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Blindheit vorbeugen: Grünen Star frühzeitig erkennen

Trübe Aussichten: Mit zunehmenden Alter lässt bei vielen Menschen das Sehvermögen nach. Ob es sich dabei um eine harmlose Alterssehschwäche handelt oder aber um eine ernsthafte Erkrankung können die Betroffenen meist nicht unterscheiden. Bereits ab 40 Jahren steigt das Risiko an zum Beispiel am Grauen Star zu erkranken. Gleiches gilt für den Grünen Star – nur, dass die Symptome hierbei erst eintreten, wenn das Auge bereits irreversibel geschädigt ist.
ABO, 09.10.2020

Experten geben neue Empfehlungen für Glaukom-Früherkennung

iStock.com, monkeybusinessimages

Wenn man immer häufiger verschwommen sieht, muss dies nicht immer die Folge einer harmlosen Sehschwäche sein. Manchmal steckt dahinter auch eine ernsthafte Augenerkrankung, gegen die eine Brille nichts hilft – und die unbehandelt sogar zur Erblindung führen kann. Ein Beispiel dafür ist der Grüne Star, auch Glaukom genannt. Er ist weltweit eine der häufigsten Ursachen für eine Erblindung. Schätzungen zufolge entwickeln zwei von 100 Menschen über 40 Jahre in den Industrienationen ein Glaukom.

Links ein Sehnervenkopf bei fortgeschrittener Glaukomkrankheit. Die Aushöhlung ist an den bereits am Papillenrand "bajonettförmig" abknickenden Blutgefäßen zu erkennen. Rechts ein Sehnervenkopf ohne Befund.

Links: Snoop, CC BY-SA 3.0; rechts: Augenarztpraxis Dr. med. Stephan Kaut, Gemeinfrei

Was ist der Grüne Star und wie erkennt man ihn?

Leiden Betroffene unter einem Glaukom, steigt der Druck im Augapfel: Das Kammerwasser, das normalerweise Nährstoffe und Sauerstoff zur Linse und zur Hornhaut transportiert, kann bei einer Erkrankung nicht abgeleitet werden. Dadurch staut sich die Flüssigkeit in der vorderen Augenkammer  an und der Druck im Augeninneren steigt. Als Folge davon können der Sehnerv und Nervenfasern der Netzhaut geschädigt werden und die Sehfähigkeit schwindet immer mehr. Sind die Nervenzellen einmal abgestorben, ist der Verlust der Sehkraft irreversibel.

Wird das Glaukom jedoch rechtzeitig behandelt, kann die Krankheit mit Augentropfen, Lasereingriffe oder chirurgische Maßnahmen aufgehalten oder verzögert werden. Umso wichtiger ist es, den Grünen Star frühzeitig zu erkennen, doch das ist oft nicht einfach: „Zeigen sich verschwommenes Sehen oder andere Beschwerden, ist es bereits sehr spät, und eingetretene Schäden lassen sich nicht wieder rückgängig machen“, erläutert Alexander Schuster von der Universitätsmedizin Mainz. Typische Anzeichen für solche schon irreversiblen Schäden sind "blinde Flecken" im Gesichtsfeld und eine Einengung des Sehfelds.

Früherkennung per Mikroskop und Druckmessung

Aber wie lässt sich die Erkrankung dann erkennen, bevor es zu spät ist? Viele Augenärzte empfehlen dafür eine Glaukom-Früherkennung: „Sie besteht aus der Untersuchung der Sehnervenköpfe beider Augen mit einem Spezialmikroskop sowie einer Augeninnendruckmessung“, erklärt Schuster. Denn in den meisten Fällen wird der Grüne Star von einem zu hohen Augeninnendruck verursacht, wenn auch nicht immer. Die zweitgeteilte Untersuchung stellt daher sicher, dass keine Fehldiagnose erhoben wird, wenn der Betroffene zum Beispiel natürlicherweise einen erhöhten Augendruck hat.

Besteht kein spezielles Risiko und kein Krankheitsverdacht, muss diese Untersuchung selbst gezahlt werden. Sie kostet zwischen 20 und 40 Euro. Der Grund: Bisher belegen keine Studien, ob eine bevölkerungsweite Früherkennung sinnvoll ist. „Augenärzte können sie daher nur als individuelle Gesundheitsleistung anbieten“, so der Experte.

Ab dem 40. Lebensjahr ratsam

Um zu klären, wann und wie häufig Patienten die Vorsorge in Anspruch nehmen sollten, haben Experten von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und des Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) nun alle bisherigen wissenschaftlichen Belege zu den Risikofaktoren für das Glaukom untersucht.

Das Ergebnis: Das Risiko für eine Erkrankung steigt mit zunehmenden Alter an. Deshalb raten die Experten allen Personen ab dem 40. Lebensjahr dazu, regelmäßig  eine Glaukom-Früherkennungsuntersuchung zu machen. „In der Altersgruppe zwischen 40 und 59 Jahren sollte die Untersuchung alle fünf Jahre wiederholt werden, ab dem Alter von 60 Jahren alle zwei bis drei Jahre – vorausgesetzt, es liegen keine weiteren Risikofaktoren vor“, erläutert Schuster.

Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie) zur Glaukom-Früherkennung.

Tonywirthlin / Gemeinfrei

Je höher Risikofaktoren, desto öfter die Vorsorge

Aber nicht nur das Alter spielt eine Rolle: Auch Verwandte ersten Grades, die an einem Glaukom leiden, oder ein erhöhter Augeninnendruck zählen die Forscher zu Risikofaktoren. Zudem ist bei einer Kurzsichtigkeit von mindestens minus vier Dioptrien das Risiko für einen Grünen Star zwei bis dreifach so hoch wie bei normalsichtigen Augen. Außerdem verstärken den Untersuchungen zufolge Ablagerungen auf der Linse und im Kammerwinkel – durch den das Kammerwasser abfließt - die Erkrankungsgefahr.

„Liegt neben dem Alter ein weiterer Risikofaktor vor, sollten bei Menschen ab 40 Jahren die Abstände zur nächsten Untersuchung auf zwei bis drei Jahre, bei Menschen ab 60 Jahren auf ein Jahr verkürzt werden“, ergänzt Schuster. Bei drei oder mehr Risikofaktoren gilt: In diesem Fall sind Betroffene gut beraten, sich schon ab 40 Jahren jährlich untersuchen zu lassen.

 „Glaukom-Früherkennung ist sehr sinnvoll und wichtig, da gibt es keine Frage“, betont Hans Hoerauf von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. „Eine Studie, die den direkten Nutzen nachweist, kann es und wird es nicht geben, eine Kontrollgruppe ohne Früherkennung wäre aus augenärztlicher Sicht ethisch nicht vertretbar“, so die Meinung der Experten.

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