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Morbus Bechterew – wenn Rückenschmerzen nicht enden wollen

Typisch für Morbus Bechterew ist ein schleichender Beginn.

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Morbus Bechterew ist eine chronisch-entzündliche, schubweise verlaufende Erkrankung. Sie betrifft die Gelenke – besonders die kleinen Gelenke der Wirbelsäule und das Darmbein-Kreuzbein-Gelenk. Typisch für die Erkrankung sind Rücken- und Gesäßschmerzen, die vor allem nach längerem Liegen auftreten und zu morgendlichen Bewegungseinschränkungen führen, der sogenannten Morgensteifigkeit.

Morbus Bechterew wird zumeist erst spät erkannt

In Deutschland leiden etwa 350.000 Menschen unter dieser Erkrankung. Leider dauert es im Durchschnitt sieben bis neun Jahre, bis Morbus Bechterew bei den Betroffenen diagnostiziert wird. Das liegt unter anderem daran, dass der Krankheitsbeginn schleichend ist und die ersten Symptome sich häufig nicht von Rückenschmerzen mit anderen Ursachen unterscheiden lassen. Morbus Bechterew oder auch Spondylitis ankylosans, wie die Erkrankung in der Fachsprache heißt, wurde 1893 vom Russischen Neurologen Wladimir Bechterew beschrieben, ihm verdankt die Erkrankung ihren Namen.

Wie verläuft die Erkrankung?

Morbus Bechterew ist eine rheumatische Erkrankung, bei der sich vor allem Teile der Wirbelsäule und die Kreuzbein-Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke) entzünden. Je nach Schweregrad und Verlauf der Erkrankung können auch andere Gelenke sowie Sehnenansätze von diesen Entzündungsprozessen betroffen sein. Im Verlauf der Erkrankung kann es durch die Entzündungsprozesse zur Bildung von neuem Knochengewebe kommen, was dann zu einer Versteifung der entsprechenden Wirbelsäulenabschnitte und der Kreuzbein-Darmbein-Gelenke führt. Bei milden Verlaufsformen tritt diese gefürchtete Versteifung nicht auf. Nicht nur die Gelenke sind bedroht, die Immunreaktionen können auch eine Entzündung des Darms und der Augen bewirken.

Wie erkennt man Morbus Bechterew?

Typisch für Morbus Bechterew sind Schmerzen im unteren Rücken und im Gesäß, aber auch Fersenschmerzen sind ein möglicher Hinweis auf Morbus Bechterew. Die Schmerzen treten in der Regel in Ruhe auf und bessern sich durch Bewegung, sie machen sich vor allem morgens durch schmerzhafte Bewegungseinschränkungen bemerkbar. Gelegentlich sind die Schmerzen am Morgen so intensiv, dass die Erkrankten davon aufwachen.

Menschen mit Verdacht auf Morbus Bechterew sollten sich von einem Rheumatologen untersuchen lassen. Neben einer eingehenden Untersuchung der Beweglichkeit können bildgebende Verfahren wie Röntgen und die Magnetresonanztomographie dazu beitragen, die Diagnose zu stellen. Die sonst bei rheumatischen Erkrankungen typischerweise erhöhten Rheumawerte im Blut sind bei Morbus Bechterew unauffällig. Häufig findet man hingegen bei einer Blutuntersuchung ein bestimmtes Erbmerkmal namens HLA-B27 – bei etwa 95 Prozent der an Morbus Bechterew Erkrankten lässt sich der Marker im Blut nachweisen. Da auch viele Menschen ohne Morbus Bechterew dieses Erbmerkmal aufweisen, ist das Vorhandensein allein nicht beweisend für Morbus Bechterew.

Wie wird Morbus Bechterew behandelt?

Die Behandlung basiert auf zwei Säulen – der Gabe von Medikamenten sowie Krankengymnastik und Bewegungstherapie. Um die Schmerzen zu bekämpfen und die Beweglichkeit zu erhalten, sind tägliche Bewegung und gezielte Krankengymnastik von großer Bedeutung. Die Übungen sollten mehrmals pro Woche unter Anleitung und dann täglich zu Hause ausgeführt werden. Um die Schmerzen zu bekämpfen, verordnet der Arzt nicht-steroidale (kortisonfreie) Antirheumatika wie Diclofenac. Im Schub kann der Arzt auch Kortison direkt in das Gelenk spritzen. Um den Verlauf der Erkrankung langfristig positiv zu beeinflussen, werden Basismedikamente wie Sulfasalazin und Methotrexat verabreicht. Wenn diese Medikamente nicht zufriedenstellend ansprechen, kann der Arzt mit sogenannten Biologika behandeln. Diese Eiweißstoffe greifen in die körpereigene Immunregulation ein und blockieren gezielt einen Botenstoff, der an der Entzündungsreaktion maßgeblich beteiligt ist. Der Wirkstoff Secukinumab wird alle vier Wochen unter die Haut gespritzt und hemmt gezielt die immun-entzündlichen Vorgänge in den Gelenken.

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