft von Sonne und Wind sichergestellt und das Wasser stammt aus einer Meerwasser-Entsalzungsanlage vor Ort. Entwickelt wurde die Siedlung von Wissenschaftlern des Technologischen Instituts für Erneuerbare Energien (ITER), die damit ein Versuchslabor der besonderen Art geschaffen haben.
2. Sternegucken im Teide-Nationalpark
Durch die Beleuchtung von Straßen, Gebäuden und Industrieanlagen wird es vielerorts selbst nachts nicht mehr dunkel - schlechte Voraussetzungen für Himmelsbeobachtungen. Im Nationalpark El Teide ist der Blick zu den Sternen dagegen noch ungestört möglich. Das liegt neben der besonderen Lage fernab der europäischen Metropolen auch daran, dass Teneriffa seit 1988 ein sogenanntes Lichtschutzgebiet ist. Schon vor geringfügiger Lichtverschmutzung soll die Insel bewahrt werden.
Aus diesem Grund haben sich eine Reihe von astronomischen Einrichtungen im Bereich des ältesten und größten Naturschutzgebiets der Kanarischen Inseln niedergelassen. Der seit 2007 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehörende Teide-Nationalpark bietet entlang der offiziellen Wege immer wieder Aussichtspunkte für Sternenbeobachter. Zudem informieren Informationstafeln über die besondere Verbindung zwischen Himmel und Teide.
3. Palmetum - Plamen auf der Mülldeponie
Mülldeponien sind nicht nur Schandflecke in der Landschaft. Die Berge von Abfall können für Tiere und Menschen mitunter sogar eine echte Gesundheitsgefahr bedeuten. Zwar sind die Entsorgungsstätten in unserer modernen Gesellschaft ein notwendiges Übel. Doch immerhin aus alten Deponien lässt sich wieder ein lebenswerter Raum erschaffen, wie das Beispiel des Palmetums in Santa Cruz de Tenerife zeigt. Denn hier wachsen Palmen auf Müllbergen.
Die einstige Mülldeponie bildet heute einen 30 Meter hohen Hügel, auf dem sich ein botanischer Garten erstreckt. Durch das Begrünungsprojekt sind die Abfallberge aus dem Blickfeld verschwunden und statt Müll steht nun Artenschutz im Fokus: Insgesamt 2.000 unterschiedliche Pflanzenarten werden im Palmetum gehegt und gepflegt - darunter 70 vom Aussterben bedrohte Spezies.
4. Klettern mit Rücksicht auf die Natur
Zwischen Jahrhunderte alten Kiefern in schwindelerregender Höhe durch die Lüfte klettern oder von Baumwipfel zu Baumwipfel schweben - das können kleine und große Abenteurer im Forestal Park Tenerife tun. Neun spannende und abwechslungsreiche Parcours in bis zu 30 Metern Höhe warten bei Las Lagunetas im Tenogebirge auf die Besucher.
Das Besondere dabei: Die Kletterrouten im "Märchenwald" sind mit Rücksicht auf die Natur und vor allem die hier wachsenden, ältesten Bäume Teneriffas gebaut worden. Das umweltfreundliche Konzept der Anlage sorgt dafür, dass die Methusalems von den Kletterern nicht in Mitleidenschaft gezogen werden - und bietet ein sehr naturnahes Erlebnis.
5. Wandern auf den Spuren des Vulkanismus
Teneriffa wurde durch vulkanische Aktivitäten geformt. Mehr über diese geologische Geschichte und wie die Vulkane die Lebensweise der Inselbewohner geprägt haben, können Touristen auf thematischen Wanderrouten mit unterschiedlichen Schwerpunkten erleben.
Wie wird in dieser besonderen Umgebung Landwirtschaft betrieben? Welche Rolle spielen die Vulkane für den Baustil der Häuser? Und welche Veränderungen haben die vulkanischen Aktivitäten in der Vergangenheit gebracht? Unter dem Titel "Teneriffa, Vulkane des Lebens" hat die Tourismusbehörde fünf Strecken konzipiert, die Naturerlebnisse auf den Spuren des Vulkanismus versprechen.