Lexikon

Ophüls

[
ˈɔphyls
]
Max, eigentlich Maximilian Oppenheimer, französischer Filmregisseur und -autor deutscher Herkunft, * 6. 5. 1902 Saarbrücken,  26. 3. 1957 Hamburg; zunächst als Regisseur am Theater tätig, wechselte Ophüls 1930 zum Film; 1933 nach Frankreich, 1941 in die USA emigriert, 1950 Rückkehr nach Frankreich; in seinen Filmen verbinden sich melodramatische und romantische Elemente in stilistisch anspruchsvoller Inszenierung; Hauptwerke: „Liebelei“ 1933; „Werther“ 1938; „Brief einer Unbekannten“ 1948; „Der Reigen“ 1950; „Pläsier“ 1951; „Madame de ...“ 1953; „Lola Montez“ 1955.
Ophüls, Max
Max Ophüls
  • Deutscher Titel: Brief einer Unbekannten
  • Original-Titel: LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN
  • Land: USA
  • Jahr: 1948
  • Regie: Max Ophüls
  • Drehbuch: Howard Koch, nach einer Novelle von Stefan Zweig
  • Kamera: Franz Planer
  • Schauspieler: Joan Fontaine, Louis Jourdan, Mady Christians, Art Smith, Marcel Journet
Das Drehbuch des Melodrams folgt einer Novelle von Stefan Zweig und spielt im Wien der k.u.k. Monarchie. Max Ophüls beschwört den bittersüßen Charme der Stadt herauf, in den sich die ganz auf Joan Fontaine (die Schwester Olivia de Havillands) zugeschnittene Handlung einfügt.
Der Film beginnt mit dem Abschiedsbrief der tuberkulosekranken Lisa (Joan Fontaine) an den Konzertpianisten Stefan (Louis Jourdan), der die Liebe ihres Lebens war. Retrospektiv wird dann der Lebensweg Lisas geschildert: Ihre Liebe zu Stefan beginnt früh und gewinnt rasch wahnhafte Züge. Das Mädchen gefällt sich in der Rolle der entsagungsvollen Liebenden und verschließt sich allen anderen Avancen. Als sie nach vielen Jahren eine kurze Affäre mit Stefan hat, entzieht sie sich dem Pianisten trotz ihrer Schwangerschaft, um seine Karriere nicht zu behindern. Sie heiratet einen anderen Mann, bleibt Stefan aber innerlich treu. Als sie ihn später zufällig wiedersieht und er sich kaum noch an sie erinnern kann, erkrankt sie schwer und geht zusammen mit ihrem Sohn in den Tod.
»Brief einer Unbekannten« ist der erste Film der von Joan Fontaine mitgegründeten, unabhängigen Produktionsfirma Rampart Productions.
  • Deutscher Titel: Der Reigen
  • Original-Titel: LA RONDE
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1950
  • Regie: Max Ophüls
  • Drehbuch: Jacques Natanson, nach dem gleichnamigen Theaterstück von Arthur Schnitzler
  • Kamera: Christian Matras
  • Schauspieler: Adolf Wohlbrück, Simone Signoret, Danielle Darrieux, Jean-Louis Barrault
  • Auszeichnungen: Filmfestival Venedig 1951 für Drehbuch und Ausstattung
Die internationale Premiere des Max-Ophüls-Films »Der Reigen« am 27. 8. 1950 bei der Biennale in Venedig löst heftige Diskussionen aus. Wie der literarischen Vorlage von Arthur Schnitzler werfen ihre Gegner der Liebeskomödie Unmoral vor. In den USA, wo der Film an Freizügigkeit alles übertrifft, was bislang gezeigt wurde, belegen die Behörden den Film bis 1954 mit einem Aufführungsverbot.
Ein »Spielführer« leitet kommentierend durch einen Reigen von Liebesepisoden: Eine Dirne trifft einen Soldaten, der ein Stubenmädchen verehrt. Das Mädchen verführt aber den Sohn ihrer Dienstgeber, er wiederum geht ein Verhältnis mit einer verheirateten Dame ein. Deren Mann betrügt sie mit Grisette, die einen Dichter liebt. Doch der Poet entscheidet sich für eine Schauspielerin, die einem Leutnant zugetan ist. Letzterer schließt den Reigen, als er der Dirne begegnet.
Max Ophüls leitet mit dem filmischen Meisterwerk seine französische Periode ein, die den Abschluss seines Schaffens darstellt. Ironisch setzt er sich mit menschlichen Schwächen auseinander und hebt das Motiv des Reigens durch gleitende Kameraführung und Montage auch auf die formale Ebene.
Darüber hinaus vereint Ophüls in seinem Film eine Riege der populärsten französischen Schauspieler der 50er Jahre. Perfekte Ergänzung der Dramaturgie ist die Walzermusik von Oscar Straus.
  • Deutscher Titel: Pläsier
  • Original-Titel: LE PLAISIR
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1951
  • Regie: Max Ophüls
  • Drehbuch: Jacques Natanson, Max Ophüls, nach Novellen von Guy de Maupassant
  • Kamera: Christian Matras, Philippe Agostini
  • Schauspieler: Claude Dauphin, Gaby Morlay, Jean Galland, Gaby Bruyère, Simone Simon, Jean Gabin
In drei Variationen widmet sich Max Ophüls nach der Vorlage von Guy de Maupassant dem Thema »Pläsier«:
I. Die Maske: Ein Tänzer erleidet einen Zusammenbruch. Der Arzt findet bei seiner Untersuchung hinter der Maske das Gesicht eines Greises.
