Wer mit einem Lineal versucht, einen Kreisbogen zu messen, wird bald erkennen, dass dies schwierig bis unmöglich ist. Deshalb wird der Kreisbogen in 360 gleich große Stücke zerlegt. Der Abstand zwischen zwei solchen Stücken wird als »1 Grad« bezeichnet. Dieser Abstand ist allerdings nicht mit einem Abstand in cm zu vergleichen. Er bedeutet nur, dass der 360ste Teil eines Vollkreises gemeint ist.
Insgesamt hat der Kreis somit 360 Grad. Warum der Kreis ausgerechnet in so viel Stücke zerlegt wird, hat historische Gründe: Vor 4000 Jahren entwickelte das Volk der Babylonier ein Zahlensystem, das von 60 ausgeht. Für die Zahlen 1 bis 59 verwendeten sie verschiedene Kombinationen von senkrechten Keilzeichen (diese bedeuteten eine Einheit) und winkelhakigen Einheiten, die eine Zehner-Einheit bezeichneten.
Das Sechziger-System ist bei uns noch heute in Gebrauch. Unser Jahr dauert zwölf Monate, die Stunde ist 60 Minuten und die Minute 60 Sekunden lang. Ebenso verhält es sich bei dem Kreis, der in 6 x 60 = 360 Grad eingeteilt ist.
Übrigens: Das babylonische System hatten einen Nachteil: Es kannte kein Zeichen für die Null. Zunächst halfen sich die Babylonier, indem sie Trennungs- oder Fehlzeichen entwickelten, um den Zustand der »Null« zu umschreiben. Doch erst die Inder haben die Null 700 bis 1000 Jahre später »erfunden«.