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Elefanten: Stark und intelligent

Was macht Elefanten so auffällig?

Zweifelsfrei zählen hierzu neben ihrer Körpergröße der Rüssel, die riesigen Ohren und die Stoßzähne. Der multifunktionale Rüssel der Kolosse besteht aus Oberlippe und Nase. Die Ohren dienen nicht nur zum Hören, sondern auch zur Wärmeableitung und zur Kommunikation. Die langen Stoßzähne werden von einem sehr großen Kopf getragen, der aufgrund seiner porösen Knochen selbst nicht zu viel wiegt. Trotz ihres Gewichts von bis zu sechs Tonnen hinterlassen Elefanten keine sonderlich tiefen Fußabdrücke, da das Gewicht über die säulenartigen Beine und die großen Sohlen mit den elastischen Bindegewebskissen sehr gleichmäßig auf fast einen Quadratmeter Fläche verteilt wird. Die sprichwörtlich dicke Elefantenhaut ist in Wirklichkeit jedoch ein sehr empfindliches Organ, das der ständigen Pflege durch Schlammbäder, Staubduschen und Schrubben bedarf. Behaart ist sie nur bei den Jungtieren; erwachsene Elefanten haben nur noch wenige Borsten.

Wie unterscheiden sich Afrikanischer und Indischer Elefant?

Durch mehrere Merkmale. In Zoos, die sowohl Afrikanische (Loxodonta africana) als auch Indische Elefanten (Elephas maximus) halten, lassen sich die Unterschiede zwischen ihnen besonders leicht beobachten: Afrikanische Elefanten sind beispielsweise größer, haben eine sattelförmige Rückenlinie und viel größere Ohren; bei ihnen tragen sowohl Bullen als auch Kühe Stoßzähne. Indische Elefanten hingegen tragen zwei Höcker auf der Stirn, haben einen geraderen Rücken und viel kleinere Ohren; die Weibchen haben – wenn überhaupt – nur sehr kleine Stoßzähne.

Übrigens: Wilde Indische Elefanten leben heute noch in einigen Gebieten Indiens, Sri Lankas, Indochinas, Malaysias und Thailands sowie auf einigen Inseln. Sie sind in Trocken- und Dornwäldern, Steppen und Feuchtgebieten zu finden. Ihr Lebensraum reicht von der Tiefebene bis in 3000 Meter Höhe. Die Bullen werden höchstens drei Meter hoch und gut fünf Tonnen schwer, die Kühe wiegen nur halb so viel.

Haben Elefanten tatsächlich das sprichwörtliche Elefantengedächtnis?

Ja, das haben sie. Das schwere und hoch entwickelte Gehirn der Elefanten und vor allem die stark gefurchten Schläfenlappen deuten auf eine hohe Intelligenz und ein ausgezeichnetes Gedächtnis hin. Beide Eigenschaften (sowohl Intelligenz als auch Gedächtnis) machen sich die Menschen gerne zunutze und bilden die Dickhäuter zu Arbeitstieren aus, die beispielsweise beim Holztransport in entlegenen Gebieten der tropischen Wälder helfen oder als »Transportmittel« für Touristen dienen.

Heute versucht man, den Bedarf an Arbeitselefanten durch Nachzucht bereits gezähmter Tiere zu decken. Früher war es einfacher, wilde Elefanten zu fangen und zu zähmen. Dazu schleuste man in einer großen Treibjagd ganze Herden in ein fest umzäuntes Areal. Nach einigen Tagen brachte man einzelne Tiere in ein kleineres Gehege, in denen man ihnen bereits gezähmte Tiere zugesellte. Diese wirkten beruhigend auf ihre wilden Artgenossen ein und gewöhnten sie an einen menschlichen Führer.

Zwischen diesem sog. Mahut und seinem Tier entsteht mit der Zeit eine enge Bindung, die oft ein Leben lang andauert. Auf dem Nacken seines Tieres sitzend, erteilt der Mahut ihm durch bestimmte Worte und das Antippen der Ohren mit den nackten Füßen Befehle, denen er zur Not durch Stiche mit einer spitzen Eisenstange Nachdruck verleiht. Wer dabei zu brutal vorgeht, riskiert seinen Arbeitsplatz und unter Umständen auch sein Leben, denn Elefanten stehen in dem Ruf, nie eine Niederträchtigkeit zu vergessen: Sie können jahrelang auf ihre Chance zur Rache warten.

Wodurch fallen paarungswillige Elefantenmännchen auf?

