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Weihnachten trotz Krisen: Wie wollen wir feiern?

Corona-Pandemie, Inflation, Energiekrise, Ukraine-Krieg: Verständlich, wem angesichts dieses Krisenjahres nicht unbedingt zum weihnachtlichen Feiern zumute ist. Aber in Deutschland lässt nur jeder Sechste davon die Feiertagslaune vermiesen, wie eine Umfrage ergeben hat. Beim Rest ist die Weihnachtsstimmung 2022 trotz der vielen Krisen ungetrübt oder sogar stärker als sonst. Lediglich bei Geschenken und Weihnachtsbeleuchtung müssen einige wegen gestiegener Kosten zurückstecken.
AMA, 21.12.2022
Feiernde Freundesgruppe
Trotz der vielen Krisen ist die Weihnachtsstimmung bei den meisten Deutschen ungetrübt oder sogar stärker als sonst.

© MilanMarkovic, GettyImage

Opulente Beleuchtung, Geschenke bis unter die Decke, besinnliche Stimmung. Angesichts der vielen Krisen, die uns aktuell treffen, erscheint diese Weihnachtsfest-Beschreibung irgendwie aus der Zeit gefallen. Um herauszufinden, welchen Einfluss Inflation, Corona und Co tatsächlich auf das Weihnachtsfest im Land haben, führten sowohl die Internationale Hochschule (IU) in Erfurt als auch die Universität der Bundeswehr München dazu repräsentative Umfragen in der Bevölkerung durch.

Weihnachtsstimmung boomt

Die frohe Botschaft zuerst: Weihnachten wird in diesem Jahr für die meisten von uns kein Fest des Trübsalblasens und Krisenbedauerns. Im Gegenteil hat das Fest vor diesem Hintergrund offenbar für viele sogar an Bedeutung gewonnen. Die Umfrage der IU ergab, dass das Weihnachtsfest in diesem Jahr für etwa jeden Dritten eine größere Rolle spielt als sonst. Außerdem äußerte fast jeder Zweite den Wunsch, dieses Jahr an Weihnachten mehr Zeit im Kreise der Liebsten verbringen zu wollen. In der Altersgruppe der 16- bis 25-Jährigen war dieser Wunsch am stärksten ausgeprägt.

„Für viele Befragte ist Weihnachten in diesem Jahr aufgrund der Krisen noch wichtiger geworden. Dies lässt sich mit dem Reaktanzeffekt – einer ‚Jetzt erst recht‘-Reaktion – erklären: Den Menschen wurden während der Corona-Pandemie und aktuell aufgrund der hohen Inflation viele Freiheiten genommen. Diese Freiheiten wollen sie sich zurückerobern. Das äußert sich in unserer Umfrage dadurch, dass sich viele ihr Weihnachtsfest nicht nehmen lassen wollen und das Fest zum Teil noch intensiver feiern“, erklärt Julia Pitters von der Internationalen Hochschule.

„Wir lassen uns die Laune nicht nehmen“, schließt sich auch Philipp Rauschnabel von der Universität der Bundeswehr München an. Laut der von ihm geleiteten Umfrage erwarten in diesem Jahr zwölf Prozent der Deutschen ein überdurchschnittlich schönes Fest. 2021 war das nur bei sieben Prozent der Fall.

Weniger Geld für Geschenke und Beleuchtung

Trotz aller weihnachtlicher Vorfreude wird das Fest in diesem Jahr aber für viele anders verlaufen als sonst. Das liegt nicht zuletzt an Inflation und Energiekrise, wodurch wir weniger Geld zur Verfügung haben, wie sich  in der Umfrage der Internationalen Hochschule zeigte. Darin gab mehr als ein Drittel an, in diesem Jahr an der Weihnachtsbeleuchtung sparen zu wollen. 26 Prozent der Befragten besuchen außerdem seltener Weihnachtsmärkte als sonst und fast genauso viele kaufen weniger Weihnachtsgeschenke.

Die getrübte Kaufstimmung liegt laut Umfrage vor allem an eingeschränkten Finanzen, aber auch am Wunsch nach Nachhaltigkeit und Konsumverzicht. Das könnte auch ein Grund sein, warum fast jeder Fünfte in diesem Jahr auf selbstgemachte Weihnachtsgeschenke setzt – mehr als früher. Die Umfrage der Universität der Bundeswehr hat außerdem herausgefunden, dass gemeinsame Zeit, etwa in Form von Ausflügen oder Reisen, zunehmend als Geschenk an Bedeutung gewinnt. Das passt gut mit dem Ergebnis der IU zusammen, dass viele mehr Zeit mit ihren Liebsten verbringen möchten. Außerdem „bleiben Erlebnisse den Beschenkten meist sehr lange in Erinnerung – länger als manch teures Luxusgeschenk oder ein Geldschein“, erklärt Rauschnabel.

Längst nicht jeder vorfreudig

Trotz gesteigerter oder zumindest nicht vermiester Weihnachtsstimmung dürfen wir aber dennoch nicht außer Acht lassen, dass angesichts der vielen Probleme in der Welt nicht jedem der Sinn nach Feiern steht. So gab in der Umfrage der Internationalen Hochschule jeder Sechste an, dass ihm aufgrund der aktuellen Krisen und des Krieges nicht zu Feiern zumute ist.

Laut der Umfrage der Universität der Bundeswehr erwarten dieses Jahr außerdem zehn Prozent der Deutschen ein unterdurchschnittlich schönes Weihnachten. Im vergangenen Jahr waren es allerdings noch 15 Prozent. So oder so bleibt zu hoffen, dass jeder von uns – egal wie skeptisch er aktuell noch eingestellt sein mag – im Zuge des Weihnachtsfestes zumindest vorübergehend ein paar der plagenden Sorgen und Ängste ablegen kann.

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