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Bergsturz-Katastrophen

 

Arth-Goldau 1806:

Spuren in Arth-Goldau
Alexander Stahr
Im Jahre 1806 wurde die Schweizer Ortschaft Arth-Goldau von einem Bergsturz zerstört. Nach einem regenreichen Sommer gerieten plötzlich mächtige Bänke aus "Nagelfluh" in Bewegung (Nagelfluh ist ein volkstümlicher Begriff aus der Schweiz für ein Sedimentgestein aus verfestigten und gut gerundeten Schottern in einer Grundmasse aus kalkigem Sandstein, so genannte Konglomerate). Mehr als 450 Menschen wurden Opfer der zu Tal rasenden Massen aus Gestein, Erde und Bäumen. Nagelfluhblöcke, so groß wie Häuser, flogen nach Berichten von Augenzeugen wie Bälle durch die Luft. Sie bedecken heute den Talboden unterhalb des Rossberges als stumme Zeugen des dramatischen Geschehens von 1806. Die Bänke aus Nagelfluh waren auf einer Mergelschicht, einem tonig-kalkigen Sediment, abgeglitten. Augenzeugen zufolge rutschte der Fußbereich des Rossberges regelrecht weg. Oberhalb davon kam es dadurch zum Abbruch weiterer Gesteinsmassen. Die Gesteine unterlagen bei diesem Ereignis nicht nur einer Bewegungsart. Sie stürzten und glitten herab. Man spricht daher sowohl vom Bergsturz als auch vom Bergrutsch (synonym für Schlipfsturz) von Arth-Goldau. Er setzte 15 Millionen Kubikmeter Gestein in Bewegung. Ein Teil der Schuttmassen erzeugte im Lauerzer See eine große Flutwelle. Als Ursache des Bergsturzes nimmt man an, dass die Schichtneigung durch Gebirgsbildungsvorgänge über einen langen Zeitraum hinweg vergrößert wurde. Die Mergellagen boten bei Durchfeuchtung eine ideale Gleitbahn für die Bänke aus Nagelfluh. Weit über die Schweiz hinaus sorgte diese Katastrophe für Aufsehen. Viele Künstler waren so beeindruckt davon, dass zahlreiche Erzählungen, Gedichte, Musikwerke und Theaterstücke entstanden. Der englische Maler William Turner (1775-1851) wurde von der Katastrophe zur Schaffung eines Gemäldes angeregt.

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