Sie befinden sich körperlich und seelisch in einem Ausnahmezustand, der als Musth bezeichnet wird. Zum ersten Mal verfallen Elefantenbullen etwa im 29. Lebensjahr, wenn sie fast ausgewachsen sind, in diesen physiologischen und psychologischen Ausnahmezustand, der zwei bis drei Monate andauert: Ihr Testosteronspiegel steigt auf das Zwanzigfache des Normalwerts, aus den Schläfendrüsen rinnt ein stark riechendes Sekret, sie geben ein tiefes Grollen von sich, werden aggressiv und kämpfen heftig mit anderen Bullen; dabei haben sie gute Chancen, auch größere Gegner zu besiegen, die gerade nicht in der Musth sind. Sogar die Körperhaltung verändert sich deutlich: Die Bullen schreiten erhobenen Hauptes einher. Sie unternehmen weite Wanderungen, um Kühe aufzuspüren, die gerade empfängnisbereit sind, was nur für wenige Tage der Fall ist. Die Musth kommt sowohl bei den Afrikanischen Elefanten als auch bei den Indischen Elefanten vor, allerdings ist sie bei den Indischen Elefanten ausgeprägter.

Übrigens: Die Paarungszeit fällt mit dem Höhepunkt der Regenzeit zusammen, so dass die Jungen knapp zwei Jahre später genau dann zur Welt kommen, wenn es – aufgrund der dann herrschenden Regenzeit – am meisten frisches Futter gibt.

Bringen Elefantenweibchen ihre Babys allein zur Welt?

Nein, denn sie werden von »Hebammen« unterstützt. Die Geburt eines Elefantenbabys ist ein soziales Ereignis: Die erwachsenen und halbwüchsigen Tiere bilden einen Schutzwall um die trächtige Kuh. Zwei »Hebammen« unterstützen die Niederkunft, indem sie das Kleine aus seinen Embryonalhäuten befreien und ihm aufhelfen. Nach fünf Minuten kann das Neugeborene stehen, nach einer Stunde bereits gehen. Bis es die komplexe Muskulatur seines Rüssels voll im Griff hat und ihn wie die Erwachsenen gebrauchen kann, vergehen hingegen Monate.

Zwar werden die Kälber ein bis zwei Jahre lang von der Mutter mit fettreicher Milch versorgt, aber schon kurz nach der Geburt beginnen sie, mit ihrem Milchgebiss auf Pflanzenteilen herumzukauen. Anfangs dürfen sie auch bereits zerkleinerte Nahrung aus den Mäulern der Erwachsenen stibitzen. Kinderlose Kühe übernehmen die Funktion von Kindergärtnerinnen, so dass die Mütter nicht ständig selbst auf ihre Kleinen aufpassen müssen. Wittert die Matriarchin Gefahr und schlägt Alarm, so bilden die Erwachsenen einen schützenden Ring um den Nachwuchs.

Waren Mammuts wirklich riesenhafte Tiere?

Nein, eigentlich nicht, aber trotzdem: Wenn wir zum Ausdruck bringen wollen, dass etwas besonders groß ist, sprechen wir von einem Mammutwerk, Mammutunternehmen, Mammutbaum usw. – dabei erreichten die Kältesteppenmammute (Mammuthus primigenius), die einst durch die Tundren Eurasiens und Nordamerikas zogen, mit maximal vier Metern Schulterhöhe gerade einmal die Maße eines besonders stattlichen Afrikanischen Elefanten. (Deutlich größer waren die weiter im Süden lebenden Steppenelefanten des Pleistozäns, die zu den »Mammuten im weiteren Sinne« zählen.) Da man im ewigen Eis gut erhaltene Mammutkadaver gefunden hat, wissen wir über diese nichtsdestoweniger mächtigen Gras- und Kräuterfresser mehr als über andere prähistorische Säugetiere. In Anpassung an das kalte Klima hatten sie relativ kleine Ohren und einen dichten Pelz aus langen, rotbraunen bis dunkelbraunen Wollhaaren. Mit den bis zu fünf Meter langen, stark nach oben und innen gekrümmten Stoßzähnen konnten sie vermutlich die Schneedecke abtragen oder durchwühlen, um an Pflanzen zu gelangen. Höhlenmalereien, Felsritzzeichnungen sowie Knochen- und Elfenbeinschnitzereien belegen, dass unsere Vorfahren diese Tiere jagten, was sicher zu deren Aussterben vor rund 10 000 Jahren beigetragen hat.

Übrigens: Mammuts waren näher mit den heutigen Indischen Elefanten verwandt als diese mit den Dickhäutern aus Afrika.

Setzte nur Hannibal Kriegselefanten ein?

Nein. Die Europäer hatten den Einsatz von Elefanten als Transportmittel und lebende Waffen wahrscheinlich im 4. Jahrhundert v. Chr. von den Indern übernommen, die bereits 1100 v. Chr. Indische Elefanten zu diesem Zweck abrichteten. Vor der Schlacht gab man den Tieren dort oft Reiswein zu trinken, um sie zu enthemmen, wodurch sie allerdings auch für die eigenen Truppen gefährlich werden konnten. Als Alexander der Große im Jahr 326 v. Chr. im Pandschab gegen König Poros kämpfte, kannte er die Eigenheiten der Kriegselefanten bereits so gut, dass er die gegnerischen Tiere gezielt durch Steinwürfe, Fanfarenstöße und Fackeln in Panik versetzen ließ. Von den 200 Elefanten in Poros' Armee führte Alexander nach dessen Niederlage ungefähr 80 Tiere als Kriegsbeute heim.