II. Das Haus Tellier: Die Leiterin eines Bordells lässt ihr Etablissement am Wochenende geschlossen, um mit der Belegschaft einen Landbesuch zur Erstkommunion ihrer Nichte zu machen.
III. Das Modell: Ein eifersüchtiger Maler treibt seine Geliebte zu einem Selbstmordversuch. Sie überlebt, bleibt jedoch gelähmt. Die beiden heiraten.
Obwohl die Novellen sich inhaltlich stark voneinander unterscheiden, gelingt Ophüls bei allen dreien eine beeindruckende Dichte durch seinen präzisen, fein geschliffenen und liebevollen Einsatz von Körpersprache und Dialog. »Pläsier« ist der zweite Film, den Ophüls nach einem längeren Aufenthalt in den Vereinigten Staaten wieder in Frankreich dreht.
  • Deutscher Titel: Madame de
  • Original-Titel: MADAME DE
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1953
  • Regie: Max Ophüls
  • Drehbuch: Marcel Achard, Max Ophüls, Annette Wademant, nach dem Roman von Louise de Vilmorin
  • Kamera: Christian Matras
  • Schauspieler: Danielle Darrieux, Charles Soyer, Vittorio De Sica
Die schöne Madame de (Danielle Darrieux), Gattin eines ehrbaren Generals (Charles Boyer), gerät in Finanznot und verkauft heimlich ihre wertvollen Ohrringe. Ihrem Mann gegenüber behauptet sie, den Schmuck verloren zu haben. Doch der erfährt die Wahrheit, kauft die Ohrringe zurück und schenkt sie seiner Geliebten. Der Schmuck landet durch Zufall bei Baron Donati (Vittorio De Sica), der ein Verhältnis mit Madame de hat, und er übergibt ihr die Ohrringe. Ihrem Mann erzählt sie, dass sie den Schmuck wiedergefunden hat, doch er weiß von der heimlichen Liebschaft und fordert ihren Geliebten zum Duell heraus. Außer sich vor Angst, stirbt Madame de , noch bevor das Duell entschieden ist.
In einer bewusst künstlich gehaltenen Atmosphäre entwickelt Ophüls sein zynisches Intrigenspiel der Liebe. Dabei liegt über der Handlung ein Zug von Trauer darüber, dass wahre Liebe so dramatisch enden kann.
  • Deutscher Titel: Lola Montez
  • Original-Titel: LOLA MONTES
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1955
  • Regie: Max Ophüls
  • Drehbuch: Franz Geiger, Annette Wademant, Max Ophüls, Jacques Natanson, nach einem Roman von Cecil Saint Laurent
  • Kamera: Christian Matras
  • Schauspieler: Martine Carol, Peter Ustinov, Adolf Wohlbrück, Will Quadflieg
In einem Zirkus ist die einst aufregend schöne Tänzerin Lola Montez (Martine Carol) die Hauptattraktion. Für ihren verruchten Lebenswandel berühmt-berüchtigt, muss sie auf Geheiß des Zirkusdirektors (Peter Ustinov) dem Publikum Frage und Antwort über ihr bewegtes Leben stehen. Sie schildert den Zuschauern ihre schwierige Ehe, erzählt von ihren Affären mit Franz Liszt, mit dem König von Bayern und mit einem Studenten. Der Höhepunkt der Veranstaltung ist zugleich das Finale, bei dem das Publikum der Schönen die durch ein Gitter gereichte Hand küssen darf für einen Dollar.
Max Ophüls dreht mit diesem kunstvollen Drama seinen letzten Film, ungeheuer aufwändig in CinemaScope und Farbe hergestellt. Dabei weiß er diese Verfahren außerordentlich geschickt einzusetzen: Er nutzt das Format mit seiner anspruchsvollen Bildsprache und mit der prachtvollen Farbgebung der üppigen Dekors voll aus. Offenbar geht er mit diesem Stil seinem Publikum zu weit der Film wird ein finanzielles Desaster. Erst Jahre später wissen die Zuschauer das vielschichtige, auf mehreren Zeitebenen spielende Werk, das in der Originalfassung in Rückblenden erzählt und erst später in eine Chronologie umgewandelt wird, zu schätzen.
hossenfelder_02.jpg
Wissenschaft

Müssen wir das Fliegen aufgeben?

Im Dezember 2022 hat die Europäische Kommission einem Gesetzentwurf des französischen Parlaments zugestimmt, der alle Kurzstreckenflüge in unserem Nachbarland verbietet, für die es eine alternative Zugverbindung mit einer Fahrzeit von weniger als zweieinhalb Stunden gibt. Viele der betroffenen Flugverbindungen sind vermutlich...

HR_Schuelerlabor1.jpg
Wissenschaft

Die Quanten-Arena

Wo die Gesetze der Quantenmechanik das Zepter führen, stoßen klassische Experimente und selbst die leistungsstärksten Supercomputer an ihre Grenzen. Doch es gibt einen anderen Weg, um neue Erkenntnisse über den Mikrokosmos zu gewinnen: das Konzept der Quantensimulation. von RALF BUTSCHER Wenn Johannes Zeiher die Steuerung für...

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus der Wissensbibliothek

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon