Von der Pfui-Pfui- zur Wau-Wau-Theorie
Für den Philosophen Johann Gottfried Herder (1744-1803) stand fest: der Mensch als vernunftbegabtes Gemeinschaftswesen konnte gar nicht anders, als sich eine Sprache erfinden. Zahlreiche seiner Zeitgenossen vertraten dagegen die Ansicht, der Mensch habe seine Sprachfähigkeit direkt von Gott erhalten. Bis heute kursieren die wildesten Theorien über den Ursprung der Sprache: Zum Beispiel die Pfui-Pfui-Theorie oder Interjektionstheorie, wonach instinktive und emotional geladene Ausrufe wie “Ah!“ oder “Iiih!“ den Anfang allen Sprechens bildeten. Oder die Wau-Wau-Theorie, die in der lautmalerischen Nachahmung von Tierlauten und anderen Geräuschen den Ursprung der Sprache vermutet. In den sozialistischen Bruderstaaten besonders beliebt war die synergastische oder Hauruck-Theorie, wonach Zurufe und rhythmische Ausrufe bei der gemeinsamen Arbeit die Sprache in die Welt brachten. Wer die soziale Funktion der Sprache in den Vordergrund stellen möchte, propagiert die Grooming-Theorie, die Sprache als verbalen Ersatz für das gegenseitige Lausen ansieht. Was wirklich geschah, wird man wohl nie erfahren, da aus grauer Vorzeit keine Tonbandaufnahmen oder dergleichen überliefert sind.