Übrigens: Der karthagische Feldherr Hannibal überquerte 218 v. Chr. im Zweiten Punischen Krieg mit 37 Kriegselefanten die Alpen. Es handelte sich um Afrikanische Elefanten aus dem Sudan oder Tunesien, die, anders als man gemeinhin glaubt, fast ebenso leicht zu zähmen sind wie ihre asiatischen Verwandten.

Weshalb wurden Elefanten erbarmungslos verfolgt?

Wegen des Elfenbeins, aus dem ihre zu Stoßzähnen umgebildeten oberen Schneidezähne bestehen. Sie sind aus Dentin, Knorpel und Calciumsalzen gebildet und lassen sich gut verarbeiten. Außer Schnitzereien stellte man z. B. Billardkugeln, Klaviertasten oder Kämme aus dem »Weißen Gold« her, dessen Qualität vor allem vom Klima im Lebensraum der Tiere abhängt. Um an das begehrte Handelsprodukt zu kommen, wurden früher pro Jahr schätzungsweise 45 000 Tiere getötet.

Hohe Gewinnspannen und die Verbreitung von Schusswaffen, welche die einst gefährliche Elefantenjagd erleichterten, führten bereits im 19. Jahrhundert zu einer Dezimierung des Afrikanischen Elefanten, der man mit Verboten entgegenzuwirken versuchte. In den 1970er und 1980er Jahren schrumpften die Bestände alarmierend – weil das Statussymbol Elfenbein wieder gerne gekauft wurde. Erst 1989 wurde der Handel mit Elfenbeinprodukten im CITES-Abkommen weltweit verboten. Seither stieg die Elefantenpopulation in einigen afrikanischen Staaten wieder so stark an, dass der Ruf nach Ausfuhrgenehmigungen für Elfenbein lauter wurde. Dennoch erneuerte die CITES-Konferenz 2000 das Handelsverbot, da es noch keinen wirksamen Schutz gegen Wilderei und Schmuggel gibt.

Was macht der Elefant mit dem Rüssel?

Eigentlich fast alles. Er dient dem Tier nicht nur zum Riechen und Atmen und sogar als Schnorchel beim Schwimmen, sondern dank der flexiblen Muskulatur und der fingerartigen Auswüchse an der Spitze auch als Greifarm. Mit diesem Präzisionsorgan heben Elefanten sogar kleine Münzen mühelos vom Boden auf. Beim Trinken saugen sie etwa einen Eimer voll mit dem Rüssel auf, verschließen die Öffnung mit den »Fingern« und spritzen sich das Wasser ins Maul. Auch als Schlagwaffe und zur Begrüßung, für Wasser- und Staubduschen und zum Trompeten wird der kräftige Muskelschlauch eingesetzt.

Wussten Sie, dass …

der Verdauungstrakt der Elefanten alle Rekorde bricht? Allein der Dünndarm eines erwachsenen Rüsseltiers ist 25 Meter lang.

im Verlaufe der Evolution der Rüsseltiere die Nase (einschließlich der Oberlippe) immer länger wurde? So entstand der Rüssel.

der schwerste jemals erlegte Afrikanische Elefant eine Schulterhöhe von gut vier Metern hatte und fast elf Tonnen wog?

Wer hat in einer Elefantenherde das Sagen?

Meist das älteste Weibchen. Sowohl Indische als auch Afrikanische Elefanten leben in sozialen Verbänden, die matriarchalisch organisiert sind: Den Kern bilden einige miteinander verwandte Kühe mit ihren Kälbern. Angeführt wird die Herde meist von der ältesten Kuh, denn sie kennt zum Beispiel die besten Stellen, um in der Trockenzeit nach Wasser zu graben; außerdem hat sie sich ein Leben lang alle Vor- und Nachteile der traditionellen Wanderwege im Streifgebiet eingeprägt. Auf eine Änderung der äußeren Umstände reagieren die Tiere flexibel: Bei Futterknappheit teilen sich die Herden in Kleingruppen auf, zu Beginn der Regenzeit schließen sich mehrere Familien zu großen Gruppen zusammen. Die Bullen leben teils allein, teils in Junggesellenherden und stoßen nur während der Paarungszeit zu den Weibchen.

Wussten Sie, dass …

das Gehirn eines Bullen bis zu 5,4 Kilogramm schwer wird?

die Stoßzähne der Elefanten über vier Meter lang werden können und das größte je erbeutete Stoßzahnpaar 225 Kilogramm wog?

Elefanten in Freiheit über 60, in Gefangenschaft sogar 80 Jahre alt werden können?

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