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Wie funktioniert die Einparkhilfe am Auto?

Parkhäuser mit kleinen Parkplätzen, enge Parknischen in der Innenstadt und unübersichtliche Parkstreifen am Straßenrand – das Einparken ist heute oft eine Herausforderung. Und hat man eine freie Fläche gefunden, ist die Parklücke oft so eng, dass der Blick in die Spiegel oft nicht reicht. Eine Einparkhilfe fürs Auto schafft Abhilfe. Doch wie funktionieren diese überhaupt?
ABO, 10.12.2020

Bei modernen Rückfahrkameras wird die Anzeige wird durch farbige Hilfslinien unterstützt, die dem Fahrer die Einschätzung des Abstands zu Hindernissen oder Gegenständen erleichtert.

iStock.com, RYosha

Woher kommt die Idee?

Einparkhilfen sind Vorrichtungen, die das Einparken eines Kraftfahrzeuges erleichtern sollen. Die ersten sogenannten passiven Systeme waren flexible Peilstangen, die meist an der vorderen Stoßstange und an den vorderen Kotflügeln von Lkws angebracht wurden. Die Spitze dieser Stangen nutzte der Fahrer als Orientierungshilfe.

Ab den 1950er-Jahren bauten Hersteller auch sogenannte Curb feeler – Bordsteinfühler – in den vorderen Radkasten ein, die bei einer Berührung des Bordsteins ein kratzendes Geräusch zur Warnung erzeugten. Etwa zehn Jahre später dienten die berühmten Heckflossen in großen Luxusfahrzeugen als zusätzliche Orientierungspunkte. 1991 kamen schließlich Peilstäbe auf den Markt, die auch im hinteren Kotflügel eingebaut waren und beim Einlegen des Rückwärtsgangs automatisch ausfuhren.

Dieses klassische US-Modell von 1956 weist vorne und hinten sogenannte "Curb feeler" auf, die dabei helfen sollten, Kollisionen mit dem Bordstein und anderen Hindernissen zu vermeiden.

Moderne, aktive Warnsysteme

Diese passiven Systeme waren die Vorläufer für die modernen elektrischen Einparkhilfen. Heute sind solche Systeme nahezu in jedem Neuwagen eingebaut.  Die Einparkhilfe wird aktiviert, sobald der Fahrer den Rückwärtsgang einlegt. Bei manchen Autos werden sie aber auch bereits aktiv, wenn das Auto nur noch sehr langsam fährt. Beim Parken erkennen diese Hilfen die Distanzen des Autos zum nächsten Hindernis.

Wenn man sich einem Hindernis nähert, ertönen Warntöne,  die umso schneller aufeinanderfolgen, je geringer der Abstand zum Hindernis wird. Zudem wird die Umgebung des Autos manchmal zusätzlich auch optisch über einen Bildschirm im Armaturenbrett angezeigt. Ist der Abstand zu einem Hindernis sehr gering, ertönen auch hier die Warnlaute.

Aber wie funktioniert die Technik?

Eine Variante der Einparkhilfen sind Systeme, die mit Ultraschalltechnik funktionieren. Dafür bauen Autohersteller Ultraschallsensoren in die Front und das Heck der Autos ein. Diese Sensoren kontrollieren den unmittelbaren Bereich vor und hinter dem Fahrzeug, indem sie Signale im Ultraschallbereich aussenden. Treffen diese Signale auf ein Hindernis, wie etwa die Bordsteinkante, werden sie reflektiert und von den Sensoren als Echo empfangen. Diese Information wird an das Steuergerät gesendet: Anhand der Zeit, die das Signal braucht, um reflektiert zu werden, berechnet es den genauen Abstand des Autos zum Hindernis.

Das Problem an Ultraschalleinparkhilfen ist, dass sie durch andere Ultraschallquellen wie Druckluftbremsen von Lkws und Bussen oder Presslufthammer gestört werden können. Dennoch ist das System heutzutage sehr genau, da meist zwischen zwei und sechs Sensoren in die Stoßfänger des Fahrzeugs eingebaut sind und so sehr präzise messen können. Inzwischen werden diese Systeme deshalb auch eingesetzt, um bei langsamer Fahrt bis zu 20 Kilometern pro Stunde den Abstand zum Vorausfahrenden im Straßenverkehr zu messen. Sie sollen  damit Auffahrunfällen verhindern helfen.

Seitlicher Parksensor an einem Kotflügel zur Vermessung der Parklücke.

