Auf der Sonnenseite
Trotz aller Warnungen im Umgang mit Sonnenstrahlung ist das Schönheitsideal hierzulande gebräunte Haut. Und nach wie vor gilt die alte Beobachtung, dass man Deutsche im Süden daran erkennt, dass sie sich – wie Esel auch – in den Mittagsstunden draußen aufhalten. Dabei tut uns Sonne vor allem dann gut, wenn wir sie im Schatten genießen. Heute möchten wir ein Plädoyer halten für perfekten UV-Schutz nach südländischem Vorbild.
Die Sonne und ihr Lichtspektrum
Sonnenlicht besteht aus ultravioletter Strahlung, dem sichtbaren Licht und der Infrarotstrahlung. Sie sind allesamt elektromagnetische Wellen und unterscheiden sich lediglich in ihrer Wellenlänge. Die hautschädigende Wirkung des Sonnenlichtes wird hauptsächlich vom ultravioletten Licht, der sogenannten "UV-Strahlung" verursacht. Dieser Teil des Sonnenlichtes ist wie die Infrarotstrahlung nicht sichtbar. Man kann UV-Strahlung entsprechend der Wellenlänge weiter unterteilen in UVA-, UVB-, und UVC-Strahlung.
UVA, UVB und UVC
UVA-Strahlen haben eine Wellenlänge von 320 bis 400 Nanometern und vermögen tiefer in die Haut einzudringen als UVB. Sie bewirken eine rasche Pigmentierung der Haut durch den Pigment-Farbstoff Melanin. Lange Zeit dachte man, UVA-Strahlen seien unschädlich für die Haut. Heute weiß man jedoch, dass UVA die elastischen Fasern im Bindegewebe schädigen und somit zu einer vorzeitigen Hautalterung führen kann, man spricht auch von „Photo-Aging“. In sehr hohen Dosen kann UVA-Strahlung Sonnenbrand und Hautkrebs verursachen. Außerdem werden durch den Einfluss von UVA-Strahlen im Körper sogenannte agressive freie Radikale gebildet.
UVB-Strahlen mit einer Wellenlänge von 280 bis 320 Nanometern sind im Wesentlichen für den Sonnenbrand und die gefährlichen Zellschäden verantwortlich. Im Gegensatz zur UVA-Strahlung bildet sich hier die Bräune erst nach 48 bis 72 Stunden aus. Zu den negativen Wirkungen zählen akute und chronische Schädigungen der Haut, des Bindegewebes und der Blutgefäße. Trotz des körpereigenen Reparatursystems führen gehäufte Sonnenbrände zu irreparablen Schäden, die im schlimmsten Fall zu Hautkrebs führen können.
UVC-Strahlen mit einer Wellenlänge von 250 bis 280 Nanometern werden normalerweise vom Ozon abgehalten und gelangen nicht an die Erdoberfläche. Durch das immer größer werdende Ozonloch wird diese Filterfunktion jedoch eingeschränkt.
Sonnenbrand und Sonnenstich
Er tritt typischerweise vier bis sechs Stunden nach dem Sonnenbad auf und erreicht seinen Höhepunkt nach zwölf bis 24 Stunden. Der Sonnenbrand ist gekennzeichnet durch eine flächenhafte Rötung, eventuell auch Schwellung oder Blasenbildung, Schmerzen und Juckreiz. Im Rahmen eines Sonnenbrandes im Gesicht können auch Beschwerden an den Augen, zum Beispiel an Binde- oder Hornhaut, hinzukommen.
Vor allem die Spätfolgen eines Sonnebrands sind gesundheitsschädlich: Durch wiederholtes Einwirken von UVA-Strahlung werden die elastischen Fasern der Haut geschädigt und eine vorzeitige Hautalterung mit ausgeprägter Faltenbildung kann eintreten. Die Haut sieht "ledrig" aus. Schwerwiegender aber ist die Tatsache, dass häufige Sonnenbrände zu irreparablen Zellschädigungen führen und Veränderungen am Erbmaterial, der DNS, bewirken. Auf diese Art und Weise können Krebszellen entstehen. Heute weiß man, dass ein Zuviel an Sonnenbestrahlung Auslöser verschiedener Krebsvorstufen und Hautkrebsarten sein kann, so für den schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom), den Stachelzellkrebs (Spinaliom) und den Basalzellenkrebs (Basaliom).
