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Byzanz: Aufstieg zur Hauptstadt des Oströmischen Reiches

Wie wurde Byzanz zum Mittelpunkt Ostroms?

Byzanz, um 660 v. Chr. als Kolonie Megaras auf der europäischen Seite des Bosporus gegründet, war wegen seiner Lage zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer und seines Hafens bald ein bedeutender Handelsplatz. Gegenüber Rom behielt Byzanz den Status eines freien Bundesgenossen bis 196 n.Chr., als Kaiser Septimius Severus (reg. 193–211) es zerstörte und es seine Privilegien verlor. Der Aufstieg zur Weltmacht begann unter Kaiser Konstantin I. (dem Großen, reg. 306–337), der Byzanz 326–330 zur neuen Hauptstadt des Römischen Reiches ausbauen ließ. Auch wollte Konstantin I. mit einem »Neuen Rom« (als Gegensatz zum alten, »heidnischen« Rom) die Durchsetzung des Christentums fördern, das unter Kaiser Theodosius I. (347–395, reg. ab 379) schließlich Staatsreligion wurde.

Welche Unterschiede gab es nach der Teilung zwischen den beiden Reichen?

Das östliche Reich umfasste im Wesentlichen die hellenistisch geprägten Gebiete. Griechische und orientalische Einflüsse verdrängten dort in vielen Bereichen (wie in der Kunst) römische Elemente. Im Westreich mit der Hauptstadt Rom blieb dagegen die römisch-lateinische Kultur bestimmend.

Nach Theodosius' Tod war das Imperium unter seinen Söhnen aufgeteilt worden; der ältere, Arcadius (um 377–408), hatte den östlichen Teil mit der Hauptstadt Konstantinopel erhalten, Honorius (384–423) den Westen. Die Völkerwanderung führte schließlich zum Niedergang des Westreiches. Ostrom trat das Erbe des im Jahr 476 untergegangenen Weströmischen Reiches an.

Wer stellte das Römische Reich wieder her?

Vor allem die Politik Kaiser Justinians I. (483–565, reg. ab 527) zielte auf eine Erneuerung des (Römischen) Reiches (»renovatio imperii«) ab. Das bedeutete die Wiederherstellung der ehemaligen Reichsgrenzen, Reformen in Verwaltung, Rechtsprechung nach klassischem Vorbild und die Wiedergewinnung der Glaubenseinheit zwischen Konstantinopel und Rom. Auch militärisch hatte Justinian Erfolg: Nach Eroberungen in Italien, Nordafrika und Spanien war tatsächlich fast das gesamte frühere römische Reichsgebiet unter seiner Herrschaft vereint.

Wie entwickelte sich das Oströmische Reich?

Nach Justinians Tod begann ein allmählicher Niedergang mit Gebietsverlusten an Perser, Goten, Slawen und Araber. Im 8. Jahrhundert festigte sich Byzanz wieder und erreichte unter der Makedonischen Dynastie (867–1056) seine Blüte. Um das Jahr 1000 beherrschte Byzanz wieder den Osten Kleinasiens, Kreta, Zypern, Bulgarien, Armenien und war bis Jerusalem vorgedrungen.

Im Westen allerdings stellte das aufstrebende Frankenreich den Anspruch Konstantinopels, alleinige Nachfolgerin des Römischen Reiches zu sein, durch die Kaiserkrönung Karls des Großen in Frage. 972 kam es durch die Heirat der byzantinischen Prinzessin Theophano mit dem römisch-deutschen Kaiser Otto II. zu einer Annäherung zwischen dem östlichen und westlichen Reich. Im 11. Jahrhundert verlor Byzanz dann nach dem endgültigen Bruch mit Rom (1054) und dem Verlust Baris (1071), des letzten Stützpunkts in Italien, die Bindung zum Westen. Während der Kreuzzüge büßte Byzanz endgültig seine Rolle als Weltmacht ein, bis es 1453 von den (muslimischen) Osmanen erobert wurde: Aus Konstantinopel wurde Istanbul.

Warum spaltete sich die Kirche?

Auch nach dem Untergang Westroms fühlte sich die Christenheit als Einheit. Doch über die Jahrhunderte kam es zur Entfremdung, bedingt durch kulturelle Unterschiede, den einander ausschließenden Anspruch Roms und Konstantinopels auf Vorrangstellung und theologische Alleingänge Roms (wie den Zölibat). 1054 kam es zur endgültigen Trennung (Schisma): Die orthodoxe (griechisch »rechtgläubige«) Kirche war nun unabhängig von Rom und der Patriarch von Konstantinopel war Oberhaupt aller orthodoxen Christen im Reich und den missionierten Gebieten (besonders Russland).

Wie wurde die byzantinische Prinzessin Theophano deutsche Kaiserin?

Theophano (reg. 972–991), die Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes (924–976, reg. seit 969) heiratete 972 in Rom Otto II. (955–983). Otto I. (912–973) hatte sich fünf Jahre lang um eine byzantinische Prinzessin für seinen Sohn bemüht und erreichte durch diese Heirat die Anerkennung seines Kaisertums durch Byzanz. Ferner erfolgte ein Interessenausgleich über Besitzansprüche in Italien. Die um 950 geborene Theophano, die seit der Heirat Mitkaiserin war, übernahm nach dem Tod ihres Mannes die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Otto III. (980–1002). Sie verteidigte Ottos Herrschaftsansprüche erfolgreich gegen dessen Onkel, Herzog Heinrich (der Zänker) von Bayern (951–995). Theophano starb am 15. Juni 991 in Nimwegen.

Wussten Sie, dass …

der Codex Justinianus, der wichtigste Teil aus Justinians »Corpus Iuris Civilis«, zur Rechtsgrundlage in vielen europäischen Ländern wurde? Mit seinem bedeutendsten Werk hatte Justinian das Rechtssystem vereinheitlicht.

die russisch-orthodoxe Kirche, die erst 1589 formal selbstständig wurde, sich schon seit dem Fall Konstantinopels als »Drittes Rom« betrachtet?

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