Lexikon

Tunesien

Der moderne Staat

Nach blutigen Unruhen erhielt Tunesien 1955 innere Autonomie und 1956 die Unabhängigkeit als konstitutionelle Monarchie mit Bourguiba als erstem Premierminister. Er setzte 1957 den letzten Bey der Hussainiden ab, machte das Land zur Republik und wurde zum Staatspräsidenten gewählt, der ein autoritäres Regime errichtete. Zunächst verfolgte er eine sozialistische Politik. Die Kollektivierung der Landwirtschaft musste aber 1969 aufgrund des Widerstandes der Bauern abgebrochen werden, so dass eine wirtschaftspolitische Kursänderung notwendig wurde. 1975 ließ sich Bourguiba das Präsidentenamt auf Lebenszeit übertragen. Seit Mitte der 1980er Jahre legte er ein zunehmend sprunghaftes Verhalten an den Tag. 1987 wurde er wegen krankheitsbedingter Amtsunfähigkeit abgesetzt. Der neue Präsident Zine Al Abidine Ben Ali leitete Reformen ein, doch blieben das autoritäre Präsidialregime und die dominierende Stellung der Regierungspartei RCD bestehen. Islamistische bzw. regierungskritische Strömungen wurden rigoros unterdrückt. Erfolge verzeichnete die Regierung in der Bildungs-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Probleme blieben die hohe Arbeitslosigkeit, die ungleiche Einkommensverteilung und die starke Landflucht. Der Präsident wurde bei Wahlen mehrfach im Amt bestätigt, zuletzt 2009. Die Selbstverbrennung eines jungen Gemüsehändlers in der Provinzstadt Sidi Bouzid am 17. 12. 2010 löste eine landesweite Protestwelle gegen die hohe Arbeitslosigkeit und gegen das autoritäre Regime Ben Alis aus. Die Proteste eskalierten, als die Sicherheitskräfte Gewaltmittel gegen die Demonstranten einsetzten. Zahlreiche Menschen verloren ihr Leben. Am 14. Januar 2011 floh Präsident Ben Ali nach Saudi-Arabien ins Exil. Interimistisches Staatsoberhaupt wurde Parlamentspräsident Fouad Mebazza. Nach anhaltenden Unruhen trat am 27. Februar 2011 Mohammed Ghannouchi, Chef der Übergangsregierung und unter Ben Ali seit 1999 Ministerpräsident, zurück. Nachfolger wurde Béji Caïd Essebsi.
  1. Einleitung
  2. Natur und Klima
    1. Zweigeteiltes Klima
  3. Bevölkerung
    1. Staatliche Bevölkerungspolitik
  4. Bildung
  5. Staat und Politik
  6. Wirtschaft und Verkehr
    1. Traditioneller Agrarsektor
    2. Bergbau und Industrie
    3. Hochburg des Tourismus
    4. Ungleiche Verkehrserschließung
  7. Geschichte
    1. Antike
    2. Arabisch-osmanische Herrschaft und französische Kolonialzeit
    3. Der moderne Staat
Neandertaler
Wissenschaft

Blutgruppen unserer Vorfahren entschlüsselt

Unsere Blutgruppen bestimmen nicht nur darüber, wem wir Blut spenden können. Sie prägen auch unser Risiko für bestimmte Krankheiten – und geben Einblicke in unser genetisches Erbe. Analysen der Genome von Neandertalern und frühen Vertretern des Homo sapiens, die vor 120.000 bis 16.500 Jahren lebten, geben nun Einblicke darin, wie...

Illustration der Studienergebnisse
Wissenschaft

Gehirne von Optimisten ticken ähnlich

Optimisten verfügen meist über bessere soziale Netzwerke und sind gesellschaftlich integrierter als Pessimisten. Warum das so ist, könnte nun ein Experiment erklären. Demnach funktionieren die Gehirne von Optimisten sehr ähnlich, wenn es um die Vorstellung zukünftiger Entwicklungen und Ereignisse geht. Die Denkorgane von...

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon