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Buddhismus in Japan: Suche nach Erleuchtung und Erlösung

Was ist Zen-Buddhismus?

Im 6. Jahrhundert n. Chr. kam der Buddhismus nach Japan und entwickelte dort mit seinen nach Indien und China zurückreichenden Wurzeln seine besondere Ausprägung, etwa in Gestalt des Zen- und des Amida-Buddhismus. Die in den Klöstern nach den strengen Regeln der Entsagung gelebte Zen-Praxis zielt auf einen Zustand ab, der von den Zen-Buddhisten als »Verständnis« im Sinne einer Erleuchtungserfahrung bezeichnet wird. Dieser Moment der Erkenntnis verlangt Selbstdisziplin und große innere Konzentration.

Wie entwickelte sich der neue Glaube in Japan?

Der Buddhismus gelangte nach der Zeitenwende nach China. Der indische Mönch Bodhidharma, 28. indischer Patriarch des Buddhismus, brachte im 6. Jahrhundert n. Chr. die Meditationsschule (dhyana) nach China. Aus ihr ging durch den Kontakt mit dem Daoismus die Chan-Schule hervor. Über Korea wurde der Buddhismus nach Japan vermittelt und Ende des 6. Jahrhunderts eingeführt.

Abgeleitet vom chinesischen Begriff Chan, Meditation, entwickelte sich Bodhidharmas Lehre der Versenkung Jahrhunderte später zum japanischen Zen-Buddhismus. Die um 1200 beziehungsweise 1300 von den zwei Lehrern Dogen und Eisai geprägten Schulen Soto und Rinzai erfuhren bald große Popularität. Besonders der Kriegerstand, die Samurai, interessierten sich für die neuen Lehren und deren Ethos der Disziplin. Die daraus gewachsenen Kräfte nahmen starken Einfluss auf die japanische Kunst, Kultur und Landschaftsgestaltung und finden Ausdruck etwa in der Teezeremonie und in den Zen-Gärten.

Was ist das Ziel des Zen?

Für Zen-Buddhisten ist satori (in etwa Verständnis, Erkenntnis) das große Ziel. Zen-Praxis ist darauf ausgerichtet, dass sich der Suchende von Begriffen wie Raum und Zeit und jeder Form intellektueller Aktivität und Wertung befreit. Geübt werden soll die genaue Beobachtung dessen, was in uns vorgeht. Mit strengen Meditationsübungen, Unterweisungen und Gesprächen mit ihrem Zen-Meister sollen die Schüler einen Zustand erlangen, in dem sich das Ich vollkommen leer machen kann. Diese »Ichlosigkeit« steht im Mittelpunkt des Zen. Der Übergang in diesen Zustand erfordert nach der Lehre der Soto-Schule intensive, beharrliche Konzentration auf diesen einen Moment und lange Übung. Nach der Rinzai-Schule wird dieser ersehnte und entscheidende Augenblick nicht bewusst, sondern durch ein spontanes Erlebnis herbeigeführt. Ein plötzlicher Anstoß von außen, etwa ein Geräusch, wird zum Auslöser des satori.

Wie meditieren die Mönche?

Die Meditation wird in sitzender Stellung ausgeübt. Diese Haltung ist eine der zentralen Methoden zur Vorbereitung auf satori und wird zazen, absichtsloses Sitzen, genannt. Dabei gilt es, sich nicht im ständigen Fluss der Gedanken zu bewegen und fortreißen zu lassen, sondern den Geist von seinen vielen Vorurteilen und Projektionen zu befreien und zu reinigen, ihn leer werden zu lassen, so dass seine eigentliche Buddha-Natur verwirklicht werden kann. Überwältigt den Meditierenden die Müdigkeit, schläft er ein, so schlägt ihm der Meister, der die Reihen seiner Schüler entlangschreitet, mit einem Stock kräftig auf die Schulter, um ihn wieder für die Meditation zu erwecken und zu stärken.

Wer verehrt Amida?

Eine ganz andere Praxis herrscht im Amida-Buddhismus vor. Auch diese religiöse Schule gelangte über China nach Japan. Der Mönch Honen und sein Schüler Shinran betonten die Wichtigkeit der Verehrung des transzendenten Buddhas Amida (in Indien Amitabha). Dieser residiere in einem jenseitigen Paradies, dem so genannten Reinen Land, das dieser Richtung den Namen gab. Dort wiedergeboren zu werden, ist das Ziel der Gläubigen, um von da aus, unter günstigeren Bedingungen und mit Hilfe des Buddha Amida, den Ausstieg aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu erlangen. Die fortwährende Anrufung des Amida (namu amida butsu) soll das ermöglichen. Shinran lehrte sogar, dass eine einzige Rezitierung des Amida-Namens für die Erlösung ausreichend sei. Der Versuch, das Reine Land über gute Taten und Verdienste zu erlangen, sei hingegen so gut wie aussichtslos. Die von ihm gegründete Jodo-shin-shu-Schule (»Wahre Schule des Reinen Landes«) war deswegen auch hauptsächlich unter Laien weit verbreitet.

In welchen Etappen verbreitete sich der Buddhismus in Japan?

500–550: In China entsteht die Meditationsschule Chan

Ende des 6. Jahrhunderts: Der Buddhismus gelangt über China und Korea nach Japan

1133–1212: Honen, buddhistischer Mönch und Begründer der japanischen Schule des Reinen Landes

um 1200: Gründung der beiden Zen-Schulen Rinzai und Soto in Japan

1173–1262: Shinran, Schüler Honens und Begründer der Jodo-shin-shu-Schule

Wussten Sie, dass …

es im Zen-Buddhismus neben der klassischen Sitzmeditation (zazen) auch Meditationsformen im Gehen (kinhin) gibt?

die Lehren des Zen mit Hilfe so genannter Koans, scheinbar sinnloser Anekdoten, weitergegeben wurden?

die japanische Rinzai-Schule die Erlernung der chinesischen Sprache verlangte?

noch heute der Amida-Buddhismus die größte buddhistische Glaubensgemeinschaft in Japan stellt?

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