Wissensbibliothek
Großbritannien: Königreich mit langer Tradition
Landesnatur
Sind die Britischen Inseln Teil des europäischen Kontinents?
Ja. Erst in der Nacheiszeit (vor etwa 11 700 Jahren) wurde Großbritannien durch Landsenkung und Meeresspiegelerhöhung vom Kontinent getrennt.
Die Küsten sind besonders im Westen des Landes stark zerklüftet und meist steil, mit tief eingeschnittenen Buchten. Hochgebirge fehlen auf den Britischen Inseln. In Cornwall und Devon, in Wales, Mittelengland und Schottland überwiegen Mittelgebirge, die im Ben Nevis der schottischen Grampian Mountains gipfeln (1343 m). Östlich der Linie Severn–Tyne-Mündung liegt ein fruchtbares, z. T. sandiges Stufenland mit Senken und Landterrassen, unterbrochen vom Londoner Becken und den gefalteten Kreidehügeln in Südengland.
Für welches Wetter ist das Land berühmt?
Besonders in einem Streifen zwischen London und Leeds tritt häufig dichter Nebel auf. Der Londoner Nebel ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und bildet die Kulisse für zahlreiche Kriminalfilme. Er ist allerdings keine Fiktion, sondern Realität, die mit dem Klima des Landes zusammenhängt. Vom Golfstrom begünstigt, gibt es milde Winter und kühle Sommer, häufige Stürme, starke Bewölkung und hohe Niederschläge.
Wirtschaft
Was fördern die Briten aus der Nordsee?
Erdöl und Erdgas. Die Tendenz ist jedoch aufgrund der sich erschöpfenden Reserven sinkend. Die Erdölförderung sank von 117,9 Mio. t (2000) auf 92 Mio. t (2004). Stark rückläufig ist der Steinkohlenabbau.
Großbritannien ist ein traditionsreicher Industriestaat. An erster Stelle steht die vielseitige Metallindustrie. Bedeutend ist die Textilindustrie in Mittelengland und Schottland, die sich aus der heimischen Schafzucht und dem Flachsanbau entwickelte; in jüngerer Zeit hat auch die chemische und elektronische Industrie an Bedeutung gewonnen.
Geschichte
Warum heißt England Großbritannien?
England ist lediglich der größte Landesteil Großbritanniens und umfasst den südlichen Teil der Insel. Das Gebiet grenzt im Norden an Schottland, im Westen an Wales und die Irische See, im Osten an die Nordsee und im Süden an den Ärmelkanal.
Durch die Unions-Akten von 1536 und 1542 wurde Wales mit England vereinigt und erhielt schließlich im Jahr 1912 eine begrenzte Eigenständigkeit. Unter Oliver Cromwell (1599 bis 1658) waren die Schotten besiegt und Irland erobert worden. 1707 wurden England und Schottland, die zuvor unter Jakob I. (1566 – 1625) in Personalunion regiert worden waren, zum Königreich Großbritannien vereinigt.
1801 wurde Irland mit England zum Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland verbunden. Auf der Grünen Insel kam es 1916 zum bewaffneten Osteraufstand. Nach jahrelangen Kämpfen gaben die Briten nach: 1921 wurde Irland nach Abtretung der Provinz Ulster Freistaat. Ulster blieb mit seinen sechs Grafschaften als Nordirland bei Großbritannien.
Woher stammt der Name »Angelsachsen«?
Von den germanischen Stämmen der Angeln und Sachsen. Diese eroberten nach dem Abzug der Römer den Hauptteil der Insel. Als letzter angelsächsischer König unterlag Harald II. (* um 1020) im Jahr 1066 in der Schlacht bei Hastings Wilhelm dem Eroberer, dem Herzog der Normandie (um 1027–1087). Damit begann die normannische Herrschaft über Großbritannien.
Wen ärgerte die »Magna Charta«?
König Johann Ohneland. Dieser Herrschaftsvertrag aus dem Jahr 1215 schränkte die königliche Allmacht v. a. zugunsten des Adels ein und beurkundete feudale Vorrechte.
Im 13. Jh. entwickelte sich das englische Parlament. Eduard III. erhob 1328 Ansprüche auf den französischen Thron. Dies führte zum Hundertjährigen Krieg (mit Unterbrechungen 1338–1453) gegen Frankreich. Die zunehmende Schwäche des Königtums begünstigte den Ausbruch der Rosenkriege (1455–85) zwischen dem Haus Lancaster (Wappen: rote Rose) und dem Haus York (Wappen: weiße Rose). Sie führten 1485 zur Inthronisierung von Heinrich VII. aus dem Hause Tudor.
Wann wurde England bedeutendste Seemacht?
