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Kleinkatzen: Lautlose Jäger

Woran lässt sich ein Luchs erkennen?

Unter anderem an seinen Pinselohren. Insgesamt unterscheiden drei charakteristische Merkmale die Luchse von allen anderen Katzenarten: Sie sind auffallend hochbeinig, haben einen stummeligen, nur etwa 15 Zentimeter langen Schwanz und tragen pinselartige Haarbüschel an der Spitze ihrer langen Ohren, die wie Antennen wirken und die Schallortung verbessern.

Ihr breiter, rundlicher Schädel erscheint durch den Backenbart noch massiger. Farbe und Muster des Fells können auch im gleichen Lebensraum stark variieren: von gelblich grau bis rotbraun, von ungemustert bis stark gefleckt. Die breiten Pfoten sind mit dichten Haarpolstern am Rand und zwischen den Ballen besetzt. Dadurch wird die Sohlenfläche verbreitert, der Luchs sinkt im Schnee nicht so tief ein und kann sich auch im Tiefschnee wie auf Schneeschuhen fortbewegen. Der Nordluchs (Lynx lynx) wird, je nach Lebensraum, 15 bis 35 Kilogramm schwer und erreicht eine Körperlänge von 85 bis 110 Zentimetern.

Was steht auf dem Speiseplan eines Luchses?

Das hängt von seinem Lebensraum ab. In Nordeuropa beispielsweise jagt der Luchs junge Rene, in Kanada Schneehasen. In unseren mitteleuropäischen Waldgebieten frisst er Mäuse, Hörnchen, Marder, Füchse, Hasen, junge Wildschweine, Rehe, junge, kranke oder altersschwache Hirsche, Gämsen, Steinböcke, Vögel, Kriechtiere, Lurche, Fische und große Insekten. Da er auch kranke Tiere beseitigt, fungiert er auch als »Gesundheitspolizei«.

Luchse können Rehe in offenem Gelände sogar aus 500 Meter Entfernung erkennen und mithilfe ihrer »Richtantennen« nehmen sie selbst die Geräusche einer 60 Meter entfernten Maus wahr. Meist schleicht sich der Jäger an sein Opfer an und reißt es dann im Sprung, manchmal legt er sich auch auf niedrigen Ästen auf die Lauer. Kann er seine Beute nicht auf einmal verzehren, versteckt er sie vor Konkurrenten und kehrt später wieder zu ihr zurück.

Wann starb der letzte deutsche wilde Luchs?

Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland die letzten wilden Luchse (Lynx lynx) erlegt, nachdem die Art bereits seit der frühen Neuzeit in immer mehr Regionen ausgerottet worden war, beispielsweise 1770 im Schwarzwald. Denn wie dem Wolf sagte man auch dem Luchs Mordgier nach. Die Furcht vor der »Bestie« war tief in den Köpfen der Menschen verankert – und ist heute immer noch nicht völlig überwunden. Zwar kommt es vor, dass Luchse auch Haustiere töten, vor allem Schafe, doch eine Gefahr für den Menschen stellen die scheuen Tiere niemals dar. Erst in jüngster Zeit erholt sich der Bestand des Luchses mancherorts wieder, auch dank geglückter Wiederansiedlungsprojekte. So leben heute beispielsweise etwa 15 Luchse, die aus Böhmen einwanderten, im Bayerischen Wald. In der Schweiz gibt es ungefähr 100 Tiere.

Und dabei war der Luchs (Gattung Lynx) unter allen heute lebenden Katzen einst am weitesten verbreitet: In mehreren Arten besiedelte er fast ganz Europa, das nördliche Asien über Sibirien bis in den Fernen Osten Russlands sowie Nordamerika. Lange Zeit wurde er stark bejagt, zum einen wegen seines kostbaren Pelzes, zum anderen, weil man ihn als Jagdkonkurrenten ansah.

Warum taucht der Puma so oft in Western auf?

Weil die größte aller Kleinkatzen nur in Amerika verbreitet ist und sozusagen als natürlicher Hauptfeind der Farmer und Cowboys gilt. Der Puma (Puma concolor), der eine Körperlänge von bis zu 1,60 Metern erreicht, ist im Westen der USA, in Florida – dort allerdings in seinem Bestand bedroht – sowie in ganz Mittel- und Südamerika anzutreffen. Im Osten der USA wurde er von den Viehzüchtern unerbittlich gejagt und schließlich ausgerottet. Es gibt eine kaum übersehbare Zahl von regionalen Unterarten, die in Größe und Gewicht, besonders aber in ihrer Fellfarbe stark variieren. Die größten, bis zu 100 Kilogramm schweren und 1,60 Meter langen Exemplare kommen im äußersten Norden und Süden als den kältesten Zonen des Verbreitungsgebietes vor, die kleinsten in den Anden. Letztere bringen nur 25 Kilogramm auf die Waage.

Sind Pumas hinterhältig?

