Daten der Weltgeschichte
Europa im hohen Mittelalter 800–1199
Als Mittelalter Europas gilt die Epoche zwischen der Entstehung der Germanenreiche auf dem Boden des weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert und der überseeischen Expansion seit 1492. Geprägt wurde diese Zeit von der Glaubensherrschaft und -einheit der römisch-katholischen Kirche. Darum kann man als Ende des Mittelalters auch die Reformation ansehen, als diese Einheit zerbrach.
Frankenreich
Das Frankenreich war für die Herausbildung der abendländischen mittelalterlichen Welt von entscheidender Bedeutung. Unter Karl dem Großen umfasste es sämtliche christlichen Gebiete im Westen und der Mitte Kontinentaleuropas. Das Bündnis der Karolinger mit dem Papsttum brachte ihnen selbst den kirchlichen Segen beim Griff nach der fränkischen Königswürde, wertete aber auch die Bischöfe von Rom auf. Als Papst Leo III. im Jahr 800 Karl den Großen zum Kaiser krönte, knüpfte dies an das 476 untergegangene weströmische Kaisertum an. Freilich war das Karolingerreich zu groß und zu dünn besiedelt, um auf die Dauer äußeren Angriffen standhalten zu können. Sie gingen vor allem von Normannen aus, die die Küstenlandschaften immer wieder plünderten. Auch aufgrund innerer Gegensätze zerfiel das Frankenreich in einige kleinere Reiche im Alpengebiet und in Italien sowie in zwei größere Teile: das Westfrankenreich (später Frankreich) und das Ostfrankenreich, aus dem sich das deutsche Königtum entwickelte.
Feudalismus
Ein Lehen (lat.: feudum) eingeräumt zu bekommen, brachte dem „Vasallen“ das Recht auf den Schutz des Lehnsherrn, diesem aber bestimmte Dienste des Vasallen, z. B. Militär- oder Hofdienst. Oberster Lehnsherr war der König, der Herzöge oder Grafen belehnte, die ihrerseits kleinere Güter an „Aftervasallen“ weiterreichten. Sie alle lebten von der Arbeit der ihnen untertanen, „hörigen“ Bauern.Auf dieser Basis war das Reich des Mittelalters organisiert, zunächst also als „Personenverbandsstaat“, der keine bürokratische Verwaltung kannte. Eine Herrschaft ließ sich anfangs in kleineren Räumen aufbauen, wo ein mächtiger Lehnsherr über viel Eigengut verfügte, als Schirmherr über kirchliche Einrichtungen wirkte und sich allmählich königliche Rechte („Regalien“ wie Gerichts-, Zoll- oder Marktverleihungsrecht) aneignete. Dadurch konnte er einen Landstrich durchgehend in seine Hand bekommen („institutionalisierter Flächenstaat“).
Investiturstreit
Deutschland und Frankreich gingen als Erben der Karolinger unterschiedliche Wege: Die ostfränkischen bzw. deutschen Könige, die mit Otto I. 962 die Kaiserwürde erlangten, nutzten neben ihrem Haus- bzw. Reichsgut die Kirche als Herrschaftsstütze. Sie setzten Bischöfe und Äbte ein, die weltliche Rechte und Verwaltungsaufgaben erhielten und Heeresfolge leisteten. Seit dem 11. Jahrhundert machten die Päpste den Kaisern das Recht auf die Bischofseinsetzung („Investitur“) streitig und konnten sich durchsetzen. Das „Reich“ (d. h. die Königreiche Deutschland, Burgund und Italien) besaß daher bald keine starke Zentralgewalt mehr. Das Schwergewicht verlagerte sich auf regionale Adelsgeschlechter, die als erbliche Fürsten ihre Macht in kleinen Territorien ausbauten, während der König weiterhin gewählt wurde.Im Gegensatz dazu setzten sich die westfränkischen Könige (seit 987 die Kapetinger) als Lehnsoberherren nach dem Aussterben oder Niederringen der bedeutenden Vasallengeschlechter bis 1200 als erbliche Monarchen durch und bauten eine wirksame, zentrale Verwaltung auf. Das Gleiche galt für England, das 1066 von dem normannischen Herzog Wilhelm I. erobert wurde.
Die Blütezeit
Die mittelalterlichen Städte gingen nach dem Verfall des antiken Erbes oft aus Bischofssitzen oder Mittelpunkten des Handels hervor. Zur „Stadt“ wurde eine Siedlung, wenn sie Markt-, Befestigungs- und Selbstverwaltungsrecht vom Herrn des jeweiligen Territoriums zugestanden bekam. Im Deutschen Reich setzten es viele Städte durch, nur dem König untertan, also faktisch unabhängig zu sein. Manche Städte schlossen Zweckbündnisse wie die Hanse im 12. Jahrhundert; andere, wie Venedig oder Florenz, entwickelten sich zu eigenständigen Staatswesen mit bedeutenden Territorien. Auf dem Land bildeten sich im 12. und 13. Jahrhundert Genossenschaften mit größerer Eigenständigkeit in Dorfangelegenheiten heraus – wie der Nutzung der Flur im Rhythmus der Dreifelderwirtschaft. Die Agrarproduktion stieg und konnte mit dem Bevölkerungswachstum zunächst Schritt halten (in West-/Mitteleuropa von 5,5 Millionen um 650 auf 35,5 Millionen 1340).Die Schätze antiker Wissenschaft wurden, anfangs durch arabische Übersetzungen, seit dem 14. und 15. Jahrhundert über Byzanz dem Abendland vermittelt und in Universitäten weiterverarbeitet. Der Zweifel am überkommenen Wissen und Glauben wuchs, zumal auch die Kirche selbst durch tief greifende Spaltungen an Verläßlichkeit verlor.
Der Niedergang
Die Krise des späten Mittelalters eskalierte, als Europa seit 1347 von einer Pestepidemie ungeahnten Ausmaßes heimgesucht wurde: Sie traf auf ein inzwischen (relativ) übervölkertes, von Hungersnöten geschütteltes Abendland. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts raffte die Pest über ein Drittel der Bevölkerung hinweg. Weil die Landwirtschaft nunmehr an stockendem Absatz und Preisverfall litt, flohen viele Bauern in die Städte. Vor allem östlich der Elbe versuchten die Grundherren dies durch engere Schollenbindung der Bauern zu verhindern, die auf diese Weise einen großen Teil ihrer Freizügigkeit einbüßten. Zugleich nahmen soziale Konflikte in den Städten zu. Der Lebensunsicherheit des Spätmittelalters hatte die an sich und ihren Glaubensregeln zweifelnde Kirche wenig entgegenzusetzen, was zu teilweise häretischen religiösen Bewegungen führte (Katharer, Waldenser, Hussiten). Das Mittelalter klang aus mit Elend, Not und religiöser Sehnsucht, aber auch mit der Blüte von Literatur und bildenden Künsten des Humanismus und der Renaissance.
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