Nach dem Sieg über die spanische Armada 1588 gehörte England jahrhundertelang die Vorherrschaft auf den Weltmeeren. Als beherrschende Seemacht unternahm England bald erste Schritte in der Kolonialpolitik. Die einzelnen Abenteurer, Kaufleute und Entdecker der Elisabethanischen Zeit, die dem spanischen Alleinanspruch die Stirn boten, wurden als nationale Helden gefeiert. Seit 1562 organisierte John Hawkins (1532–1595) den Sklavenhandel zwischen Afrika und Westindien; 1577–1580 umsegelte Francis Drake (um 1540–1596) die Welt; 1585 gründete Sir Walter Raleigh (um 1552–1618) die erste englische Kolonie in Nordamerika (Virginia).
Durch seine fortgeschrittene Industrie und die aus den Kolonien herbeiströmenden Reichtümer wurde Großbritannien im 18. Jh. unbestrittene Handels- und Wirtschaftsmacht.
Warum ist die Monarchie so wichtig?
Die Briten sind stolz auf ihre Monarchie – trotz aller Skandale im Königshaus. Die Königin ist das Staatsoberhaupt und vornehmlich mit repräsentativen Aufgaben betraut.
Die Monarchie kann in Großbritannien auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken. In der »Glorious Revolution« unterzeichnete der König 1689 die »Bill of Rights«, die seine Macht begrenzte und das Land endgültig zur konstitutionellen Monarchie machte. Unter Königin Viktoria (1819–1901) begann im 19. Jh. das »Goldene Zeitalter« – Großbritannien war die vorherrschende Welt-, See- und Kolonialmacht. Im Zweiten Weltkrieg stand die Monarchie für den Behauptungswillen des ganzen Landes.
Wussten Sie, dass …
der britische Linksverkehr aus dem Mittelalter stammt? Damals hielten sich Ritter mit ihren Pferden auf der linken Straßenseite, um potenzielle Angreifer mit dem Schwert in der rechten Hand abwehren zu können.
die Fahrzeit durch den 1994 fertig gestellten Eurotunnel etwa 35 min dauert? Der rd. 50 km lange Eisenbahntunnel unter dem Ärmelkanal verbindet Sangatte bei Calais mit Folkestone bei Dover.
Was geschah …
43?
Beginn der römischen Eroberung
im 5. Jh.?
Germanische Stämme dringen ins südliche Britannien ein.
1066?
Schlacht bei Hastings: Eroberung Englands durch die Normannen
1455?
Beginn der Rosenkriege
1534?
Heinrich VIII. bricht mit der römisch-katholischen Kirche.
1588?
Sieg über die spanische Armada
1769?
James Watt erfindet die erste brauchbare Dampfmaschine.
1775?
Beginn des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs
1979?
Margaret Thatcher wird erster weiblicher Premierminister.
1998?
Die Bevölkerung Irlands und Nordirlands stimmt einem Friedensabkommen zu. In Nordirland wird eine Regionalversammlung gewählt.
1999?
Großbritannien verzichtet auf die Einführung des Euro.
2005?
Tony Blair erhält das Mandat für eine dritte Amtszeit.
Wer schrieb die Tragödie »Hamlet«?
William Shakespeare (1564–1616) verfasste die Geschichte über den Prinzen von Dänemark, der die Ermordung seines Vaters rächt. Nachweislich zum ersten Mal aufgeführt wurde das Stück im Juli 1602 in London.
Shakespeare ist einer der größten Dramatiker der Weltliteratur. Er setzte durch virtuose Sprachbeherrschung, die psychologische Darstellung der Charaktere und durch die Fähigkeit zur bühnenwirksamen Darstellung menschlicher und historischer Konflikte Maßstäbe.
Sehr einflussreich waren auch die Vertreter der englischen Hochromantik, v. a. Lord Byron (1788–1824), Percy Bysshe Shelley (1792 bis 1822) und John Keats (1795–1821). Charles Dickens (1812–1870) begründete mit seinen Werken (u. a. »Oliver Twist« und »David Copperfield«) den sozialen Roman. Den Ästhetizismus des ausgehenden 19. Jh. vertrat Oscar Wilde (1854–1900). Mit seinen gesellschaftskritischen Stücken (u. a. »Pygmalion«) wirkte George Bernard Shaw (1856–1950) stark auf das englische Theater. George Orwell (1903 bis 1950) wurde mit der satirischen Fabel »Farm der Tiere« und der totalitären Zukunftsvision »1984« weltberühmt.
Geboren, um zu leben
Die Kindermedizin ließ die Lebenserwartung im letzten Jahrhundert enorm steigen. Heute steht sie vor neuen Herausforderungen. von SUSANNE DONNER Ich habe vierzehn Kinder großgezogen, und davon sind bloß sieben gestorben“, schrieb eine Frau 1912 in einem Brief an die Berliner Verwaltung. „Nur“ sieben Kinder, die sie verlor! Da...
DNA-Computer speichert und verarbeitet Daten
Computer auf DNA-Basis sollen große Datenmengen sicher auf kleinstem Raum speichern können. Bislang war es allerdings technisch nicht möglich, DNA-Computer zu bauen, die alle Funktionen herkömmlicher elektronischer Computer vereinen. Diese Hürde haben Forschende nun überwunden. Ihre DNA-basierte Technologie kann Daten speichern,...