Lexikon

Gergien

Die Entwicklung in der Neuzeit

Am Ende des 15. Jahrhunderts war das Gebiet in mehrere Teilherrschaften zerfallen, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert teils von der Türkei, teils von Persien abhängig waren. 1801 fiel Georgien an das russische Zarenreich. Nach der Oktoberrevolution erklärte sich das Land 1918 für unabhängig, wurde aber 1921 von der Roten Armee besetzt und zunächst als Teil der Transkaukasischen Sowjetrepublik und später als eigenständige Unionsrepublik (1936) in die UdSSR gezwungen.
Mit dem Zerfall der Sowjetunion erlangte Georgien 1991 die Unabhängigkeit. Der erste Präsident Swiad Gamsachurdia wurde 1992 gestürzt. Sein Nachfolger wurde 1992 der ehemalige sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse. Sezessionistische Bestrebungen der nationalen Minderheiten der Abchasier und Südosseten eskalierten zum blutigen Bürgerkrieg. Nach Waffenstillstandsvereinbarungen gelang es in der Folgezeit nicht, eine politische Lösung der Regionalkonflikte zu finden. 1993 vollzog Schewardnadse den Beitritt zur GUS. 1995 trat eine neue Verfassung in Kraft.
2003 brach wegen Manipulationen bei den Parlamentswahlen ein Machtkampf zwischen Regierung und Opposition aus, der nach mehrwöchigen Demonstrationen (Rosenrevolution) schließlich zum Rücktritt von Schewardnadse führte. Michail Saakaschwili, Führer der Opposition, wurde im Januar 2004 zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Bei der Wiederholung der Parlamentswahlen im März 2004 gewann die Partei des neuen Präsidenten eine überwältigende Mehrheit. Im selben Jahr kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Führung der nach Unabhängigkeit strebenden Region Adscharien und der Zentralregierung sowie zu Zusammenstößen zwischen südossetischen Milizen und der georgischen Armee. Die Beziehungen zu Adscharien normalisierten sich in der Folgezeit. 2006 sprach sich die Bevölkerung von Südossetien in einem international nicht anerkannten Referendum für die Unabhängigkeit aus.
Die seit der georgischen Unabhängigkeit angespannten Beziehungen zu Russland verschlechterten sich auf Grund des russischen Einflusses in den Konfliktregionen Südossetien und Abchasien weiter. Russland belegte bestimmte georgische Waren mit einem Einfuhrverbot.
Nach regierungskritischen Massenprotesten verhängte Saakaschwili, dem Korruption und Versagen in der Wirtschaftspolitik vorgeworfen wurden, im November 2007 den Ausnahmezustand. Die Sicherheitskräfte gingen gewaltsam gegen die Demonstranten vor. Um den innenpolitischen Konflikt zu beenden, setzte Saakaschwili für Januar 2008 vorgezogene Präsidentschaftswahlen an, bei denen er im Amt bestätigt wurde. Gleichzeitig sprach sich die Bevölkerung in einem Referendum für einen NATO-Beitritt Georgiens aus. Die Opposition erhob den Vorwurf der Wahlfälschung. Bei den Parlamentswahlen im Mai 2008 konnte die Vereinigte Nationale Bewegung von Saakaschwili ihre Zweidrittelmehrheit erhalten. Aufgrund von einigen Unregelmäßigkeiten beim Wahlablauf erkannte die Opposition das Ergebnis nicht an.
Das ungelöste Südossetienproblem eskalierte im August 2008 in militärischen Auseinandersetzungen, die zur bewaffneten Intervention Russlands führten, nachdem georgische Truppen in Südossetien eingerückt waren. Diese wurden von russischen Einheiten verdrängt. Gleichzeitig flog die russische Luftwaffe Angriffe auf Ziele in Georgien. Russische Verbände stießen auf georgisches Gebiet vor. Unter französischer Vermittlung akzeptierten Russland und Georgien einen Sechs-Punkte-Plan für eine Waffenruhe. Russland erkannte die staatliche Unabhängigkeit von Südossetien und Abchasien an, was international jedoch keine Akzeptanz fand. Georgien verließ die GUS. Im Abschlussbericht der Unabhängigen Untersuchungskommission zu dem Konflikt wurde Saakaschwili 2009 eine erhebliche Mitschuld am Ausbruch des Krieges zugewiesen. Gegen die Politik Saakaschwilis richteten sich vermehrt Proteste und Demonstrationen der Opposition. Eine Verfassungsrevision stärkte 2010 die Rechte von Parlament und Regierung zulasten des Präsidenten (Inkrafttreten erst nach der Vereidigung des nächsten Staatsoberhauptes). Das angespannte Verhältnis von Georgien und Russland blieb auch 2011/12 weiter von dem Konflikt um die von Russland militärisch kontrollierten abtrünnigen georgischen Regionen Südossetien und Abchasien geprägt. Das von dem Unternehmer Bidzina Iwanischwili (* 1956) geführte Oppositionsbündnis »Georgischer Traum« konnte die Parlamentswahlen am 1. 10. 2012 klar für sich entscheiden und gewann 85 der 150 Sitze. Iwanischwili wurde am 25. 10. 2012 vom Parlament zum neuen Ministerpräsidenten gewählt.
  1. Einleitung
  2. Natur und Klima
  3. Bevölkerung
  4. Staat und Politik
  5. Wirtschaft und Verkehr
  6. Geschichte
    1. Antike und Mittelalter
    2. Die Entwicklung in der Neuzeit
Läufer in der Natur
Wissenschaft

Ist der menschliche Körper zum Rennen gemacht?

Bei den Olympischen Spielen wetteifern derzeit Athletinnen und Athleten auf verschiedenen Distanzen um die schnellsten Sprints. Die Wettrennen faszinieren, weil wir Menschen eigentlich nicht für das hohe Tempo gemacht sind. Der Marathon wiederum fordert ein überdurchschnittliches Maß an Ausdauer. Nun haben Forschende untersucht,...

Axiom Station
Wissenschaft

Was kommt nach der ISS?

Die Tage der ISS sind gezählt. Bereits in wenigen Jahren sollen neue Raumstationen an ihre Stelle treten – basierend auf Ideen und Initiativen privater Unternehmen. von RALF BUTSCHER Monatelang sorgte 2024 die Internationale Raumstation (ISS) für Schlagzeilen – nicht wegen eindrucksvoller technologischer oder wissenschaftlicher...

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch