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Die Elbphilharmonie: Hamburgs neues Wahrzeichen

Es ist endlich soweit: Hamburgs neues Wahrzeichen, die Elbphilharmonie, wird heute offiziell eröffnet. Nach zehn Jahren Bauzeit ist der einzigartige Bau im Hafen der Stadt nun bereit für das erste Konzert. An drei Seiten von Wasser umgeben und auf einem alten Kaispeicher errichtet, bildet das Gebäude ein architektonisches und kulturelles Highlight der Stadt.
NPO, 11.01.2017

Atemberaubender Bau, unvergleichliche Lage: Schon von weither ist das neue Hamburger Wahrzeichen kaum zu übersehen.

Thies Rätzke

Schon von weither ist der Bau kaum zu übersehen: Gut 100 Meter ragen die höchsten Spitzen des wellenförmigen Dachs der Elbphilharmonie über dem Wasser auf. Die mit mehr als 2.000 teilweise gewölbten Scheiben verglaste Fassade spiegelt Himmel und Wasser wider und verleiht dem immerhin rund 200.000 Tonnen schweren Bau eine optische Leichtigkeit. Markant ist zudem der Kontrast des Glasgebäudes zu seinem Sockel, dem 37 Meter hohen, mit Backstein verkleideten Kaispeicher A.

Die Elbphilharmonie beinhaltet drei Konzertsäle, ein Luxushotel mit 244 Zimmern, Restaurants und 45 Eigentumswohnungen. Aber auch für diejenigen, die weder ein Konzertticket haben, noch sich ein Zimmer im Hotel leisten können, gibt es einiges zu Bestaunen. Denn der Bereich auf Höhe des Kaispeicherdachs ist für alle Besucher offen. Eine zum Wasser hin offene Plaza bietet einen spektakulären Rundumblick aus 37 Metern Höhe. Mit einer Fläche von etwa 4.000 qm ist die Plaza immerhin fast so groß wie der Hamburger Rathausmarkt. Außen umrundet zudem ein Weg das gesamte Gebäude.

Die Vorgängerbauten der Elbphilharmonie: Der "Kaiserspeicher" von 1875 und der Kaispeicher A von 1963.
Der Standort

Die Elbphilharmonie steht an einem historisch bedeutsamen Ort: im Sandtorhafen. 1875 wurde hier das damals größte Lagerhaus des Hamburger Hafens errichtet, der Kaiserspeicher. Schnell avancierte der neugotische Bau zu einem der Wahrzeichen der Stadt. Der Turm des Gebäudes hatte eine weitere Besonderheit: Er trug einen von weltweit nur 160 Zeitbällen – einer einen Meter großen Kugel, die um genau 12:00 Uhr mittags herunterfiel und damit allen Seeleuten und Hafenarbeitern eine Zeitreferenz gab.

Im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, wurde der Kaiserspeicher 1963 gesprengt. Nach einem Entwurf von Werner Kallmorgen entstand 1966 an dieser Stelle der Kaispeicher A. Bis in die 1990er Jahre hinein wurden in ihm Kakao, Tee und Tabak gelagert. Erst mit dem Anstieg des Containertransports verlor der Kaispeicher A an Bedeutung und stand schließlich leer. Anfang der 2000er gab es daher den Plan, an Stelle des Speichers ein Bürogebäude – vorwiegend für die Medien-und Internetbranche zu errichten. Doch als nach der Ausschreibung des Projekts die Internetblase platzte, wurde der Plan fallengelassen.

Trotz der spektakulären Lage direkt an der Elbe befindet sich die Philharmonie in einer hochwassergeschützten Lage, bedarf es im Falle einer Sturmflut also keiner besonderen Schutzmaßnahmen.

Michael Zapf

Der Bau

Im Jahr 2003 kam schließlich die Idee auf, auf dem Kaispeicher ein Konzertgebäude zu bauen. Die Schweizer Star-Architekten Herzog & de Meuron lieferten dafür einen spektakulären Entwurf. Von diesem Architektenduo stammen unter anderem das Olympiastadion von Peking – das "Vogelnest", die Allianzarena in München und die Galerie Tate Modern in London.  Ihr Entwurf sah vor, das verglaste Konzertgebäude mit integriertem Hotel, Wohnungen und anderen Komponenten einfach auf den Kaispeicher aufzusetzen.

Die aufwändigen Bauarbeiten für die Elbphilharmonie begannen mit der Grundsteinlegung am 2. April 2007. Das Gebäude des Kaispeichers wurde komplett entkernt, nur die Backsteinfassade blieb stehen. Damit das Fundament des alten Speichers die 200.000 Tonnen der Elbphilharmonie tragen kann, wurden zusätzlich zu den 1.111 Stahlbetonpfählen, auf denen der Kaispeicher A bislang ruhte, weitere 650 Pfähle 15 Meter tief in den Elbschlick gerammt.

Während des Baus kam es immer wieder zu Verzögerungen – wegen technischer Probleme, aber auch wegen Querelen zwischen dem Bauträger Hochtief und der Stadt. Kurz nach dem bereits stark verspäteten Richtfest im Jahr 2010 kam es deshalb sogar zwei Jahre lang zu einem kompletten Baustopp. Erst im Sommer 2013 wurde weitergebaut, im Sommer 2016 dann war der Bau endlich fertig. Die Kosten des Gesamtprojekts liegen bei 865 Millionen Euro – das ist mehr als das Zehnfache der ursprünglich veranschlagten Summe.

Kostenlos, aber Ticketzwang: Eine zum Wasser hin offene Plaza bietet maximal 1.200 Besuchern einen spektakulären Rundumblick aus 37 Metern Höhe - so sie denn eines der Tickets ergattern konnten...

Iwan Baan

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