Die Konjunkturaussichten stehen für die meisten nicht seherisch begabten Menschen etymologisch korrekt „in den Sternen“
– denn eben darauf bezog sich das Substantiv
Konjunktur in seinem Ursprüngen. Wer hätte gedacht, dass es diese himmlische Herkunft ausgerechnet mit dem Wort teilt, von dem die Rede ist, wenn es um die Konjunktur nicht allzu rosig bestellt ist, nämlich dem
Desaster? Die
Konjunktur leitet sich zunächst von einem
lat.
Partizip Perfekt,
coniunctus, ab und kommt, wie der in Astronomie und Sprachwissenschaft gebräuchliche Begriff
Konjunktion, von dem
lat.
Verb
coniungere „zusammenbinden, verknüpfen“. Zunächst bedeutete
Konjunktur „Konstellation, Stellung zweier Planeten“, später glaubte man zu erkennen, dass diese Planetenstellung Geschehnisse beeinflusst. So wandelt sich die Bedeutung zu „Wirtschaftslage mit bestimmter Tendenz“. Und das
Desaster? Dessen zweiter Teil stammt über
lat.
astrum von
griech.
aster „Stern“. Der erste Teil ist dagegen die mit „Un
–“ gleichzusetzende, eine Trennung ausdrückende lat. Vorsilbe
de– bzw.
dis–. Aus dem frz.
désastre im 19. Jahrhundert entlehnt, bezeichnet es eigentlich einen „Unstern“, also die Trennung vom guten Los, das bestimmte Sternenkonstellationen dem Menschen bescheren.