Einparkhilfe mit Radartechnik

Eine weitere Technik sind die radarbasierten Einparkhilfen. Prinzipiell steckt das gleiche Prinzip wie bei den Systemen mit Ultraschalltechnik dahinter. Jedoch wird die Entfernung zum Hindernis mittels Radarsignalen gemessen, elektromagnetischen Strahlen mit Wellenlängen im Millimeterbereich. Sie haben dadurch eine hohe Auflösung  und messen im Vergleich zur Ultraschalltechnik einen größeren Radius um das Auto ab, Dadurch können sie auch vor weiter entfernten Hindernissen bereits früh warnen.

Zudem können die Radarsensoren selbst bei höheren Geschwindigkeiten rechtzeitig Gefahren registrieren. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass der Radar selbst durch die Stoßfänger misst, sodass keine Sensoren außen an der Karosserie der Autos benötigt werden. Obwohl das System gegen Ultraschallwellen unempfindlich ist, hat auch der Radar einen Nachteil: Beispielsweise warnen die Radarsensoren etwa bei sehr starkem Regen gelegentlich, wenn vor dem Stoßfänger Wasser abfließt.

Kamera unterstützt Einparkhilfe

Neben Sensoren befinden sich an vielen Autos auch Kameras. Diese Kameras erfassen den Bereich hinter und manchmal auch vor dem Auto. In Autos mit sogenannten Surround-View Systemen sind zusätzliche Weitwinkelkameras und Kameras an den Außenspiegeln eingebaut, die das Auto sogar in Vogelperspektive filmen. Bei allen Systemen werden die Bilder in Echtzeit auf das Display im Innenraum des Autos übertragen.

Hilfslinien und Pfeile helfen dem Fahrer zudem, den richtigen Lenkwinkel zu finden, um sicher die Parklücke anzuvisieren. Weitere Zusatzfunktionen können ein Zoommodus auf den Bereich der Anhängerkupplung oder ein Modus zum Parallel-Einparken sein. Ein Vorteil dieser Kameras liegt darin, dass auch besonders niedrige Hindernisse wahrgenommen werden können, die die Parksensoren allein meist nicht erfassen.

Objektiv einer Rückfahrkamera oberhalb des Nummernschildes

iStock.com, Dmitrii Guldin

Wenn das Auto selbstständig einparkt

Zusätzlich zu den Sensoren und Kameras machen einem manche Autos das Einparken noch leichter: Autos mit einem sogenannten Parklenkassistent betätigen sogar das Einschlagen des Lenkrads völlig selbstständig - ohne Zutun des Fahrers. Für dieses System ist zunächst eine Einparkhilfe mit Sensoren und manchmal auch Kameras und eine weitere Messsensorik nötig, die quer zur Fahrtrichtung ausgelenkt ist. Damit das Fahrzeug selbstständig lenken kann, ist es zudem mit einer elektromechanischen Servolenkung ausgestattet. 

Wenn der Fahrer den Parkassistenten aktiviert, vermessen die Sensoren zunächst während der Vorbeifahrt die anvisierte Parklücke. Ist diese groß genug, wird dies dem Fahrer angezeigt. Nun muss er in einem gewissen Abstand zur Parklücke anhalten, den Rückwärtsgang einlegen und vorsichtig Gas geben.

Der Lenkassistent übernimmt schließlich vollständig das Ein- und Gegenlenken in die Parklücke und berechnet währenddessen stetig die Abstände in seiner Umgebung. Moderne Systeme beherrschen sogar mehrfaches Korrigieren der Position in der Parklücke. Da der Fahrer weiterhin Brems- und Gaspedal betätigen kann und den Parkassistenten entsprechend anleitet, bleibt er beim Parken stets selbst in der Verantwortung.

Alte Wagen nachrüsten

Obwohl Einparksysteme mittlerweile gängig sind, verfügen speziell ältere Fahrzeuge und günstige Neuwagen meist noch nicht über diese nützlichen Hilfen. Heutzutage ist es aber bereits möglich, auch nachträglich eine Parkhilfe ins Fahrzeug einzubauen. Zur Nachrüstung gibt es neben einfachen Rückfahrwarnern und Rückfahrkameras auch Varianten, die am Nummernschild befestigt werden. Manche Modelle sind zudem kabellos mit WLAN-Technik, bei dem das Smartphone dem Fahrer beim Einparken die Bilder der Rückfahrkamera zeigt.

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