Lexikon
Gral
[der; lateinisch, französisch]
Graalin der Literatur des Mittelalters ein geheimnisvolles Heiligtum (Schale, Kelch, Stein), das zwischen märchenhaftem Gegenstand und religiösem Symbol angesiedelt ist und dessen Besitz höchstes irdisches und himmlisches Glück verleiht. Er wird von einem Ritterorden (Gralsritter) auf der Burg Montsalvage gehütet, die nur durch auserwählte Personen gefunden werden kann; der Gral spendet Speise und Trank, sein Anblick schützt vor Tod und Alter. – Das Motiv des Grals wurde um 1180 durch Chrétien de Troyes in die französische Dichtung eingeführt und mit der Artusdichtung verknüpft. Der erste deutsche Gralsroman entstand um 1210 mit dem Parzival Wolfram von Eschenbachs; hier wird der Gral zum Symbol göttlicher Gnade und mit der Eucharistie verknüpft. In der Gralsdichtung bildet die Suche nach dem Gral für einen bestimmten Ritter (u. a. Parzival, Lanzelot, Galahad oder Gawein) jeweils den Prüfstein für die Erkenntnis, dass der Weg zur Herrschaft über die Beherrschung der eigenen Begierden führt; die Gralssuche wird somit zum höchsten Ziel ritterlichen Lebens.
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