Lexikon
Trọja
Troia; Ilios; Ilion; Iliumbronzezeitlicher und antiker Ort im Bereich des Hügels Hissarlik im Nordwesten Kleinasiens, 4,5 km von den Dardanellen und 5 km vom Ägäischen Meer entfernt; bei Homer Schauplatz des Trojanischen Krieges.
Ausgrabungen wurden 1863 und 1865 von F. Calvert, zwischen 1870 und 1890 von H. Schliemann, 1893/94 und 1924 von W. Dörpfeld, 1932–1938 von C. W. Blegen u. seit 1988 von M. Korfmann († 2005) mit einem internationalen Team durchgeführt.
Dörpfeld ermittelte 9 verschiedene Schichten oder Siedlungen (eigentlich 11, denn Schicht VII unterteilte er in VII 1 und VII 2; die Schichten stets von unten an gerechnet). Die späteren Grabungen bestätigten diese Einteilung prinzipiell, differenzierten sie aber auch, so bezeichnete Blegen VII 1 als VII a, VII 2 als VII b und untergliederte VII b in VII b 1 und VII b 2; zudem stellte er insgesamt 46 Siedlungshorizonte fest.
Alle Ausgräber fanden Überreste der Bronzezeit, aber auch des antiken, d. h. des griechischen (VIII) u. hellenistisch-römischen Ilion (IX).
Für Schliemann war anfangs die dritte Schicht das Troja Homers, später die zweite. Diese war eine stark befestigte Burg, nach heutiger Ansicht aus der Zeit 2500–2200 v. Chr., die in einer schweren Brandkatastrophe untergegangen war. Das und die in der Zitadelle gefundenen Schätze, darunter der sog. Priamosschatz, waren für Schliemann Gründe, in dieser Schicht das Troja der Ilias zu sehen.
Dörpfeld, der die heute von 1700–1300 v. Chr. datierte Schicht Troja VI ausgrub und darin u. a. mykenische Keramik, z. T. sehr große Häuser, eine mächtige, durch Türme gesicherte, bis weit in die Zeit von Troja VIII existierende Ringmauer und eine Brandzerstörung fand, hielt diese Burg für die der Sage. Blegen zeigte, dass ihr Ende durch ein von einem Brand begleitetes Erdbeben hervorgerufen wurde. Er sprach das ärmlichere, aber der gleichen Kultur angehörende Troja VII a als das sagenhafte Troja an, weil es in einer heute um 1200 v. Chr. angesetzten Brandkatastrophe untergegangen war, die Spuren einer Eroberung aufgewiesen haben soll. Das wurde auch von Korfmann und dem Homerforscher J. Latacz vertreten, die Troja VII a sogar als späteste Unterphase von Troja VI betrachteten und glaubten, weitere Hinweise für eine gewaltsame Einnahme gefunden zu haben. Die Beurteilung der Zerstörungsschicht blieb jedoch in der Forschung kontrovers, denn es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass sie die Folge eines normalen Brandes war. Auch die Annahme, dass Troja VII a –- vorausgesetzt, es hätte sich eine Belagerung abgespielt – von mykenischen Griechen eingenommen worden sei, ist keineswegs sicher. Korfmann und Latacz erklärten überdies Troja VI und Troja VII a zu einer altorientalischen Residenz mit großer, befestigter Unterstadt und zu einem mächtigen Handelszentrum; sie identifizierten Troja VI und Troja VII a mit dem hethitischen Vasallenstaat Wilusa. Diese Ergebnisse blieben jedoch ebenfalls in der Forschung umstritten und lösten 2001 den „Neuen Streit um Troja“ aus.
Blegen zufolge soll Troja nach dem Ende von Troja VII b 2, von ihm um 1100 v. Chr. angesetzt, verlassen worden sein, bis sich hier um 700 v. Chr. griechische Kolonisten niederließen und den Ort Troja VIII gründeten. Nach Korfmann sei es zu einer bis etwa 950 v. Chr. dauernden Nachbesiedlung (VII b 3) gekommen, in der man auch griechische Keramik importiert habe. Danach soll bis zum Besuch Alexanders des Großen 334 v. Chr. nur ein Heiligtum und allenfalls ein sehr kleiner Ort bestanden haben. Demgegenüber meinte D. Hertel, die griechische Besiedlung habe schon nach dem Untergang von Troja VII b 2 eingesetzt und Troja sei seit 900 v. Chr. eine von Griechen bewohnte, nicht unbedeutende Siedlung gewesen, geschützt von der immer wieder reparierten Ringmauer von Troja VI. Zwischen 1000 und dem 8. Jahrhundert v. Chr. sei dann unter maßgeblichem Eindruck der nach dem Glauben der griechischen Bewohner von Götterhänden in alter Zeit errichteten Mauer der eher friedlich verlaufene Kolonisationsvorgang zu einer Belagerungsgeschichte ausgestaltet worden, bis Homer daraus um 700 v. Chr. sein Epos Ilias entwickelt habe.
Troja VIII hat bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. existiert. Letztlich auf Initiative Alexanders des Großen, aber erst im 3. Jahrhundert v. Chr., hat man die vergleichsweise große Stadt Troja IX angelegt, die 85 v. Chr. stark zerstört, aber auf Betreiben des Augustus seit 20 v. Chr. wieder aufgebaut wurde. Zur Zeit von Troja VIII und Troja IX hat man in und außerhalb der Stadt Gegenstände, Bauwerke und Geländemarken gezeigt, die man als Zeugnisse für den damals für historisch gehaltenen Trojanischen Krieg ansah; sie zogen viele Besucher an. Um 500 n. Chr. zerstörten Erdbeben die Stadt. Noch für die Zeit um 900 n. Chr. wird Ilion als Bischofssitz erwähnt. Eine geringfügige byzantinische Neubesiedlung hat im 13. Jahrhundert begonnen und eventuell bis ins 15. Jahrhundert gedauert.
Das Ausgrabungsgebiet wurde 1996 zum Historischen Nationalpark und 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
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