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Urlaubstrend: Umschalten auf Öko-Camping
Campen gehört wohl zu den klimafreundlichsten Arten Urlaub zu machen. Am besten reist man zu Fuß oder mit dem Rad und schläft in der Wildnis. Durch Minimalismus und Verzicht schrumpft der CO2-Fußabdruck fast wie von selbst. In den meisten Ländern Europas – wie auch in Deutschland – trifft man dabei jedoch nicht nur auf Komfortgrenzen, sondern auch legale Hindernisse. Gewöhnlich bringen Camper ihr rollendes Wohnzimmer deshalb direkt mit und übernachten auf Stell- oder Campingplätzen.
Obwohl die großen Wohnmobile viel Sprit schlucken, ist ein Campingurlaub wesentlich besser für die Umwelt als die Pauschalreise mit Flug und Hotel. Statt ins Restaurant zu gehen, wird selber gekocht; frische Handtücher gibt es auch nicht jeden Tag aufs Zimmer. Laut einer Studie des Öko-Instituts in Freiburg ist ein dreiwöchiger Sizilien-Urlaub sogar trotz der langen Anfahrt im Wohnmobil deutlich klimafreundlicher als die Pauschalversion – je mehr Mitfahrer, desto besser.
Auf die richtige Ausrüstung kommt es an
Man darf jedoch nicht außer Acht lassen, dass auch in einem Campingurlaub etliche Umweltsünden lauern. Zunächst stellt sich die Frage: Brauche ich überhaupt ein eigenes Wohnmobil? Ist man nicht regelmäßig auf der Straße unterwegs, lässt sich das passende Gefährt auch einfach mieten oder von Freunden leihen. Hat man das richtige Equipment, aber es ist schon alt und kaputt? Vielleicht lassen sich Fahrrad und Campinghocker ja doch noch reparieren anstatt sie neu zu kaufen. Teilen und Reparieren spart wertvolle Ressourcen und schützt das Klima.
Alte Wohnmobile sind allerdings – im Vergleich zu Auto und Bahn – wahre Abgasschleudern. Man sollte sich daher ein Modell zulegen, das nicht zu groß ist und wenig Benzin verbraucht. Vorausschauendes Fahren und pralle Reifen helfen beim Spritsparen. Vor Ort kann man dann für kurze Strecken aufs Fahrrad umsteigen.
Meistens sind in den Wohnmobilen die allseits bekannten Chemietoiletten mit der blauen Flüssigkeit eingebaut. Aber was tun, wenn gerade keine Entsorgungsstation in der Nähe ist? Die aggressiven Chemikalien bedrohen dann Böden und Gewässer. Umweltbewusste Camper können jedoch auf Alternativen ausweichen und sich beispielsweise auf Trocken- oder Vakuumtoiletten setzen.
Kleine Handgriffe für den Umweltschutz
Die nächste Umweltfalle wartet in der Küche: Plastikmüll und Aluminiumfolie. Aber das wird doch alles recycelt?! Leider meist Fehlanzeige. Die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft schätzt die Recycling-Quote von Plastikmüll nur auf 36 Prozent. Mittlerweile hat sich Plastik daher zu einem riesigen Umweltproblem entwickelt.
Wer vorher aber gut plant, kann jede Menge Müll vermeiden: Eigenes Geschirr ersetzt Plastikteller, wiederbefüllbare Wasserflaschen machen Wasser aus Plastikflaschen obsolet, trockene Lebensmittel lassen sich auch verpackungsfrei einkaufen. Anstatt die Kartoffel oder den Fisch in Alu-Folie einzuwickeln, kann man auch eine alte gusseiserne Pfanne ins Lagerfeuer legen. Verpackungen zu vermeiden ist unter dem Begriff Zero Waste längst zum eigenen Lebensstil avanciert.
Wo kann man Öko-Campen?
Man kann und muss sich jedoch nicht um alles selber kümmern. Öko-Campingplätze schonen die Umwelt, indem sie beispielsweise Solarstrom nutzen, mit Holz-Hackschnitzeln heizen, Wasser sparen oder den Müll trennen. Die meisten Gelegenheiten für Öko-Camper in Deutschland bietet Mecklenburg-Vorpommern mit 34 umweltfreundlichen Plätzen, wie eine Erhebung der Wohmobilvermietungs-Plattform Campanda ergab. Auf den nächsten Plätzen folgen Bayern (33) und Baden-Württemberg (26). In Thüringen verstecken sich nur drei Öko-Plätze in den weiten Wäldern, in Sachsen und Sachsen-Anhalt sucht man leider noch vergebens.
Wer seinen Campingurlaub auf Öko umstellen will, sollte bei den vielen Möglichkeiten nicht verzweifeln. Der Verein Ecocamping e.V. bietet auf seiner Website eine Suche nach den richtigen Öko-Campingplätzen an. An die umweltschonenden Handgriffe hat man sich schnell gewöhnt und die Utensilien müssen auch nicht alle gleichzeitig angeschafft werden. Jeder sollte das umsetzen, was für ihn praktikabel ist – Urlaub bleibt nun mal Urlaub