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Equal Pay Day: Warum Frauen weniger Lohn bekommen
Frauen verdienen in Deutschland noch immer weniger als Männer. An diese sogenannte Gender Pay Gap werden morgen wieder zahlreiche Aktivistinnen, Gewerkschaftlerinnen und Politikerinnen erinnern. Pünktlich zum Equal Pay Day hat das Statistische Bundesamt jedoch auch gute Nachrichten zu verkünden: Die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern schließt sich.
Aufholjagd im Schneckentempo
Frauen bekamen demnach im vergangenen Jahr einen Stundenlohn von 16,26 Euro brutto, Männer erhielten 20,71 Euro. Daraus ergibt sich ein Gehaltsunterschied von 21 Prozent. 2015 lag die Differenz noch bei 22, im Jahr 2006 bei 23 Prozent. Es sei ein "stetiger, aber langsamer Rückgang" der Verdienstunterschiede zu erkennen, betonen die Statistiker. "Das bedeutet: Frauen holen bei der Bezahlung langsam auf."
Grund zum Jubeln sind diese Zahlen für viele Vertreter des weiblichen Geschlechts dennoch nicht. Denn sie verdeutlichen auch: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Lücker nur minimal verringert. Die Fortschritte in Sachen Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen gehen im Schneckentempo voran.
Geringbezahlte Frauenberufe
Doch warum verdienen selbst in unserer angeblich so modernen und emanzipierten Gesellschaft die Geschlechter so unterschiedlich? Experten machen dafür vor allem strukturelle Gründe verantwortlich. So entscheiden sich auch heute noch viele Frauen für Branchen und Berufe, die traditionell als typisch weiblich gelten. Sie werden Erzieherin oder Krankenschwester anstatt Ingenieurin oder Pilotin.
Ausgerechnet diese Berufe sind es aber, die durchweg schlechter bezahlt werden. Ein nicht unerheblicher Teil der Gender Pay Gap lässt sich klar durch die Wahl klassischer Männer- und Frauenberufe erklären. Kritiker sprechen angesichts des Gehaltsgefälles von einer Entwertung der Frauenberufe.