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Das Militär stürmt die Klöster

Die Lage in Myanmar spitzt sich ungeachtet der internationalen Kritik an dem Vorgehen der Militärregierung zu: Die Armee errichtete zahlreiche Barrikaden in der Hafenstadt Rangun und brachte Wasserwerfer in Stellung. Mehrere Klöster wurden gestürmt.

An der Sule-Pagode, wo die von Mönchen angeführten Massen-Proteste in den vergangenen Tagen jeweils endeten, brachten Truppen laut Augenzeugen zudem sieben Wasserwerfer in Stellung. Zuvor soll die Polizei bei Razzien allein in Rangun etwa 200 Mönche festgenommen haben. Bei den Männern handele es sich um Anführer der Proteste.

Mit den Schritten versucht die Militärjunta, die seit mehr als einer Woche anhaltenden friedlichen Demonstrationen gegen das Regime zu unterdrücken. In den Straßen der Stadt war es am Donnerstag zum Ende der nächtlichen Ausgangssperre relativ ruhig, wie Augenzeugen berichteten. Ein Ende der Proteste zeichnete sich aber nicht ab. Anführer der Oppositionellen appellierten an die Mönche des Landes, weiter auf die Straße zu gehen. Am Mittwoch hatte es erstmals Tote bei den Protesten gegeben.

Unterdessen stürmten Soldaten zur Verhinderung weiterer Proteste in der Nacht Klöster in Rangun. Dabei wurden laut Augenzeugen mehr als 100 Mönche festgenommen. Hunderte Soldaten seien an strategisch wichtigen Orten in Rangun postiert worden. Sie hätten an der Shwedagon- und der Sule-Pagode und einer wichtigen Straße Barrikaden errichtet. Dort hatten sich in den vergangenen Tagen Demonstrationen formiert.

China stellt sich quer

China verhinderte inzwischen im Uno-Sicherheitsrat eine Verurteilung des Blutvergießens. Stattdessen einigte sich das Gremium auf einen zurückhaltenden Appell. Der chinesische Uno-Vertreter Guangya Wang sagte, niemand habe mehr Interesse an Stabilität in dem Land als das benachbarte China. Die Hilfe müsse aber konstruktiv sein. "Sanktionen sind nicht hilfreich für die Situation vor Ort." Die EU und die USA verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung die Gewalt gegen friedliche Demonstranten. "Wir sind zutiefst besorgt über Berichte, dass die Sicherheitskräfte friedliche Demonstranten angegriffen und unter Beschuss genommen sowie viele buddhistische Mönche und Andere festgenommen haben", heißt es in der Erklärung.

Am Mittwoch waren bei den Massenprotesten zahlreiche Mönche geschlagen worden. Über die Zahl der Opfer vom Mittwoch, als das Militär erstmals mit Gewalt gegen die friedlichen Proteste vorging, gibt es widersprüchliche Angaben. Die Militärs sprachen von einem Toten. Andere Quellen berichteten von fünf Toten.

Die Märsche der Mönche hatten vor knapp zehn Tagen als Reaktion auf drastische Erhöhungen der Benzin- und Gaspreise begonnen und sich zur größten Protestkundgebung seit Niederschlagung der Demokratiebewegung 1988 entwickelt.

Die Uno will nun seinen Sondergesandten Ibrahim Gambari in dringender Mission in die Region schicken. Der Sicherheitsrat appellierte an die Militärjunta, Gambari so schnell wie möglich ins Land zu lassen.

Birma/Burma: Von seiner Unabhängigkeit 1948 an bis 1989 hatte sich das Land selbst Burma genannt. Auf Deutsch wurde meist die Schreibweise Birma benutzt. Der Name bezeichnet gleichzeitig die größte Bevölkerungsgruppe.

Myanmar: Der 1989 von der Militärregierung eingeführte Name sollte alle Volksgruppen einbeziehen. Viele Staaten - darunter Deutschland - übernahmen die Bezeichnung. Kritiker sagen, die Änderung sei nicht demokratisch zustande gekommen. Unter anderem blieben die USA bei Burma.

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