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Norwegischer Roboter wird zum Filmstar
Er ist vielleicht nicht so tödlich wie der Terminator, oder so heroisch wie der Robo-Cop, dafür ist er aber deutlich realistischer. Der von norwegischen Wissenschaftlern entwickelte Roboter Eelume hat sich jetzt zu den großen Kinofilm-Maschinen gesellt. Im Katastrophenfilm „Nordsjøen“ spielt er sich selbst, also einen Unterwasser-Diagnoseroboter. Er wurde dazu entwickelt, sich eigenständig fortzubewegen und in der Tiefsee Analysen und Reparaturen durchzuführen.
Perfekter Darsteller direkt vor der Tür
In dem Film, der Ende Oktober in den norwegischen Kinos erschienen ist, geht es um mehrere Ölplattformen vor der Küste Norwegens. Als eine von ihnen instabil wird und in sich zusammenstürzt, versuchen die Verantwortlichen, die Ursache zu finden. Dafür brauchen sie einen Roboter, der unter Wasser zu der Ölplattform schwimmt und sich das Ganze aus der Nähe anschaut – ein Job, der für menschliche Taucher viel zu gefährlich wäre.
Als die Produktionsfirma des Films nach einer möglichen Besetzung dieses Roboters gesucht haben, waren sie erstaunt, direkt bei sich in Norwegen den perfekten Kandidaten zu finden. An der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens in Trondheim haben Wissenschaftler eine Maschine entwickelt, die genau das macht, was sie auch im Film tun soll: Sie führt Unterwasserdiagnosen von Pipelines und anderen Konstruktionen durch.
Von der Natur inspiriert
Damit Eelume solche Aufgaben erledigen kann, haben sich die Wissenschaftler beim Design des Roboters von der Natur inspirieren lassen. Ihr Fokus lag dabei auf einer speziellen Tierart. „Wir interessieren uns für Schlangenroboter, weil ihre natürlichen Vorbilder enorm mobil sind, sie können sich überall hinbewegen“, sagt Kristin Pettersen, Professorin für Technische Kybernetik und Mitentwicklerin von Eelume. Bei der Entwicklung der Roboterbewegungen haben sich die Forscher aber nicht nur auf die Gelenke und Materialien konzentriert. Im Fokus ihrer Forschung lag vielmehr die Steuerung, also das Gehirn des Roboters.
Eelume hat den meisten anderen seiner Artgenossen dadurch eine entscheidende Sache voraus: Der Unterwasser-Roboter kann sich komplett eigenständig bewegen und Aufgaben ausführen. Er braucht nur einen Plan, was er wie machen soll und kann dann ohne weitere Fernsteuerung loslegen. Dadurch kann er im Gegensatz zu vielen anderen Tauchrobotern auch komplett ohne Kabel betrieben werden. Im Film Nordsjøen zeigen die Produzenten in dieser Hinsicht übrigens eher ein Understatement: Die Hauptdarstellerin steuert Eelume noch per Hand mit einem Joystick.
Bald einsatzbereit
Der Roboter soll schon bald seine ersten echten Einsätze bekommen. „Nach sechs Jahren enormer Anstrengungen ist Eelume nun bereit, verschiedene Aufgaben auf See zu übernehmen. Der heutige Roboter ist die dritte Generation und wird in den nächsten Monaten eine autonome Inspektion von Pipelines durchführen“, sagt Pål Liljebäck, der das Projekt gemeinsam mit Pettersen gegründet hat. Vielleicht kann er uns dann eines Tages wirklich vor einer Katastrophe bewahren.
Im Moment gibt es Nordsjøen übrigens nur auf Norwegisch zu sehen. Der Film soll aber bald auch in die deutschen Kinos kommen. Das Magazin "The Hollywood Reporter" hat berichtet, dass die Produzenten bereits Verträge für deutschsprachige Länder unterschrieben haben.