Lexikon

Ebert

Friedrich, deutscher Politiker (SPD), * 4. 2. 1871 Heidelberg,  28. 2. 1925 Berlin; Vater von Friedrich Ebert; Sattler, seit 1893 Parteifunktionär, seit 1905 im Parteivorstand, seit 1913 Mit-Parteivorsitzender, seit 1916 Mitvorsitzender der Reichstagsfraktion. Im Verlauf des 1. Weltkriegs wurde Ebert zum einflussreichsten sozialdemokratischen Politiker. Unter seiner Führung verfolgte die SPD den Kurs des „Burgfriedens“. Seine Politik zielte auf Heranführung der SPD an den Staat durch innere Reformen.
Am 9. 11. 1918 übernahm Ebert von Prinz Max von Baden die Geschäfte des Reichskanzlers; am 10. 11. wurde er neben H. Haase Vorsitzender des Rats der Volksbeauftragten. Ebert bemühte sich um eine rasche Konsolidierung des Staates; er trat gegen linksradikale Bestrebungen auf und zog zu diesem Zweck auch republikfeindliche Kräfte heran. Am 11. 2. 1919 wählte ihn die Weimarer Nationalversammlung zum Reichspräsidenten. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tode. Er trug viel zur Stabilisierung der Weimarer Republik bei. Besonders von konservativer Seite wurde er stark angefeindet.
Nach der Revolution: Ruhe und Ordnung!
Nach der Revolution: Ruhe und Ordnung!
Am 9. Nov. 1918 erließ Friedrich Ebert als neuer Reichskanzler folgende Proklamation (Auszug):

Mitbürger! ... Die neue Regierung wird eine Volksregierung sein. Ihr Bestreben wird sein müssen, dem deutschen Volke den Frieden schnellstens zu bringen und die Freiheit, die es errungen hat, zu befestigen. Mitbürger! Ich bitte euch alle um eure Unterstützung bei der schweren Arbeit, die unsrer harrt. Ihr wisst, wie schwer der Krieg die Ernährung des Volkes, die erste Voraussetzung des politischen Lebens, bedroht.
Die politische Umwälzung darf die Ernährung der Bevölkerung nicht stören. Es muss die erste Pflicht aller in Stadt und Land bleiben, die Produktion von Nahrungsmitteln und ihre Zufuhr in die Städte nicht zu hindern, sondern zu fördern. Nahrungsmittelnot bedeutet Plünderung und Raub, mit Elend für alle. Die Ärmsten würden am schwersten leiden, die Industriearbeiter am bittersten getroffen werden.
Wer sich an Nahrungsmitteln oder sonstigen Bedarfsgegenständen oder an den für die Verteilung benötigten Verkehrsmitteln vergreift, versündigt sich aufs schwerste an der Gesamtheit.
Mitbürger! Ich bitte euch alle dringend: Verlasst die Straßen! Sorgt für Ruhe und Ordnung.
Der Reichskanzler: Ebert.
Die am 10. Nov. 1918 getroffene Absprache Eberts mit der Obersten Heeresleitung (OHL) sicherte den Weg der Weimarer Republik in die bürgerlich-parlamentarische Demokratie. Aus Wilhelm Groeners Lebenserinnerungen:
Am Abend rief ich die Reichskanzlei an und teilte Ebert mit, dass das Heer sich seiner Regierung zur Verfügung stelle... Das Offizierskorps verlange von der Regierung die Bekämpfung des Bolschewismus und sei dafür zum Einsatz bereit. Ebert ging auf meinen Bündnisvorschlag ein. Von da ab besprachen wir täglich abends auf einer geheimen Leitung zwischen der Reichskanzlei und der Heeresleitung die notwendigen Maßnahmen. Das Bündnis hat sich bewährt...
Wir [die Offiziere der OHL] hofften, durch unsere Tätigkeit einen Teil der Macht im neuen Staat an Heer und Offzierskorps zu bringen, gelang das, so war der Revolution zum Trotz das Beste und stärkste Element des alten Preußentums in das neue Deutschland hinübergerettet.
Zunächst galt es freilich, Zugeständnisse zu machen, .... nicht um rücksichtsloses Befehlen von Seiten der OHL ..., sondern um Auffangen und Unschädlichmachen der revolutionären Strömungen.