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Schildkröten: Gut gepanzert

Sind Riesenschildkröten in jeder Hinsicht »riesig«?

Nein. Man könnte z. B. annehmen, dass ihr Panzer ein hohes Gewicht hat, aber er ist nicht massiv, sondern besitzt eine Wabenstruktur mit zahlreichen kleinen Luftkammern und ist deshalb trotz seiner Stabilität relativ leicht. Ansonsten bieten die Riesenschildkröten, die zu den landlebenden Vertretern der Schildkröten gehören, durchaus Superlative. Die größten sind auf den Seychellen, den Maskarenen und Aldabra heimisch. So bringt es beispielsweise die Seychellen-Riesenschildkröte (Geochelone gigantea) auf 1,25 Meter Panzerlänge und 250 Kilogramm Gewicht, die Galapagos-Riesenschildkröte (Geochelone elephantopus) ist mit 1,20 Metern kaum kleiner.

Die behäbigen Riesen, die sich mit maximal 0,3 Stundenkilometern fortbewegen, sind heute vom Aussterben bedroht. Sie wurden früher von Seefahrern zu Tausenden als Proviant abgeschlachtet oder als »Lebendkonserve« mit an Bord genommen; die eingeführten Ratten, Hunde und Schweine fraßen die Eier. Heute sind beide Arten streng geschützt und die Gelege auf den Inseln werden bewacht.

Riesenschildkröten können außergewöhnlich alt werden. Besonders bekannt wurde die Schildkrötendame Harriet. Charles Darwin entführte 1835 die damals erst etwa fünfjährige Riesenschildkröte von den Galapagosinseln. Seit 1987 lebt sie im Zoo von Brisbane in Australien und starb dort Mitte 2006 im Alter von 176 Jahren an einem Herzanfall. Ebenfalls im Jahr 2006 ist in einem Zoo in Kalkutta eine Riesenschildkröte gestorben, die sogar 256 Jahre alt gewesen sein soll.

Welche Überlebensstrategien entwickeln Schildkröten?

In unseren gemäßigten Breiten graben sie sich im Winter in den Boden ein; wie lange sie sich dort verborgen halten, hängt von der Dauer der Kälteperiode ab. Dieses Verhalten lässt sich beispielsweise bei der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni) und der Maurischen Landschildkröte (Testudo graeca) beobachten, die beide in den Mittelmeerländern vorkommen. Wie alle Schildkröten können sie nicht besonders gut sehen und sind fast taub und stumm, doch dafür ist ihr Geruchssinn hoch entwickelt. Und wie für Landschildkröten allgemein typisch, sind sie überwiegend Vegetarier, ergänzen ihren Speiseplan aber mit Insekten, Würmern und Weichtieren.

Eine der erstaunlichsten Landschildkröten ist die ostafrikanische Spaltenschildkröte (Malacochersus tornieri). Jungtiere haben noch einen geschlossenen, gerundeten Panzer. Bei den Alttieren ist er hingegen sehr flach, weich und biegsam. Daher können sich die Tiere, die hervorragend klettern, in enge Spalten verkriechen und dort so mit Luft aufblasen, dass sie kein Räuber mehr hervorziehen kann. Wegen ihrer geringen Fortpflanzungsrate – ein bis zwei Eier pro Gelege – ist diese Art stark bedroht.

Wie ziehen Schildkröten ihren Hals ein?

Man unterscheidet sog. Halsberger, die den Hals s-förmig einziehen, und Halswender, die ihn seitlich umlegen. Zu den Halsbergern gehören etwa die Griechische Landschildkröte sowie die Riesenschildkröten; Beispiele für Halswender sind Schlangenhals- und Fransenschildkröte. Das Einziehen des Halses ist eine Reaktion auf Gefahr. Auch Beine und Schwanz werden dann in den Panzer zurückgezogen.

Übrigens: Der schützende Panzer bedeckt den Rumpf der Schildkröten völlig. Er setzt sich aus einem gewölbten Rückenschild und einer flachen Bauchplatte zusammen. Aufgebaut ist er aus Knochenelementen und auf diesen aufgelagerten Hornplatten. Bei Weich- und Lederschildkröten ist der Panzer allerdings lediglich von einer lederartigen Haut überzogen.

Mussten Schildkröten für Schmuck sterben?

Ja, denn aus dem Panzer der Echten Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) lässt sich das sog. Schildpatt gewinnen, das vor allem vom 17. bis 19. Jahrhundert als Werkstoff geschätzt war. Erwärmt lässt sich Schildpatt biegen und auf Hochglanz polieren. Bereits die Römer schmückten ihre Möbel mit gelblich-braun geflammtem Schildpattfurnier und in der Renaissance diente es zur Verzierung von allerlei kunsthandwerklichen Gegenständen. Noch im 20. Jahrhundert wurden daraus zum Beispiel Kämme, aber auch Brillenfassungen hergestellt.

Gewonnen wurde dieses kostbare Material dadurch, dass die Fischer die gefangenen Schildkröten mit dem Rücken in heißes Wasser tauchten und die Rückenschilde ablösten. Relativ junge Tiere überlebten diese barbarische Prozedur sogar und bildeten einen neuen Panzer.

Wie überlisten Geierschildkröten ihre Opfer?

Sie wackeln bei geöffnetem Kiefer mit ihrer wurmförmigen Zunge. Versucht ein Fisch, den Köder zu schnappen, so schließen sich blitzschnell die kräftigen Kiefer über ihm. Die in Amerika heimischen Geierschildkröten (Macroclemys temminckii) sind mit einem Gewicht von bis zu 100 Kilogramm die größten Süßwasserschildkröten. Sie verfügen über sehr kräftige Kiefer und sind für ihre Bissigkeit bekannt. Große Exemplare können einem Menschen sogar einen Finger abbeißen.

Wussten Sie, dass …

Schildkröten keine Zähne haben? Die Kiefer tragen scharfe Hornscheiden, mit denen sie beißen können.

Rotwangen-Schmuckschildkröten (Pseudemys scripta) 30 Zentimeter groß werden? Dies sollte man bedenken, wenn man sich eine Schildkröte als Haustier zulegen möchte.

die Schildkrötenweibchen ihre Eier im warmen Sand ablegen und von der Sonne ausbrüten lassen?

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