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Martin Luther King: Prediger des gewaltlosen Widerstands

Wodurch wurde Martin Luther King weltberühmt?

Durch seine »I have a dream«-Rede. Die Führer der Bürgerrechtsbewegung hatten zum Marsch auf Washington gerufen, um dem Kongress zu demonstrieren, dass endlich Handlungsbedarf bestand, um die Diskriminierung der Afroamerikaner in den Südstaaten zu beenden. An die 100000 hatte man erwartet, 250000 kamen. Männer und Frauen, Schwarze und Weiße aus allen Teilen des Landes. Nun standen sie, eine Viertelmillion Menschen, vor dem Lincoln Memorial, säumten den Teich, der die Achse zum Washington Monument bildet, und lauschten.

Es war der Nachmittag des 28. August 1963. Die Demonstration war friedlich verlaufen, singend war »die Armee ohne Waffen« durch die Straßen gezogen, jetzt traten die Redner ans Pult. Als Letzter war Dr. Martin Luther King Jr. an der Reihe. »I have a dream«, hallte seine kräftige, klare Stimme über die Mall. »Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne einstiger Sklaven und die Söhne einstiger Sklavenhalter zusammen am Tisch der Brüderlichkeit sitzen (…). Ich habe einen Traum, dass eines Tages meine vier kleinen Kinder in einer Nation leben werden, wo sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden (…).« Den Zuhörern liefen die Tränen über die Wangen, und als er mit den Worten eines alten Spirituals »Free at last (…)« endete, spendeten sie ihm frenetischen Beifall.

War der Bürgerrechtler ein religiöser Mensch?

Ja. Martin Luther King stammte aus einer sehr religiösen Familie. Er wurde am 15. Januar 1929 in Atlanta/Georgia geboren und gemäß der Familientradition nach dem Reformator Martin Luther benannt. Der Vater, Martin Luther Sr., leitete die baptistische Ebenezer Church, und sein Sohn entschloss sich früh, ebenfalls Geistlicher zu werden. Die Kings waren nicht arm. Martin, ein ausgezeichneter Schüler, erhielt eine College-Ausbildung, die er mit der Promotion abschloss. Ende 1954 übernahm er eine Pfarrei in Montgomery/Alabama.

Wie kam der Prediger zum Widerstand?

Durch einen Bus-Boykott. Die afroamerikanische Gemeinde in Montgomery entschloss sich Ende 1955, das öffentliche Bussystem der Stadt zu boykottieren, nachdem eine schwarze Frau verhaftet worden war, die sich geweigert hatte, ihren Sitzplatz für einen Weißen zu räumen. Dieser Akt des Widerstands dauerte insgesamt 381 Tage.

Im Verlauf dieser Zeit wuchs Martin Luther King in die Rolle des Boykottführers hinein. Er verstand es als großartiger Redner, die Menge in seinen Bann zu ziehen und zur Disziplin anzuhalten. Dabei berief er sich auch auf das bei den Schwarzen des Südens stark verwurzelte Christentum und seine Ethik, um ihre Forderungen nach Gleichberechtigung zu begründen, und beschwor das Gottvertrauen, um den Durchhaltewillen zu stärken. Der Boykott hatte schließlich Erfolg: In den Bussen Montgomerys wurde durch einen Beschluss des Obersten Gerichtshofs jede Art von Rassentrennung verboten. Die Bürgerrechtsbewegung sah sich dadurch enorm gestärkt.

Was war seine Strategie?

Kings Credo war die Gewaltlosigkeit. Er mobilisierte die Massen, indem er sie zu Sitzstreiks, Märschen und Boykotts aufrief. Die weiße Opposition reagierte häufig mit Gewalt. Zu einer besonders brutalen Auseinandersetzung kam es im Mai 1963 in Birmingham/Alabama, einer Hochburg der weißen Rassisten. Der Polizeichef der Stadt antwortete mit Massenverhaftungen auf friedliche Proteste gegen die Rassentrennung. Auch King wurde festgenommen und erhielt erst durch die Intervention John F. Kennedys das Recht, mit seinem Anwalt zu sprechen. Als die Gefängnisse voll waren, befahl der Polizeichef, Knüppel einzusetzen und Hunde auf die friedlichen Demonstranten zu jagen – Bilder, die um die Welt gingen und die Nation erschütterten.

Gab es auch Kritik aus dem eigenen Lager?

Ja, manche sahen im gewaltlosen Widerstand nicht die adäquate Antwort auf die Brutalität der Weißen und wollten mit militanten Mitteln vorgehen. Im tief religiösen Süden blieben ihm viele Anhänger treu, in den Ghettos der Städte im Norden aber folgte man lieber anderen Predigern. 1964, in jenem Jahr, in dem King den Friedensnobelpreis erhielt, brachen dort blutige Aufstände los. King sah den Grund für die Gewalt in der großen Armut der Ghettobewohner und plante erneut eine Großdemonstration in Washington, diesmal den Marsch der Armen. Die Abschlussrede dort konnte er nicht mehr halten. Er wurde am 4. April 1968 von einem Rassisten in Memphis/Tennessee erschossen.

Als Führer der Bürgerrechtsbewegung, die für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner kämpfte, wurde Martin Luther King zur nationalen und internationalen Symbolfigur.

Wussten Sie, dass …

bereits der Vater von Martin Luther King Vorsitzender einer Bürgerrechtsorganisation, der NAACP (National Association for the Advancement of Colored People), war?

sich Martin Luther King mit seiner Lehre vom gewaltlosen Widerstand von den Schriften des amerikanischen Essayisten Henry David Thoreau und von Mahatma Gandhis Kampf für die Unabhängigkeit Indiens inspirieren ließ?

am dritten Montag im Januar jeden Jahres zu Ehren Martin Luther Kings in den USA ein nationaler Gedenktag gefeiert wird?

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