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Tee: Kulturgetränk Ostasiens

Wo ist die Heimat des Tees?

Die Heimat der Teepflanze liegt in Assam im Nordosten Indiens, wo die Teeproduktion noch heute der wichtigste Wirtschaftszweig ist. Schon 2700 v. Chr. gelangte das Gehölz nach China und wurde dort anfangs als Heilpflanze geschätzt. Erst im Lauf der Zeit entwickelte sich der Tee zum Genussmittel und wurde allmählich zum chinesischen Nationalgetränk. Buddhistische Mönche brachten ihn im 7. Jahrhundert n. Chr. mit nach Japan, wo Tee dann zum kultischen Trank avancierte, zu dessen Zubereitung und Genuss besondere Zeremonien entstanden, die bis heute fortleben.

Seit wann wird in Europa Tee getrunken?

In Europa lernte man das belebende Getränk erst um 1550 durch die Araber kennen, die Teeblätter als Tauschmittel mitbrachten. Zunächst erachtete man die exotische Ware als reine Medizin, die in Apotheken zu exorbitanten Preisen feilgeboten wurde. Bald aber gelüstete es die Europäer verstärkt nach dem Genuss dieses Getränks.

Neben Lieferungen auf dem Landweg über Russland – dieser sog. Karawanentee war im Allgemeinen grüner Tee – kam Tee auf dem Seeweg über London nach Europa; hierbei handelte es sich dann meist um schwarzen Tee. Ab Anfang des 17. Jahrhunderts deckten ganze Flotten von Kauffahrtsschiffen den stetig steigenden Bedarf. China und Japan teilten sich das Monopol der Teeproduktion, bis es 1825 dem deutschen Arzt, Botaniker und Japanforscher Philipp Franz von Siebold (1796–1866) gelang, Samen von Teesträuchern nach Java zu schmuggeln. Siebold wurde für diese »Freveltat« von den Japanern als westlicher Spion des Landes verwiesen. Nicht verhindern konnten sie jedoch, dass auf Java und in anderen Regionen bald darauf Tee angebaut wurde. Nachdem die Engländer schließlich um 1840 in Indien wilde Teesträucher entdeckt hatten und bald kommerziell anpflanzten, war die ostasiatische Vormachtsstellung endgültig gebrochen.

Wie wird Tee kultiviert?

Tee baut man meist in großflächigen Monokulturen an. Vermehrt werden die Teepflanzen gewöhnlich aus Stecklingen, die zu etwa einem Meter hohen Hecken aus reich verzweigten Sträuchern herangezogen werden. So unterscheiden sie sich deutlich von Teepflanzen, die sich selbst überlassen bleiben: Diese entwickeln sich zu einem etwa sechs Meter hohen Baum. Nach etwa vier Jahren kann erstmals geerntet werden. Überwiegend von Hand werden nur die obersten Blätter abgepflückt.

Von den beiden Sorten China- und Assamtee bleibt der China-Teestrauch (Camellia sinensis var. sinensis) niedriger und trägt kleinere, schmalere Blätter von milderem Aroma als der kräftigere Assam-Teestrauch (Camellia sinensis var. assamica), außerdem gilt er als robuster. Damit die Pflanzen nicht zu sehr durch den Laubverlust geschwächt werden, pflückt man die Blätter des China-Teestrauchs nur drei- bis fünfmal pro Jahr im Abstand von jeweils etwa sechs Wochen, beim wüchsigeren Assam-Teestrauch auch öfter.

Weißer, grüner oder schwarzer Tee – ist das alles dasselbe?

Eigentlich schon, denn Weiß-, Grün- oder Schwarztees kommen alle von derselben Pflanzenart und unterscheiden sich nur durch die Behandlung nach der Ernte. Für den schwarzen Tee rollt und schneidet man die Blätter gleich nach dem Pflücken, damit das Blattgewebe zerstört wird und die Fermentation, die aromafördernde Gärung des Zellsaftes, beginnen kann. Beim unfermentierten grünen Tee werden die Blätter besonders vorsichtig von der Pflanze entfernt und sofort über heißem Wasser gedämpft oder bei Hitze getrocknet. Gelber Tee (Oolong) enthält eine Mischung aus fermentiertem und unfermentiertem Tee. Besonders wertvoll ist der unfermentierte weiße Tee. Für ihn erntet man die jungen Blätter, die mit ihren Härchen die helle Farbe ergeben und trocknet sie an der Luft.

Wirkt Tee beruhigend oder anregend?

Das hängt davon ab, wie er zubereitet wird. Für den perfekten Genuss ist die Wassertemperatur wichtig: Grüntee sollte möglichst mit 70 bis 80 °C heißem Wasser übergossen werden, während für schwarzen Tee fast kochendes Wasser von 90 bis 100 °C optimal ist. Die verschiedenen Inhaltsstoffe des Tees (Koffein, Gerbstoffe und Polyphenole) lösen sich unterschiedlich schnell im Wasser: Lässt man den Aufguss nur kurz ziehen, erhält man ein anregendes, koffeinhaltiges Getränk, bei längerer Ziehdauer gehen vermehrt die Polyphenole und Gerbstoffe in Lösung. Zusammen mit Gerbstoffen wird das Koffein im Körper erst mit Verzögerung und in kleineren Mengen freigesetzt, daher wirkt Tee, der länger gezogen hat, eher beruhigend.

Wussten Sie, dass …

man gesüßten Tee durch Gärung auch in ein prickelndes Erfrischungsgetränk verwandeln kann? Der »Teepilz« Kombucha ist eine gallertige Schicht aus verschiedenen Hefen und Bakterien, die für eine Essig- und Milchsäuregärung von grünem oder schwarzem Tee sorgen.

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