Die Spezialitäten der maritimen Küche aus Italien, Griechenland oder Spanien sind in Deutschland ausreichend bekannt. Auch die Leckereien der japanischen Küche – über Sushi hinaus – etablieren sich hierzulande immer mehr. Restaurants, in der sich Küchenchefs in erster Linie der nordischen Küche widmen, sucht man in vielen deutschen Städten bis dato vergebens.
Nichtsdestotrotz sind viele Hobbyköche durchaus experimentierfreudig und arbeiten sich einfach eigenständig durch Rezepte aus dem Internet oder aus Kochbüchern, die sie vielleicht günstig in der Buchhandlung ergattern oder aus dem Freundeskreis bekommen haben. Viele Fans des so genannten „Nordic Cooking“ haben ihre Begeisterung erwartungsgemäß im Urlaub im Norden Europas entdeckt. Und zuhause kultiviert und die verschiedenen regionalen, nordischen Küchen weiter erforscht.
Skandinavien als Urlaubsziel fördert kulinarischen Boom
Viele deutsche Reisende bevorzugen statt der südlichen Klassiker des Tourismus eher die Länder in Nordeuropa. Schweden als Heimat von Pippi Langstrumpf, Dänemark als Lego-Ursprungsland, Norwegen als Land der Trolle oder Finnland – das Land der tausend Seen – üben als Reiseziele ihre ganz eigene Faszination aus. Und für Touristen gehören Ausflüge in die Gastronomie des Urlaubslandes zu Reiseplanung. Zurecht, wenn man sich die Köstlichkeiten der unterschiedlichen Küchen anschaut. Schwedens Gastronomie zum Beispiel hat weit mehr zu bieten als die kleinen Hackfleischbällchen, die den meisten Kunden des bekannten Möbelhauses mit den vier großen Buchstaben bestens bekannt sind. Insbesondere Schweden gewinnt kulinarisch ganz allmählich an Bedeutung, und zwar nicht nur innerhalb Europas. Der direkte Meereszugang sowie die zahlreichen Seen in den genannten Ländern machen Fisch für die jeweiligen Küchen zum elementaren Bestandteil.
Saisonale Zutaten prägen die nordische Küche
Schon seit etwa einem Jahrzehnt erlebt Nordeuropas Küche einen eindrucksvollen Aufschwung. Dabei sind es vor allem kreative Ideen, durch die sich die Küchen auszeichnen. Auch das Thema Nachhaltigkeit haben sich die prägenden Spitzenköche auf die Fahne geschrieben. Keine Spur mehr von der Pragmatik und Schlichtheit früherer Jahre, so das Ergebnis im Ratgeber: Nordische Küche – damit verbinden viele Besucher der Länder nach wie vor die traditionellen Speisen wie den klassischen Brathering in seinen diversen Zubereitungsformen. Das Interessante der Küche ist zumindest zum Teil in der Vorbildfunktion zu sehen. Die Küchen Skandinaviens setzen vor allem auf regional verfügbare Lebensmittel und saisonale Aspekte. Auf Tiefkühlprodukte wird meist verzichtet, stattdessen machen Köche in diesem Fall das Beste aus dem, was die Natur im Moment bietet.
Urlaub als Inspirationsquelle für engagierte Köche
Der Aspekt der Natürlichkeit steht bei der Zubereitung im Mittelpunkt. Geschmacksverstärker kommen hier nicht oder nur selten zum Einsatz. Die Küche setzt eher auf fettarme Garprozesse. Geschmackliche Veränderungen durch zusätzliche Gewürze gibt es nur in Ausnahmefällen und selbst dann in einem sehr überschaubaren Rahmen. Wer seinen Urlaub als mit der Familie in Dänemark verbracht hat und die dortigen Gaumenfreuden zurück in der Heimat nochmals erleben möchte, kann dies in der Regel ohne allzu großen Aufwand in die Tat umsetzen. So wird die skandinavische Küche für manchen Kochmuffel vielleicht sogar zur idealen Basis für erste Gehversuche an Herd und Ofen. Angesichts der neuen Trends überrascht es nicht, dass sich auch die Restaurant-Tester des Guide Michelin längst einen eigenen Restaurantführer für den nordeuropäischen Markt herausgibt, wie ahgz.de berichtet.
Der „Guide Michelin Nordic Cities“ erteilt seit 2015 Auskunft über die neuen Sterne am Restaurant-Himmel in skandinavischen Metropolen. Anfänger, die sich für die nordische Küche interessieren, werden früh feststellen: Die Schnittmengen der Länder-Küchen sind vielfach geringer als erwartet. Norwegens Küche ist von Fischgerichten geprägt, Schwedens Gastronomie genießt vor allem im Wild-Bereich einen ausgezeichneten Ruf
Dänemark – Heimat des besten Restaurants der Welt
Viele Gerichte der traditionelleren Küche – von Dänemark bis rauf nach Finnland und Norwegen – können ohne großen Aufwand in der eigenen Küche nachgekocht werden. Einmal mehr trifft diese Aussage insbesondere auf Schwedens Küche zu. Auch deshalb, weil moderne schwedische Gerichte längst nicht mehr so schwer sind, wie es früher der Fall war. Fans der „exzeptionellen Küche“ Redzepis, der inzwischen im Alter von nur 32 Jahren viel zu früh verstorben ist, oder der erfolgreichen finnischen Fusionsküche verlangen von Hobbyköchen schon etwas mehr Fingerspitzengefühl, bevor sich Gäste einem echten Hochgenuss hingeben können.
Nordische Küche zwischen Tradition und Moderne
Der Begriff „Hausmannskost“ verliert insgesamt zusehends seinen faden und altbackenen Beigeschmack. Dass der Mann hinter dem Aufschwung der dänischen Küche und vor allem des angeblich weltbesten Restaurants mit Claus Meyer kein gelernter Koch, sondern ein ehemaliger Student der „Copenhagen Business School“ steht, will zwar nicht so recht ins Bild passen. Das Konzept aber geht auf. Zumal Meyer bereits im Alter von nur 20 Jahren ins Catering-Business einstieg und heute über ein Gastronomie-Imperium mit über 400 Mitarbeitern herrscht. Natürlich bleibt die Küche Skandinaviens ihrer regionalen Bestimmung treu. Elchfleisch und Schwarzwild allgemein werden in Schweden niemals ganz von den Speisekarten verschwinden. In Finnland und Norwegens Küche werden auch in Zukunft auf Lachs und Schalentiere setzen. Mittlerweile bieten viele Kochschulen Kochkurse für Singles und Paare an, in denen Teilnehmer unter professioneller Anleitung explizit Einblick in die nordische Küche erhalten.
Am Ende entscheidet jeder Koch und jede Köchin für sich, ob in Zukunft eine bestimmte nationale Küche bevorzugt wird oder ob die Entscheidung zugunsten eines Stilmix aus verschiedenen Küchen fällt. Aus Flexibilität und Kreativität ist beim Kochen schon so manch wohlschmeckendes Meisterwerk entstanden. Inspiration erhalten Reisende beim nächsten Aufenthalt in einem der nordeuropäischen Länder. Mancher Tourist sucht regelrecht die Herausforderung und bucht die nächsten Destinationen anhand der gastronomischen Fortbildungsinteressen.