Nein, aber versierte und – wie alle Katzen – lautlose Jäger: Ein Puma schleicht sich unhörbar an seine Beute an, wartet geduldig auf den besten Zeitpunkt, um dann mit einem raschen Sprung anzugreifen und das Beutetier mit einem Nackenbiss zu töten. Seine Sprungkraft ist gewaltig, und auf kurzen Strecken kann er eine hohe Geschwindigkeit erreichen; längeren Verfolgungsjagden ist er jedoch nicht gewachsen. Hinsichtlich seines Speisezettels ist der Puma nicht wählerisch. Er erbeutet und frisst fast alle Tiere seines Lebensraumes, vom riesigen Wapitihirsch bis zur unscheinbaren Maus.

Wie unterscheiden sich Wildkatzen und Hauskatzen?

Wildkatzen (Felis silvestris) können eine Körperlänge von bis zu 80 Zentimetern erreichen und bis zu acht Kilogramm wiegen; damit sind sie um ein Drittel größer als Hauskatzen (Felis silvestris domesticus). Der Körper ist kräftiger, und die Beine sind dicker als bei der Hauskatze. Ihre Schnauze ist wuchtiger und breiter. Das besonders dichte und weiche Haarkleid ist gelblich grau, und sein Muster ist nie deutlich ausgeprägt. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal ist auch der dichte, buschige Schwanz, dessen Ende fast immer schwarz ist und stumpf ausläuft – nicht wie bei der Hauskatze in einer Spitze.

Schaden Wildkatzen dem Menschen?

Nein, das war zwar lange Zeit die landläufige Meinung, aber durch Untersuchungen des Mageninhaltes von Wildkatzen fand man heraus, dass sie größtenteils von Wühlmäusen leben. Nur im Winter, wenn sie die Mäuse unter einer dichten Schneedecke nicht mehr erreichen können, weichen sie auf größere Beutetiere wie Kaninchen, Hasen oder Vögel aus. Auch ein schwaches Rehkitz kann ihnen zum Opfer fallen, gesunde Tiere dieser Größe können sie jedoch nicht überwältigen.

Der Wald ist der Lebensraum der Wildkatze. Sie jagt überwiegend am Tag und sonnt sich gerne auf Lichtungen. Die einzelgängerischen Tiere kommen nur zur Paarungszeit im Februar/März zusammen. Die Katze bringt dann im April/Mai zwei bis vier Junge zur Welt, die bereits nach drei Monaten selbstständig sind.

Um 1900 war die Wildkatze in Deutschland beinahe ausgerottet – möglicherweise aufgrund ihres schlechten Rufs bei Landwirten. Nur dank ihrer zurückgezogenen Lebensweise konnte sie im Harz, in der Eifel, im Hunsrück und im Pfälzer Wald überleben. 1934 wurde sie unter Naturschutz gestellt. Heute schätzt man ihren Bestand auf etwa 5000 Tiere, womit ihr Überleben immer noch nicht endgültig gesichert ist.

Seit wann gibt es Hauskatzen?

Wann die Katzen als Haustiere das Leben der Menschen zu teilen begannen, ist nicht genau bekannt. Aber bereits im 6.  Jahrtausend v. Chr. finden sich Hinweise darauf, dass in Jericho Katzen gehalten wurden. Doch erst um 2000 v. Chr. scheint die Katzenhaltung in Ägypten häufiger gewesen zu sein. Die Katzenkulte späterer Zeit bezeugen die Wertschätzung, die die Ägypter dem kleinen Raubtier entgegenbrachten. Aber auch bei den Germanen und einigen afrikanischen und südamerikanischen Stämmen wurden Wildkatzen als heilige Tiere verehrt.

Die Domestizierung der Nubischen Falbkatze (Felis silvestris lybica), der Ahnin aller Hauskatzen, dauerte also mehrere Jahrtausende, länger als bei jedem anderen Haustier – und bis heute haben ja Hauskatzen erfolgreich ihren eigenständigen Charakter bewahrt, was ihrer Beliebtheit bei den menschlichen »Herrchen« jedoch keinen Abbruch tut. Anders als Hunde sind Hauskatzen nie für bestimmte Aufgaben gezüchtet worden, auch wenn sie vor allem auf dem Land als Mäusefänger sehr geschätzt waren. Im Vordergrund standen eher ästhetische Ziele, wie die vielen Rassekatzen belegen.

Die Vorfahren unserer Stubentiger sahen völlig anders aus als die heutigen Vertreter der Hauskatzen: kleine, schlanke Tiere mit einem schmalen Kopf, großen Ohren und einem langen, spitzen Schwanz. Die Farbe des Fells ist je nach Lebensraum unterschiedlich, gelblich grau bis sandfarben bei Steppenbewohnern, gelbbraun bis rötlichbraun bei Arten aus feuchten Regionen. Die Musterung reicht von gefleckt bis quer gestreift oder ungemustert.

Was verbindet Perser, Birma und Abessinier?

