Früher oder später wird er uns alle treffen, und zwar mit absoluter Sicherheit. Wir können praktisch nichts tun, um sein Eintreten zu verhindern. Wir können uns gesund ernähren, wir können viel Sport treiben und auf Alkohol, Drogen und Zigaretten verzichten, aber früher oder später kommt er. Der Tod geht uns alle an, aber wie sollen wir mit ihm umgehen? Jedes Mal, wenn es Angehörige, Freunde oder Bekannte trifft, sind wir dazu gezwungen, selbst über ihn nachzudenken und können dem Thema nicht mehr ausweichen. Dieser Artikel soll Ihnen zeigen, welche Alternativen es nach dem eigenen Tod gibt – und welche Möglichkeiten sich von Erinnerungsdiamanten bis hin zur Weltraumbestattung bieten.
Diamanten aus Asche – Eine neue Alternative zur klassischen Feuerbestattung
Aus der Asche eines Toten einen Schmuckstück formen lassen – was bei Armbändern aus Tierhaaren und Amuletten mit Bildern schon lange Realität ist, gibt es jetzt auch in der reinsten und traditionellsten Form des Schmucks: Diamanten. Dabei wird der Verstorbene zuerst eingeäschert und dann von spezialisierten Firmen in ihren Laboren weiterbehandelt. Aus der Asche wird dann ein Stein gezüchtet, der den vergänglichen Körper auf eine ganz andere Art unvergänglich macht. Eines dieser Unternehmen ist Lonité, ein Schweizer Hersteller der Erinnerungsdiamanten.
Während manche diese Idee wunderschön, andere makaber finden, ist sie doch auch eins: Eine Lösung, wie der schwindende Friedhofsplatz nicht zum Problem wird. Rund um die Welt steigen die Gräbermieten an, auch der Platz wird immer knapper. Wer ist schon bereit, ein Grab wirklich nach Ende der Laufzeit aufzulösen? Die emotionale Bindung zu einer Grabstätte sorgt für Platzmangel – letztendlich also ein logistisches Problem.
An dieser Stelle setzt der Erinnerungsdiamant an, wenn das auch nicht der hauptsächliche Grund ist, einen Stein aus Asche wachsen zu lassen. Ein Diamant ist der Inbegriff des wertvollen Steins. Oftmals tragen wir Schmuckstücke als Erinnerung, als Verbindung zu einem kostbaren Moment oder einem geliebten Menschen. Einen lieben Menschen auf diese Art immer bei sich zu tragen, bildet eine direkte Brücke zu diesem, mehr noch, macht die Verbindung – die über den Tod hinaus bestehen bleibt – sichtbar.
Der ökologische Aspekt der Diamantenbestattung
Ein Diamant ist nicht nur etwas Beständiges und Wertvolles, das in diesem Fall auch noch Platz einspart. Nein, diese Lösung ist darüber hinaus auch mit gewissen ökologischen Aspekten zu betrachten. Denn auch wenn bei der Einäscherung, die vor der Diamantenherstellung zwingend notwendig ist, natürlich CO² in die Atmosphäre entlassen wird, ist sie doch gerade auf lange Sicht umweltschonender, als eine klassische Erdbestattung.
Denn hierbei wird der Körper einbalsamiert. Das behandelte Holz, die Kleidung und nicht zuletzt der Körper belasten das Grundwasser im Verwesungsprozess mit Kohlendioxid, was auf Dauer zu einer um 10% höheren Belastung gegenüber der Feuerbestattung führt. Dazu kommt noch die dauerhafte Pflege des Grabes.
Im Gegenzug steht die Feuerbestattung mit der anschließenden Behandlung im Labor – und während das Grab noch Jahre nach dem Tod für Belastung des Bodens sorgt, ist der Diamant nach der Formung unvergänglich und keine Belastung für die Umwelt.
Viel mehr als Erinnerungsdiamanten
In den letzten Jahren hat sich die Bestattungskultur gewandelt. Es besteht nicht mehr nur die Wahl zwischen Feuerbestattung und Begräbnis, vielmehr öffnen neue Technologien auch die Tür zu neuen Erinnerungs- bzw. Bestattungsformen. Dazu zählen neben dem Erinnerungsdiamanten die Folgenden:
- Resomation: Die Resomation wird auch als „grüne Einäscherung“ bezeichnet. Hierbei wird der Körper über mehrere Stunden in 300°C mit Chemikalien versetztem Wasser geköchelt. Hinterher sind die Knochen so weich, dass sie leicht zerstoßen werden können und so als bestattungsfertige „Asche“ verwendet werden können.
- Asche-Glaskörper: Beim Asche-Glaskörper geht wie beim Diamanten eine Feuerbestattung voraus. Die Asche wird dann mit Glas verwoben, und ein besonderes Erinnerungsstück besteht. Farbe und Form sind hier frei wählbar, es entsteht ein Schmuckstück.
- Memorial-Riff: Das Erinnerungsriff ist eine besondere Idee, bei der aus mehreren Verstorbenen eine Art Unterwasserfriedhof angelegt wird. Mit Beton zusammen entsteht ein Riff, das dann Meeresbewohnern als Lebensraum dient. Somit ist es besonders nachhaltig gedacht.
- Der Erinnerungsbaum: Ähnlich der Friedwaldbestattung wird der Tote hier mit einem Baum in Verbindung gebracht. Die Asche wird mit Erde vermischt, ein junger Baum darin gepflanzt und schließlich in die Erde gesetzt. Das bietet die Möglichkeit, sich im Grünen an den Verstorbenen zu erinnern.
- Weltraumbestattung: Die Weltraumbestattung ist innovativ und aufwändig, denn hierbei wird die Asche des Verstorbenen in den Weltraum entlassen. Bisher ist das vor allem als Zukunftsplanung für Vorausplanende gedacht, da es sich hier um eine logistisch sehr aufwändige Bestattung handelt.
Bisher sind nicht alle dieser kreativen Arten der Bestattung überall rechtens bzw. durchführbar. Gerade in Deutschland setzt der Bestattungszwang Grenzen, die jedoch teilweise umgangen werden können. Dennoch zeigt es, dass es im Jahre 2017 weitaus mehr Möglichkeiten gibt, einen geliebten Menschen beizusetzen, als ihn einäschern oder aber erdbestatten zu lassen.
Gedenken erhält am Leben
Egal, ob man nun an das Leben nach dem Tod glaubt oder nicht: Es gibt eine Art, die verblichenen Liebsten am Leben zu erhalten. Nämlich indem man ihrer zu verschiedenen Anlässen gedenkt und sie auf diese Art und Weise lebendig erhält. Das Wichtigste ist, sie nicht mit dem Begräbnis zu vergessen, sondern immer wieder mit Anekdoten aus ihren Lebzeiten an sie zu erinnern und so für immer präsent zu halten. Auch das Hören von Musik, die sie geliebt haben oder das Ansehen von Filmen, die zu ihren Lieblingen gehören, kann sie lebendig halten. So bringt man zum Ausdruck, dass ihr Schicksal den Angehörigen nicht gleichgültig ist und man sie auch nach ihrem Ableben noch in der Mitte der Familie hält. Die Verbindung auch sichtbar am Leben zu erhalten, dafür sorgen Möglichkeiten wie der Erinnerungsdiamant, der als Schmuckstück mitten im Leben dabei sein kann. So ist das Gedenken auf einer weiteren Ebene präsent.