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Als Magellan die Magellanstraße entdeckte
Als Fernando Magellan am 20. September 1519 mit seiner Flotte den Hafen von Sanlucar de Barrameda an der spanischen Atlantikküste verließ, konnte noch niemand ahnen, wie dramatisch die abenteuerliche Entdeckungsreise ins Ungewisse verlaufen würde. Offizielles Ziel der Fahrt war es, die sagenumwobenen Gewürzinseln auf dem westlichen Seeweg zu entdecken und für die spanische Krone in Besitz zu nehmen.
Auf der Suche nach einer Westroute zu den Gewürzinseln
Anders als Kolumbus wusste Magellan inzwischen jedoch, dass es zwischen Europa und Asien einen neuentdeckten Kontinent gab – die Neue Welt. Doch der portugiesische Seefahrer war davon überzeugt, dass es im Süden Amerikas einen Durchlass geben müsste – eine Passage, die vom Atlantik durch die Neue Welt bis in den Pazifik führte.
Auf die Idee einen Passage hatten ihn wahrscheinlich Gespräche mit dem Astronomen Ruy Faleiro gebracht, den Magellan 1517 in Spanien kennenlernte. Auch die damals verbreiteten, weitgehend auf reiner Fantasie beruhenden Karten und Globen, die eine solche Durchfahrt ohne nähere Detailkenntnisse einzeichneten, könnten ihn motiviert haben. Am 20. September 1519 war es soweit: Magellan und seine kleine Armada aus fünf Schiffen stach in See. Nach einem kurzen Zwischenstopp an den Kanarische Inseln überquerten sie den Atlantik und landeten Mitte Dezember an der südamerikanischen Küste.
Wo ist die Durchfahrt?
Nun begann die mühsame Suche nach einer Durchfahrt zum Atlantik. Magellan erkundete unzählige Buchten und auch das Mündungsdelta des Rio de la Plata. Doch vergebens: Nirgendwo eröffnete sich ein Weg durch den Kontinent nach Westen. Im März 1520 waren Magellan und seine Schiffe schon bis an die Küste Patagoniens vorgedrungen.
Etwa auf Höhe des 50. Breitengrades zwang der herannahende Südwinter die kleine Armada jedoch zum Pausieren. Die Schiffe ankerten mehrere Monate lang in der Bucht Puerto San Julian, um vor den Winterstürmen und anderen Unbilden der Witterung Schutz zu suchen. Während dieser Zeit sichteten Magellan und seine Männer zum ersten Mal einige Ureinwohner dieses Landstrichs. Weil diese dicke Fellmokassins trugen, soll Magellan ausgerufen haben: „E un patagoe“ – „Einer mit dicken Pfoten“ – der Name Patagonien war geboren.
Aber die Zeit vor Anker war ansonsten alles andere als erholsam. Anfang April kam es wegen Hunger, Krankheiten und Erschöpfung zu einer Meuterei, die Magellan aber nach einige Kämpfen niederschlagen konnte. Kurz vor Ende des Südwinters erlitt dann eines der Schiffe, das auf eine Erkundungstour nach Süden geschickt worden war, Schiffbruch. Erst Mitte August 1520 konnte Magellan seine Suche nach der Durchfahrt mit den verbliebenen vier Schiffen fortsetzen. Wieder suchten sie alle Buchten und Einfahrten entlang der Küste ab.
Durch die Magellanstraße
Am 21. Oktober 1520 dann wurden sie endlich fündig: Hinter einem Kap, das Magellan Cabo Virgenes (Kap der Jungfrauen) taufte, öffnete sich ein Meeresarm, der Richtung Westen zu führen schien. Magellan schickt die beiden Schiffe San Antonio und Concepcion auf Erkundungsfahrt in die Wasserstraße südlich des Kaps. Nach unzähligen Fehlschlägen war die Hoffnung, hier nun endlich die erhoffte Passage zu finden, allerdings eher gering.
Auch dieses Mal schienen die Befürchtungen zunächst berechtigt. Denn es dauerte verdächtig lange, bis die beiden Schiffe zurückkehrten. Als sie jedoch wieder auftauchten, hatten sie eine gute Nachricht: Die Meerenge setzte sich weit Richtung Westen fort – hier könnte es tatsächlich eine Durchfahrt zum Pazifik geben. Magellan und seine Erkundungsflotte tasten sich langsam in die Meerenge hinein und suche nach dem westlichen Ausgang. Das allerdings ist keine leichte Aufgabe, denn die Passage verzweigt sich und Sackgassen zwingen die Schiffe immer wieder zur Umkehr.
Unterwegs sehen die Seefahrer in Richtung Süden zahlreiche Feuern lodern und nennen das Land deshalb „Tierra del Fuego“ – Feuerland. An einer Stelle wird die Durchfahrt besonders eng und felsig, gleichzeitig weht ein starker Gegenwind. Um überhaupt voranzukommen, müssen die Segelschiffe streckenweise mit Ruderbooten durch diesen Kanal geschleppt werden.
Endlich der Pazifik!
Die Mühe sollte sich lohnen: Am 28. November 1520 sehen die Seefahrer vor sich offenes Meer – sie haben den Pazifik erreicht. Damit hat Magellan die lange ersehnte Durchfahrt endlich gefunden. Ihm zu Ehren erhält die Meerenge an der Südspitze Südamerikas noch im 16. Jahrhundert den Namen Estrecho de Magallanes – Magellanstraße. Magellan selbst aber tauft die Passage zunächst Estreito de Todos os Santos – die Allerheiligen-Meerenge. Damit erinnert er an den katholischen Feiertag Allerheiligen, den die Mannschaft am 1. November in der Passage verbrachte.
Die Magellanstraße wurde schon kurz nach ihrer Entdeckung zu einem wichtigen Schifffahrtsweg – und zur bevorzugten Route zu den Molukken – den Gewürzinseln. Vor allem aber erleichterte diese Meerenge die Erkundung und Besiedlung der süd- und nordamerikanischen Westküste durch die Europäer. Erst mit dem Bau des Panamakanals nahm die Bedeutung der Magellanstraße als Schiffsroute ab. Aber auch heute noch wird sie von vielen Schiffen befahren.