Sie gehören mit vielen anderen Rassen zu den Edelkatzenrassen. Wie bei vielen anderen Haustierarten auch, trat bei domestizierten Katzen im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Variationen im Körperbau, in Fellfarbe und Fellbeschaffenheit auf, die durch Zuchtauslese verstärkt wurden. Systematisch gezüchtet wurden Katzen aber erst seit den 1870er Jahren, nachdem begeisterte englische Katzenfreunde 1871 erstmals eine Katzenausstellung veranstaltet hatten. Heute gibt es neben der Hauskatze eine große Anzahl sog. Edelkatzenrassen, etwa die besonders langhaarigen Perser, Maine Coon, Birma und Chinchilla oder die auffallend kurzhaarigen Siam, Orientalisch Kurzhaar, Kartäuser und Abessinier, um nur einige der bekanntesten zu nennen.

Als vornehmste Vertreterin der langhaarigen Aristokraten gilt die Perserkatze. Die ersten Exemplare brachte der italienische Weltreisende Pietro della Valle von einer seiner Reisen aus Persien im 16. Jahrhundert nach Italien. Heute existiert eine Vielzahl von Varietäten mit cremefarbenem, rotem, blauem, gestromtem oder sogar dreifarbigem Fell. Perserkatzen haben einen kräftigen, gedrungenen Körperbau, einen breiten Kopf und einen buschigen Schwanz. Ihr dichtes Fell muss täglich gekämmt werden, da es sonst verfilzt. Die Tiere sind von eher ruhigem Temperament und haben eine relativ leise Stimme.

Gibt es Katzen, die freiwillig an der Leine laufen?

Ja, die Siamkatzen, die sehr lebhaft sind und deren durchdringende Stimme nicht zu überhören ist. Zugleich sind sie sehr anhänglich und lassen sich leichter als andere Katzen an der Leine spazieren führen. Auch bei den Siamesen gibt es viele verschiedene Farbschläge, am bekanntesten sind die Seal-Point-Siamesen mit einem hell beigebraunen Fell, das am Rücken etwas dunkler wird, Beine, Schwanz, Ohren und Gesicht sind schwarzbraun. Ab etwa drei Jahren dunkeln die Tiere nach, so dass alte Siamkatzen einheitlich dunkelbraun gefärbt sein können. Ob zu ihren Vorfahren noch andere Kleinkatzenarten gehören, ist umstritten.

Wussten Sie, dass …

Hauskatzen nur fauchen, aber nicht brüllen können? Alle Kleinkatzen, zu denen auch unsere Hauskatze gehört, haben einen verknöcherten Zungenbeinapparat, der ihnen das Brüllen nicht ermöglicht.

sich Kleinkatzen von ihren großen Verwandten an der Nasenspitze unterscheiden lassen? Im Unterschied zu Großkatzen ist ihr Nasenrücken nämlich nicht bis zur Nasenspitze behaart.

Warum machen Katzen einen Katzenbuckel?

Um zu drohen. Die bekannte Gebärde ist zunächst defensiv zu verstehen: Um größer zu erscheinen, macht die Katze einen Buckel, außerdem sträubt sie ihr Fell und zeigt dem Gegner ihre Breitseite. Zugleich reißt sie, die Ohren flach an den Kopf gelegt, fauchend den Rachen auf, so dass die Eckzähne entblößt werden. Erst wenn der Gegner trotz dieser Warnung noch näher kommt, greift sie an, indem sie sich ihm ins Gesicht wirft. Die darauf folgende Schrecksekunde nutzt sie zur Flucht.

Eines der unausrottbaren Vorurteile lautet, Katzen seien falsch. Doch an Mimik und Körpersprache der Katze lassen sich ihre Stimmungen und Absichten leicht ablesen. Eine Katze kratzt oder beißt niemals, ohne ihren Gegner vorgewarnt zu haben.

Wussten Sie, dass …

die größte Kleinkatze größer werden kann als die kleinste Großkatze? Nicht alle Kleinkatzen sind von kleiner Statur. Ihr größter Vertreter, der Puma, erreicht schon die Größe eines Leoparden.

eine Falbkatze die Ahnin unserer Hauskatzen ist?

die Jungen der Siamkatzen schneeweiß geboren werden und erst im Laufe der Zeit die typische Fellzeichnung entwickeln?

Wo finden sich Katzen in der Literatur und im Film?

In der Comic-Welt oft dort, wo wilde und exzentrische Charaktere dargestellt werden sollen: der drogen- und sexbesessene Fritz the Cat, der egoistische Garfield, der bösartige Kater Karlo, der ewige Verlierer Sylvester oder der ständig in Fehde mit der Maus Jerry liegenden Tom. Kinderbücher bevölkern dagegen eher die gewitzten Vertreter, etwa der Gestiefelte Kater, Kater Mikesch oder Nero Corleone. Und mit der Grinsekatze aus »Alice im Wunderland«, dem schriftstellernden Kater Murr von E. T. A. Hoffmann sowie Gottfried Kellers »Spiegel, das Kätzchen« gelang Katzen sogar der Einzug in die Weltliteratur.

Dass im Medienzeitalter unter den Film- und Fernsehstars auch Katzen zu finden sind, versteht sich fast von selbst. Seit 1981 strömten Millionen in das Musical »Cats«, in dessen Mittelpunkt die Figur des einstmals gefeierten Katzenstars Gizzabella steht. Filmgeschichte schrieb auch die Angorakatze Duchesse in Walt Disneys Zeichentrickfilm »Aristocats«.

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