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Wort des Monats Februar 2006

Ausgerechnet während des kürzesten Monats machen sich mehrere Wörter den Rang streitig, wer es denn nun verdient hat, auf dem Monatsthron Platz zu nehmen.

von Dietmar Hefendehl, wissen.de

Die Vogelgrippe hat inzwischen auch Deutschland fest im Griff, sie scheut noch nicht einmal mehr vor dem heiligen bayerischen Territorium zurück. (So wird das im Freistaat ja gerne gesehen, aber wir erinnern uns auch noch mit Schrecken an BSE, das in Deutschland hauptsächlich in Bayern seine Heimat gefunden hatte). Und die Vogelgrippe macht – aber das ist keine Neuigkeit – auch vor Säugetieren nicht halt. Auf Rügen ist die erste Katze an H5N1 gestorben.

Im Umfeld der Vogelgrippe schwirren natürlich eine Menge Wörter durch die Medien, von deren Existenz man nichts wusste, etwa Zoonosen. Tolles Wort, umwerfender Klang, schreckliche Bedeutung. Es handelt sich dabei um Krankheiten, die von Wirbeltieren auf den Menschen übertragen werden können, etwa die Tollwut oder Salmonellen. Und auch beim Vogelgrippeerreger befürchten einige Experten, dass er sich derart verändern könnte, dass die Krankheit von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte. Und viele weitere Begriffe rund um die Vogelgrippe halten uns weiter in Atem, da gerät unser Wort des Monats Februar schon fast wieder in Vergessenheit: Karikaturenstreit.

Was war passiert: Ein dänischer Karikaturist hatte bereits im Herbst 2005 ein paar Zeichnungen von Mohammed angefertigt, die unter Moslems in Dänemark eine leichte Verstimmung ausgelöst hatten – mehr nicht. Sie waren mehr oder weniger unbeachtet geblieben. Ende Januar wurden diese Karikaturen nun abermals veröffentlicht und führten zu einer Eskalation der Gewalt in der muslimischen  Welt. Westliche Botschaften und Konsulate wurden angezündet, bei den Ausschreitungen kamen mehrere Menschen ums Leben. Dänische Lebensmittel wurden boykottiert, dann die gesamte westliche Welt als Zielscheibe entdeckt. Ein gewaltiger Zorn entlud sich, dessen Ursache wohl kaum die Karikaturen in einer dänischen Tageszeitung gewesen sein können, höchstens deren Auslöser. Plötzlich war von einem Kampf der Kulturen die Rede und von einer Bedrohung der Meinungsfreiheit. Der Karikaturenstreit offenbarte die Zerrissenheit der Welt und ein immenses Gewaltpotential, das wohl selbst die Schrecken der Vogelgrippe vergessen macht.

Allen Teilnehmern an unserer Aktion “Wort des Monats“ vielen Dank. Senden Sie uns auch im kommenden Monat wieder Ihren Vorschlag mit einer Begründung an die bekannte E-Mail-Adresse:wortdesmonats@wissen.de. Wie üblich gibt es einen Wahrig: Deutsche Rechtschreibung zu gewinnen (dafür aber nicht die Begründung vergessen!) wir freuen uns auf Ihre Einsendung und wünschen viel Erfolg!

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