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Strauß

Botho, deutscher Schriftsteller, * 2. 12. 1944 Naumburg/Saale; zunächst Theaterkritiker, 19711975 Dramaturg an der Berliner Schaubühne; trat ab Mitte der 1970er Jahre mit Theaterstücken und Prosaarbeiten hervor, die in kulturpessimistischer Haltung die kollektiven Befindlichkeiten (besonders die Beziehung zwischen Mann und Frau) sowie die gesellschaftspolitischen Zustände unserer Zeit spiegeln. Prosa u. a.: „Die Widmung“ 1977; „Rumor“ 1980; „Paare, Passanten“ 1981; „Der junge Mann“ 1984; „Niemand anderes“ 1987; „Anschwellender Bocksgesang“ (Essay) 1993; „Ithaka“ 1996; „Die Fehler des Kopisten“ 1997; „Das Partikular“ 2000; „Die Unbeholfenen. Bewusstseinsnovelle“ 2007. Theaterstücke u. a.: „Die Hypochonder“ 1972; „Trilogie des Wiedersehens“ 1977; „Groß und Klein“ 1977; „Kalldewey, Farce“ 1982; „Besucher“ 1988; „Schlusschor“ 1991; „Lotphantasie“ 1999; „Die eine und die andere“ 2005; „Leichtes Spiel“ 2009; „Das blinde Geschehen“ 2011. Strauß erhielt 1989 den Georg-Büchner-Preis.
  • Erscheinungsjahr: 1980
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Strauß, Botho
  • Deutscher Titel: Rumor
  • Genre: Roman
Von der Kritik zwiespältig aufgenommen wird der Roman »Rumor« von Botho Strauß (* 1944), erschienen beim Verlag Hanser in München. Erzählt wird eine Vater-Tochter-Beziehung. Der beruflich und privat gescheiterte Becker, ein von frühzeitigem Verfall gekennzeichneter Wohnungs- und Stellungsloser, kommt bei seiner Tochter Grit unter. Sie unternimmt mit ihm eine Ferienreise, muss diese aber, am Höhepunkt gegenseitiger inzestuöser Annäherung, wegen einer Krankheit abbrechen. Zurückgekehrt in die Großstadt, wird der Vater wieder zum Säufer und Schmarotzer.
  • Erscheinungsjahr: 1981
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Strauß, Botho
  • Deutscher Titel: Paare, Passanten
  • Genre: Prosa
Vereinzelung und Vereinsamung des Menschen lautet das Thema des Prosabands »Paare, Passanten«, erschienen beim Verlag Hanser in München, mit dem Botho Strauß (* 1944) zu einem der meistdiskutierten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart avanciert. Ein Icherzähler, der als »Aussteiger« eingestuft werden kann und der die moralische und ästhetische Autorität der Moderne für sich beansprucht, beobachtet Gegenwartsmenschen, »Paare, Passanten«, die als Marionetten eines alles beherrschenden Systems von Formen und Regeln erscheinen, als »menschenleere Menschen«, ohne wirkliches Interesse aneinander, ohne Leitwerte, ohne Vertrauen.
  • Erscheinungsjahr: 1996
  • Veröffentlicht: Deutschland
  • Verfasser: Strauß, Botho
  • Deutscher Titel: Ithaka
  • Genre: Theaterstück
In enger Anlehnung an die Heimkehr-Gesänge der Homerschen »Odyssee« hat Botho Strauß sein neuestes Drama »Ithaka« verfasst, das am 17. Juli in der Inszenierung von Dieter Dorn an den Münchener Kammerspielen uraufgeführt wird. Odysseus kehrt nach 20-jähriger Abwesenheit zehn Jahre lang kämpfte er im Trojanischen Krieg, zehn Jahre lang irrte er über die Meere wieder ins heimische Ithaka zurück. Verkleidet als kretischer Bettler, kommt er zum eigenen Königshof und muss erleben, wie seine Frau Penelope von einer Schar Freier umworben wird, die es auf ihre Hand und auf die Macht abgesehen haben. Odysseus richtet im Bund mit der Göttin Pallas Athene unter den Freiern ein Blutbad an und nimmt seinen legitimen Platz als Herrscher und Ehemann wieder ein. Athene jedoch befiehlt in Abweichung von der antiken Vorlage , Odysseus' Blutgericht mit dem Schleier des Vergessens zu bedecken: »Wir aber verfügen, was recht ist: aus dem Gedächtnis des Volkes wird Mord und Verbrechen des Königs getilgt. Herrscher und Untertanen lieben einander wie früher.« Strauß hat die Homerschen Verse in Prosa übertragen, sie durch »Abschweifungen, Nebengedanken, Assoziationen« meist gegen das Profitstreben, den Medienwahn und die Aufklärungswut der modernen Gesellschaft gerichtete Spitzen unterbrochen und die Figuren dreier »fragmentarischer Frauen« hinzugefügt. So ist ein Drama in der Tradition der »politischen Romantik« entstanden, in der die Wiederherstellung der Ordnung zwar auf Gewalt gegründet, aber dennoch legitimiert erscheint.
  • Erscheinungsjahr: 1972
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Strauß, Botho
  • Deutscher Titel: Die Hypochonder
  • Genre: Theaterstück
Am 22. November wird am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg das Erstlingswerk von Botho Strauß (* 1944), »Die Hypochonder«, unter der Regie von Claus Peymann uraufgeführt. Das Stück montiert Elemente einer Liebes-, einer Kriminal- und einer romantischen Schauergeschichte sowie eines Familienmelodrams, ohne dass diese Fragmente logisch verknüpft werden. Strauß irritiert durch Verrätselung, die Motivationszusammenhänge werden undurchsichtig gehalten. Das Stück stößt vielfach auf Ablehnung. Erst mit der »Trilogie des Wiedersehens« (1976) gelingt Strauß der Durchbruch.
  • Erscheinungsjahr: 1977
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland und DDR
  • Verfasser: Strauß, Botho
  • Deutscher Titel: Trilogie des Wiedersehens
  • Genre: Theaterstück
Mit dem Stück »Trilogie des Wiedersehens«, das am 18. Mai im Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt wird, erringt Botho Strauß (* 1944) allgemeine Anerkennung bei der Theaterkritik. Das Stück besteht aus simultan verlaufenden und sich gegenseitig beleuchtenden szenischen Ausschnitten, in denen einzelne aus der Gruppe isoliert und ihre Gefühle und Haltungen in Monologen oder monologisch angelegten Dialogen untersucht werden. Die »Trilogie des Wiedersehens«, in der Strauß die emotionale Wirklichkeit einer Zeit politischer Stagnation darstellt, wird als neuartige Form gesellschaftskritischen Theaters angesehen.
  • Erscheinungsjahr: 1988
  • Veröffentlicht: Bundesrepublik Deutschland
  • Verfasser: Strauß, Botho
  • Deutscher Titel: Besucher
  • Genre: Schauspiel
Am 8. Oktober wird in den Münchner Kammerspielen das Stück »Besucher« von Botho Strauß (* 1944) uraufgeführt. Strauß bringt darin das Theater selbst auf die Bühne. Der Schauspieler Steinberg findet sich in einer unglücklichen Konstellation wieder: Sein Mitspieler wird zum Gegenspieler, der Regisseur zu einer Art Punktrichter, das Stück erscheint Steinberg unübersichtlich und nicht zu bewältigen. So nimmt Steinberg Zuflucht bei der Garderobenfrau, die als Einzige den Inhalt des Stücks und seine Fortsetzung zu kennen scheint.
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