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Kastanien: Anziehende Blüten, leckere Früchte

Wie zeigen Rosskastanien an, dass ihre Blüten bestäubt sind?

Sie ändern die Farbe der sog. Saftmale. Um ihre tierischen Bestäuber anzulocken, bildet die bei uns heimische Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) in Drüsen, die zwischen den Kron- und Staubblättern liegen, den süßen Nektar. Die weißen Blüten tragen am ersten Tag gelb gefärbte Saftmale, die Bienen und Hummeln signalisieren: Hier wartet eine bestäubungsbereite Blüte mit süßer Belohnung. Am zweiten und dritten Tag färben sich die Saftmale dann rötlich, die Nektarbildung hört auf. Damit verliert die Blüte gleichzeitig ihren Reiz für die Insekten. Solche Saftmale sind auch bei den anderen Rosskastanienarten zu finden.

Übrigens: Die Gewöhnliche Rosskastanie gelangte im 16. Jahrhundert zusammen mit Flieder und Tulpen über Konstantinopel zunächst nach Wien und dann ins restliche Mitteleuropa. Seither hat sie sich mit ihren schmucken weißen Blütenkerzen schnell zu einem beliebten Zierbaum entwickelt. Die Botaniker glaubten lange, dass sie ursprünglich aus der Gegend um Konstantinopel kommt. Mittlerweile ist man sich jedoch sicher, dass Rosskastanien im Tertiärzeitalter in den Wäldern Europas verbreitet waren. Einige wenige Restbestände konnten sich seitdem in Nordgriechenland und auf dem Balkan halten. Erst im 19. Jahrhundert hat man diese ursprünglichen Standorte entdeckt.

Sind alle Kastanien essbar?

Nein. Während die Früchte der Rosskastanien ungenießbar sind, liefern die Esskastanien die beliebten Maronen. Früher galten sie als Brot der Armen, das die Ernährung auch dann sicherte, wenn Missernten drohten. Ein Baum liefert bis zu 200 Kilogramm Früchte; 20 bis 24 Kastanienbäume konnten also eine Großfamilie (nebst einigen Ziegen) ernähren. Esskastanien sind reich an Stärke, schmecken jedoch in rohem Zustand mehlig. Gedämpft können sie als Gemüse zubereitet werden, und aus ihrem Mehl lässt sich eine nahrhafte Suppe kochen. Mit ihrem süßlichen Geschmack sind Maronen auch eine delikate Beilage zu Wildgerichten oder Gänsebraten.

Übrigens: Die Esskastanie ist auch ein wertvoller Nutzholzlieferant. Ihr Holz ist sehr haltbar und deshalb auch für den Einsatz im Freien geeignet. Aus Kastanienholz werden z. B. Fassdauben, Weinbergpfähle, Zäune, Parkettböden oder Vertäfelungen gefertigt. Das relativ weiche Holz der Rosskastanien dagegen ist wenig beständig und zieht sich beim Trocknen zusammen. Genutzt wird es etwa als Bauholz oder um daraus Kisten oder Gefäße zu fertigen.

Gibt es einen Unterschied zwischen Marone und Esskastanie?

Es gibt keinen, denn beide Namen bezeichnen die gleiche Art: Castanea sativa. Ursprünglich stammt die Esskastanie aus Kleinasien. Mit den Römern gelangte sie nach Italien und von dort über die Alpen nach Mitteleuropa und England, wo sie sich vor allem in milden Klimaregionen verbreitete. Die Bäume erreichen eine Höhe von bis zu 60 Metern, haben oft einen mächtigen Stammumfang und können 800 Jahre alt werden. In England soll es sogar einen Bestand von angeblich 1000-jährigen Esskastanien geben. Berühmte Esskastanienwälder sind aus dem italienischen Apennin, aus Nordfrankreich und dem Tessin bekannt.

Wann blühen Esskastanien zum ersten Mal?

Nach 30 Jahren oder später. Erst dann sind sie geschlechtsreif. Auffällig sind die länglichen, dornig gezähnten Blätter und die hellen, lang herunterhängenden männlichen Blütenkätzchen, die etwa Ende Juni erscheinen und einen unangenehmen, fischigen Geruch verströmen. Bestäubt werden die Blüten von Bienen, Ameisen und Käfern. Im Oktober fallen die stachligen Fruchtbecher zu Boden, springen auf und geben die bocksbeutelförmigen braunen Nüsse, die Esskastanien, frei. Eichhörnchen und andere Nagetiere oder Vögel sorgen für ihre Verbreitung. Maronen bevorzugen mäßig trockene bis feuchte Böden und einen halbschattigen Standort.

Welche Inhaltsstoffe der Rosskastanie sind medizinisch von Interesse?

Saponine und Gerbstoffe. Rosskastanien enthalten u. a. das Saponingemisch Aescin, das entzündungshemmend, wassertreibend und venenstärkend wirkt und den Austritt von Blutbestandteilen in die Nachbargewebe verhindert. Dadurch werden Symptome von Venenschwäche wie Schmerzen, Schweregefühl, Schwellung der Beine und nächtliche Krämpfe gelindert. »Rosskastanie« ist daher ein wichtiger Bestandteil vieler Arzneimittel, die bei Gefäßerkrankungen zum Einsatz kommen. Gerbstoffe haben die Eigenschaft, das Gewebe zusammenzuziehen – ein Grund, weswegen Rinde und Samen vor allem der Kalifornischen Rosskastanie (Aesculus californica) in blutstillenden Mitteln genutzt werden.

Wussten Sie, dass …

nach der Esskastanie ein Farbton benannt ist? »Maron« bezeichnet im Deutschen ein »ins Violett gehende Kastanienbraun«; im Französischen und Italienischen steht »marron« bzw. »marrone« sogar ganz allgemein für die Farbe Braun.

man auf Kastanienholz Pilze züchtet? In Japan zieht man auf Baumstümpfen der Art Castanopsis cuspidata den hochgeschätzten Speisepilz Shiitake heran.

Wer holt die Kastanien aus dem Feuer?

Jemand, der eine unangenehme und schwierige Sache erledigt, von der ein anderer profitiert. Die Redewendung wird zuweilen dem deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck zugeschrieben, stammt aber tatsächlich aus einer Tierfabel des französischen Dichters Jean de La Fontaine. Darin überredet ein Affe eine Katze dazu, geröstete Kastanien aus dem Feuer zu holen, die er dann rasch selbst verspeist.

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