Der Sonnenstich hingegen ist Folge einer direkten intensiven Sonneneinstrahlung, etwa auf den unbedeckten Kopf und Nacken. Betroffene klagen über starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Kreislaufschwäche bis hin zum Kreislaufzusammenbruch als Zeichen einer Hirnhautreizung. Wichtig ist, die Person in den Schatten zu bringen, den Kopf erhöht zu lagern und mit feuchten Tüchern zu kühlen. Zusätzlich sollte ausreichend zu trinken gegeben werden.
Der UV-Index
Der individuell benötigte Lichtschutzfaktor sollte sich nicht alleine nach dem Hauttyp, sondern zusätzlich nach dem aktuell gemessenen UV-Index richten. Dieser gibt die aktuelle Stärke der UV-Strahlung an. Kennt man den aktuellen Wert, kann man sich entsprechend gut schützen. Der UV-Index ist ein Maß für die Intensität der UV-Strahlung. Seine Werte gelten für alle Hauttypen und die Definition ist weltweit einheitlich. Der UV-Index wird auf einer nach oben offenen Skala dargestellt und bezieht sich auf den Höchstwert der UV-Strahlung. Er nimmt erfahrungsgemäß in Deutschland Werte zwischen 0 und 8, in den Bergen auch bis 9 an. In den Tropen können Werte bis 12 erreicht werden. Um das Risiko einfacher einschätzen zu können, wird der UV-Index häufig in die Klassen "niedrig", "mäßig", "hoch" und "sehr hoch" eingeteilt. Je höher der Wert, desto größer ist die Sonnenbrandgefahr. Der UV-Index dient als Vorsorgewert, damit Sie sich besser vor Sonnenbrand und Hautschäden schützen können.
Sonnenschutz und Lichtschutzfaktor
Bestimmte Personen haben ein erhöhtes Hautkrebsrisiko. Dies sind vor allem diejenigen mit sehr heller Haut oder mit vielen Muttermalen. Gefährdet sind außerdem Personen, die in ihrer Kindheit mehrere Sonnenbrände erlitten haben. Deswegen ist bei Kindern besondere Vorsicht geboten, denn ihre Haut ist extrem empfindlich. Als Regel gilt, dass man pro Jahr nicht mehr als 50 Sonnenbäder genießen sollte. Diese Zahl gilt für Solarien und für natürliche Sonnenbäder zusammen. Die Hauttypen finden Sie unter wissen.de/hauttypen
Sonnenschutzmittel ermöglichen einen längeren Aufenthalt in der Sonne ohne Sonnenbrand. In den heutigen Sonnenschutzmitteln befindet sich meist eine Kombination von Wirkstoffen, die UV-Strahlung vom Typ UVA als auch vom Typ UVB absorbieren. Der kombinierte Schutz ist sinnvoll, damit nicht nur Sonnenbrand und Zellschäden, sondern auch die vorzeitige Hautalterung verhindert werden kann. Dabei werden chemische und/oder physikalische Filter eingesetzt.
Der Lichtschutzfaktor gibt an, wie viel mal länger als ohne Schutz man sich nach Anwendung des Lichtschutzmittels unbeschadet in der Sonne aufhalten kann. Zum Beispiel: Wer es ohne Sonnenschutz zehn Minuten in der Sonne aushält, kann mit einem Lichtschutzmittel Faktor 12 zwei Stunden in der Sonne bleiben. Diese Zeit sollte man allerdings nie ganz ausreizen, Dermatologen raten, die Schutzzeit nur zu 60% auszunutzen. Experten stellen fest, dass Lichtschutz-Werte über 30 weder notwendig noch exakt bestimmbar sind und den Konsumenten verführen, sich noch länger der Sonne auszusetzen.
Richtiges Verhalten in der Sonne
Am besten nehmen Sie keine ausgedehnten Sonnenbäder und halten sich vorwiegend im Schatten auf. Auch im Schatten bräunt man.
Verbringen Sie die Zeit von 11 bis 15 Uhr nicht in der prallen Sonne, denn dann ist die Strahlung am intensivsten.
Die Dauer des Sonnenbades und die Höhe des Lichtschutzfaktors müssen dem persönlichen Hauttyp angepasst sein.
Gewöhnen Sie die Haut langsam an die Sonne. So können Sie nicht nur Sonnenbrände vermeiden, sondern auch einer Sonnenallergie vorbeugen.
Sonnenlicht kann auch Augenschäden hervorrufen. Schützen Sie deshalb Ihre Augen mit einer Sonnenbrille, die UV-Licht absorbiert. Vorsicht bei billigen Sonnenbrillen! Sie haben häufig keinen ausreichenden UV-Filter. In Zweifelsfällen können Sie Ihre Sonnenbrille beim Optiker prüfen lassen.
Schützen Sie Gesicht und Kopfhaut bei Bedarf mit einem breitkrempigen Sonnenhut und tragen sie passende, luftige, aber dichtgewebte Kleidung. Seit kurzem sind spezielle Textilien mit eingebautem UV-Schutz auf dem Markt. Beachten Sie die entsprechenden Angaben auf der Etikette.
Neu auf dem Markt sind Sonnenschutz-Buttons oder – Folien. Sie werden auf die Haut oder Kleidung geklebt und zeigen dem Träger an, wann er das Sonnenbad beenden sollte.
Sonnenschutz und Kinder
Bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern ist beim Thema Sonnenschutz besondere Vorsicht geboten. Denn die UV-Dosis, die man in den ersten Lebensjahren erhält, ist ein bestimmender Faktor bei der Entstehung von Hauttumoren. Jeder schmerzhafte Sonnenbrand in der Kindheit kann das Hautkrebsrisiko um den Faktor 2 bis 3 erhöhen.
- Keine Sonnenbäder für Säuglinge und Kleinkinder. Ihre Haut ist extrem empfindlich.
- Spielen in der Mittagssonne ist absolutes Tabu.
- Auch im Schatten an Lichtschutz denken.
- Kinder zusätzlich zur Sonnencreme passend bekleiden und Sonnenhut aufsetzen.
- Unbedeckte Hautpartien mit Sonnenschutzmitteln mit Mikropigmenten und einem Lichtschutzfaktor von mindestens 25 schützen!
Sonnenschutz und natürliche Besonderheiten
- Wind kühlt, daher empfindet man kaum ein warnendes Hitzegefühl.
- Wasser, Schnee und Sand verstärken die Strahlung durch ihre reflektierende Wirkung.
- Auch unterhalb der Wasseroberfläche gelangt ein Teil der UV-Strahlung
- Im Gebirge ist die Sonnenbestrahlung generell höher als im Flachland.
- Auch bei bedecktem Himmel gelangen noch 50-70 Prozent der Strahlung auf die Haut, im Schatten bis zu 70%.
- Auch Hitze kann gesundheitliche Schäden verursachen, die sogar lebensbedrohlich werden können.
- Kosmetika, Deodorants und Parfüms sollten beim Sonnenbaden möglichst nicht verwendet werden. Es besteht die Gefahr bleibender Pigmentierung.
- Denken Sie daran, dass einige Arzneimittel die Sonnenempfindlichkeit steigern können, fragen Sie am besten Ihren Arzt.
Sonnenschutzmittel und die richtige Anwendung
- Tragen Sie Sonnencremes eine halbe Stunde vor dem Sonnenbad auf.
- Sparen Sie nicht beim Auftragen des Sonnenschutzmittels! Bei zu sparsamer Anwendung ist keine ausreichende Wirkung gegeben.
- Achten Sie bei Aufenthalt im Wasser auf wasserfeste Produkte. Wiederholen Sie das Auftragen nach dem Abtrocknen.
- Sonnenschutzmittel mit einem LSF über 30 machen keinen Sinn; sie belasten die Haut unnötig mit chemischen Filtern und verführen zu ausgedehnten Sonnenbädern.
- Benutzen Sie einen höheren Lichtschutz (z.B. Sunblocker) für die Partien, die besonders stark der Sonne ausgesetzt sind: Lippen, Nase, Ohren und Glatze.
- Verwenden Sie auch im Schatten ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor.
- Mehrfaches Auftragen des Sonnenschutzes verlängert die Schutzzeit nicht!